Erleichterung für Millionenmetropole
In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ist dank China Schluss mit dem Verkehrschaos. Das in Zusammenarbeit mit China entstandene Großprojekt einer „Stelzenbahn“ mit zwei Linien wurde zu Jahresbeginn eröffnet und sollte das bisherige veraltete öffentliche Verkehrssystem zu einem Gutteil entlasten.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Insgesamt 32 Kilometer lang sind die beiden neuen Linien, welche die Stadt einerseits auf der Nord-Süd-Achse, andererseits auf der Ost-West-Achse durchschneiden. Die 39 Stationen wurden großzügig angelegt, um genug Platz beim Ein- und Aussteigen zu gewähren, heißt es weiter. Teils wurden die Linien als klassische U-Bahn, also unterirdisch, angelegt, teils verlaufen die Trassen allerdings erhöht auf Stelzen. Das Projekt war im Jänner 2012 gestartet, so Behailu Sintayehu der zuständige Projektleiter.

Reuters/Tiksa Negeri
Die Arbeit an einer Station
Große Rolle bei „Linderung des Verkehrschaos“
Die neue Stadtbahn spiele eine große Rolle bei der Linderung des Transportproblems in der Stadt, so Behailu weiter. Durch die partielle Verlegung des öffentlichen Transports auf die Schienen komme man viel schneller von A nach B. Auch die Staus auf den Straßen sollen dem Vernehmen nach weniger bzw. kleiner geworden sein.
Zuvor waren die rund fünf Millionen Einwohner der Metropole und ihres Umlandes bei ihren täglichen Fahrten vor allem zu den Stoßzeiten in überfüllte Busse und Minivans eingepfercht gewesen. Oft bildeten sich bei den Haltestellen quälend lange Schlangen, die allerdings diszipliniert eingehalten wurden.

Reuters/Tiksa Negeri
Die beiden Trassen treffen einander an einem Knotenpunkt
China: Von Finanzierung bis Know-how
Das 475 Millionen Dollar (rund 390 Mio. Euro) teure Projekt wäre allerdings ohne Hilfe von außen für Äthiopien nicht realisierbar gewesen. China griff massiv unter die Arme bzw. bot der Regierung in Addis Abeba das Projekt an. Gebaut wurde es von der China Railway Engineering Corporation (CREC), großteils durch einen Kredit der staatlichen chinesischen Export-Import-Bank Exim finanziert. Das Know-how in China ist aufgrund der in dem Land entstehenden Großstädte und deren zu bauender Verkehrsinfrastruktur groß.
Die staatliche äthiopische Eisenbahngesellschaft hat denn auch einen Vertrag mit der Shenzhen-Metro-Gesellschaft, das Unternehmen managt das U-Bahn-System der immer weiter wachsenden chinesischen Stadt, abgeschlossen. Gemeinsam mit CREC managt sie seit Jahresbeginn vorerst für 41 Monate den Betrieb der beiden neuen Linien.
Visitenkarte für weitere Aufträge
Die neue Stadtbahn gilt als Rarität in den vom Verkehr geplagten afrikanischen Metropolen. Doch das soll sich nach dem Willen aus Peking rasch ändern. Die neue Bahn für Addis Abeba ist daher auch ein Vorzeigeprojekt, eine Visitenkarte der chinesischen Ingenieurskunst, von dem sich China erhofft, dass Aufträge weiterer Großstädte auf dem afrikanischen Kontinent folgen.
China ist überhaupt ein wichtiger Partner für äthiopische Infrastrukturprojekte. So wird gerade auch an einer neuen Bahnlinie ins Nachbarland Dschibuti gebaut. Insgesamt soll das Bahnnetz mit 5.000 Kilometern bis 2020 ausgebaut werden. Geht es nach Plan, wird das Straßennetz von 5.000 Kilometern im Jahr 2010 bis 2020 verdreifacht.
Goldgräberstimmung bei Investoren
Äthiopien gilt als Boomland und als eine der am raschesten wachsenden Volkswirtschaften in Afrika. Nicht nur die rund neun Prozent Wirtschaftswachstum jährlich locken ausländische Investoren an. Das Lohnniveau in dem Land ist niedrig, wie auch die Energiepreise, die Infrastruktur wird stetig ausgebaut.
Bereits vor geraumer Zeit überstiegen die Investitionen Chinas in Äthiopien bereits die Eine-Milliarde-Dollar-Marke, so Reuters mit Bezug auf die offiziellen Zahlen. Durch den Ausbau des Verkehrsnetzes erhoffen sich die chinesischen Investoren und Geldgeber, die in offizieller Hand sind, auch einen noch regeren Handel und Außenhandel mit und in Äthiopien, an dem China kräftig mitzehren will. Äthiopien gilt als Markt der Zukunft. Auch in der Produktion will sich das noch hauptsächlich landwirtschaftlich geprägte Land umorientieren. Die Bekleidungs- und Schuhbranche hat bereits Investoren aus China, Indien und den Golfstaaten angezogen.
Links: