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Republik bringt Gegenklage ein

„Kein Tag zum Scherzen heute, wir haben monatelang alle Alternativen geprüft“: Das sagte Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) bei der Bekanntgabe der am Wiener Handelsgericht eingereichten Klage der Republik gegen die Bayerische Landesbank (BayernLB) am Freitag. Von vorweihnachtlichem Frieden ist also keine Spur, Schelling sieht nun den Ball bei den Bayern.

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Schelling sagte bei einer Pressekonferenz zur 3,5-Milliarden-Euro-Klage, dass es seit seinem Amtsantritt Versuche gegeben habe, einen Vergleich im Streit über die Altlasten der Hypo(-Verstaatlichung) zustande zu bringen. Auf höchster politischer Ebene hätten Gespräche stattgefunden, auch mit dem bayrischen Finanzminister Markus Söder (CSU). „Wir haben den Kontakt aufgenommen, haben gebeten, Gespräche zu führen“, so Schelling.

Doch auf den erhofften Gegenvorschlag warte man bis heute - über eine Zusage, dass darüber nachgedacht werde, sei man nicht hinausgekommen, so der Finanzminister. „Wenn acht Wochen keine Antwort kommt, denkt man sich auch seinen Teil“, so Schelling in Richtung München. Österreich habe den ersten Schritt gemacht, nun seien „die Bayern am Zug“. Gleichzeitig wurde betont, dass Österreich weiterhin an einem Generalvergleich mit Bayern interessiert sei.

Beitrag für Abwicklung der Hypo

Bei der Milliardenklage geht es laut Finanzminister nicht darum, die Hypo physisch wieder nach Bayern zu übergeben. Es gehe darum, dass man von Bayern über den wahren Kapitalbedarf der Hypo - die nunmehr als „Bad Bank“ Heta firmiert - getäuscht worden sei. Daher sehe man die geforderten 3,5 Mrd. Euro als Beitrag der Ex-Mutter für die Abwicklung der früheren Hypo Alpe-Adria. Technisch nennt sich der Vorgang „geldwerte Ablöse einer Rückabwicklung“.

Kampf um bessere Konditionen

Grob gesagt geht es für die Republik darum, im Nachhinein bessere Konditionen zu erkämpfen. Denn der Kapitalbedarf der Hypo sei nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig viel höher gewesen, als das die Bayern dargestellt hätten. Die falsche Darstellung sei den Bayern auch bewusst gewesen. Die Bank versuchte zu beschwichtigen: „Dieser Schritt war zu erwarten“, sagte ein Sprecher der BayernLB auf APA-Anfrage. „Die BayernLB nimmt dies zur Kenntnis und sieht einer Klage gelassen entgegen.“

Die 3,5 Mrd. Euro sind laut Schelling „jene Summe, die den tatsächlichen damaligen realistischen Wert, den die Bayern (zum Zeitpunkt der Notverstaatlichung 2009, Anm.) zu bezahlen gehabt hätten, aus heutiger Sicht darstellt“. „Unabhängig von dieser Summe sind die damals gewährten Kreditlinien“, so Schelling. Um die Rechte Österreichs entsprechend zu wahren, habe man sich nach reiflicher Überlegung untermauert mit Gutachten zum Klagsschritt entschieden.

Zwei neue Gutachten

Neben Gutachten, die bereits beim Gerichtsstreit in München herangezogen werden, gibt es auch zwei neue Gutachten „internationaler Rechtsexperten“, die die Finanzprokuratur in Vertretung der Republik vertritt, unterstützen würden. „Die Klage stützt sich im Wesentlichen darauf, dass die katastrophale wirtschaftliche Lage bei der Notverstaatlichung von der Bayerischen Landesbank nicht offengelegt wurde“, sagte Schelling weiters. Dies würden alle Gutachten und auch der Bericht der Hypo-Untersuchungskommission unter Irmgard Griss darstellen.

Bei der Klage am Freitag handelt es sich um den jüngsten Akt in einer Flut von Rechtsstreitigkeiten zwischen Bayern und Österreich sowie deren jeweils staatlich kontrollierten Banken. Die Beträge, um die es in den einzelnen Prozessen geht, addieren sich mittlerweile auf mehr als zehn Milliarden Euro. Erst vor wenigen Tagen hatte die BayernLB die Republik auf Zahlung von 2,4 Mrd. Euro geklagt. Das Münchner Institut forderte damit eine Garantie für Hypo-Kredite ein. Den österreichischen Steuerzahler hat die Bank bisher rund fünf Mrd. Euro gekostet.

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