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Rasante Entwicklung

Seit 25 Jahren können sich Autofahrer mit Hilfe von digitalen Navigationssystemen durch das Straßengewirr führen lassen. Waren Navis zu Beginn noch eine kostspielige und auch ungenaue Angelegenheit, dienen mittlerweile bereits gängige Smartphones als Navigationsgeräte.

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Bereits in den 1970er Jahren wurde an mobilen Navigationssystemen fürs Auto geforscht, die ersten Prototypen wurden Anfang der 1980er Jahren vorgestellt. 1983 etwa zeigte Blaupunkt, Tochtergesellschaft des deutschen Elektrounternehmens Bosch, mit dem „Elektronischen Verkehrslotsen für Autofahrer“, kurz EVA, einen ersten Prototypen eines autarken Navigationssystems.

Prototyp füllte ganzen Kofferraum aus

EVA orientierte sich mit Hilfe von Radsensoren und füllte einen ganzen Kofferraum aus. Dennoch blieb für die Datenspeicherung nicht viel Platz, die Landkarte war noch auf einer Kassette gespeichert und deren Datenvolumen reichte gerade einmal für die Innenstadt von Hildesheim in Niedersachen in Deutschland. Daher mussten die Entwickler auch auf eine männliche Stimme zurückgreifen, weil diese aufgrund der tieferen Stimmlage weniger Speicherplatz benötigte. Gängig waren auch Erdmagnetfeld-Sensoren und Kompasse.

1989 schließlich brachte Blaupunkt mit dem TravelPilot das erste serienreife Navigationssystem für den europäischen Straßenverkehr auf den Markt. Auch dieses System arbeitete unter anderem mit Radsensoren und kostete bei der Markteinführung 7.000 Deutsche Mark, umgerechnet 49.000 Schilling beziehungsweise 3.560 Euro. Parallel dazu wurden in Japan ebenfalls Navigationssysteme entwickelt, 1990 stellte Pionier etwa seine GPS-gestützte Autonavigation vor.

Einsatz in der Oberklasse

Wie viele technische Neuerungen wurden Navigationssysteme zuerst in Autos der Oberklasse verbaut, wie der S-Klasse von Mercedes und dem 7er-BMW - Mitte der 1990er Jahre kostete das System von Bosch noch immer 2.000 Euro. Die ersten Großkunden von Bosch waren professionelle Fahrzeugflotten, wie die Feuerwehr Los Angeles oder die Deutsche Post und Rettungsdienste.

Siegeszug für GPS-Navigation

Ab Mitte 2000 wurde das vom US-Militär entwickelte Global Positioning System, kurz GPS, für die breite Nutzung im Auto interessant. Zu dem Zeitpunkt wurde die künstliche Signalverschlechterung für zivile Zwecke abgeschaltet, damit wurde eine Ortsgenauigkeit auf rund zehn Meter möglich. Davor waren oft noch Hilfsmittel wie eben Radsensoren und Kreiselkompasse notwendig, um eine genauere Bestimmung unter 100 Metern zu ermöglichen. Mittlerweile kann kontinentweit auf einen Meter genau geortet werden, je nach Methode auch auf den Zentimeter genau.

Mit GPS wurde die Autonavigation in weiterer Folge billiger und damit auch breiter eingesetzt. Die Geräte schrumpften und lösten sich von den Autos, da sie keine Zusatzsensoren mehr benötigten: Die Zeit der tragbaren Navis begann. Diese für einige Jahre boomende Geschäftssparte ist mittlerweile allerdings wieder rückläufig, seit Jahren verzeichnen Navihersteller wie TomTom oder Garmin sinkende Umsätze in diesem Bereich.

Navis werden wieder fix verbaut

Der Grund: Einerseits laufen Smartphones mit integriertem GPS und entsprechender Kartensoftware ab Werk den tragbaren Navis den Rang ab, andererseits werden Navigationssysteme wieder zunehmend fix im Auto verbaut, nun auch in der Mittelklasse und günstigeren Modellen. Allerdings werden jetzt neue Sensoren mit verbaut, die unter anderem dazu genutzt werden, um im Auto Infos zu sammeln, die dann an die Umwelt geschickt werden können, etwa im Rahmen von „intelligenten“ Verkehrssystemen. Nicht zuletzt für das Zukunftsziel des selbst fahrenden Autos müssen diese Systeme mit den Sensoren fix im Auto verbaut werden.

TomTom, aber auch Nokia arbeiten bereits mit Autohersteller und Zulieferern wie Bosch zusammen, um Karten für Fahrzeuge mit Autopilotenfunktion zu entwickeln. Sie sollen den Fahrer in Zukunft vor verstopften Straßen und schlechtem Wetter warnen sowie Tipps für eine besonders spritsparende Fahrweise auf Basis der zu befahrenden Strecke liefern. Daneben sehen TomTom und Garmin ihre Zukunft auch in Navigationsanwendungen abseits des Autos wie in Armbanduhren für Sportler.

Navigation in vielen Bereichen

So gibt es etwa eigene Navi-Anwendungen für Radfahrer und Indoor-Navigation für Fußgänger, auch Benutzer von Öffentlichen Verkehrsmitteln profitieren auf Basis der Ortbestimmungen von einer möglichst punktgenauen Ortung. Gerade auf Smartphones gibt es zudem viele Apps, die ihre Nutzer gerne genauer orten würden, nicht immer zum direkten Nutzen der Anwender. Oft ist die Ortungsfunktion gezielt abschaltbar, es gibt allerdings auch Apps, die ohne Ortung den Dienst verweigern.

Für eine ausreichende Orientierung alleine reichen die digitalen Helfer aber nicht immer aus, wie diverse Fälle von fehlgeleiteten Kraftfahrzeuglenkern immer wieder zeigen. Kritiker bemängeln, dass mit der Einführung der Navis viele Menschen verlernt haben, überhaupt Karten zu lesen und sich zu sehr auf Navigationsgeräte verlassen, selbst wenn absehbar ist, dass der aktuelle Weg ins Nichts oder in die Bredouille führt. Ob die viel kritisierte Ablenkung durch das Navi höher ist als früher durch das Hantieren mit Karten, bleibt dabei aber offen.

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