Letzter Akt eines Stücks TV-Geschichte
„Wetten, dass..?“ ist Geschichte. Nach fast 34 Jahren hieß es am Samstag zum letzten Mal „Top, die Wette gilt“. Mit dem Showklassiker ging eine Ära zu Ende. Moderator Markus Lanz sagte, die Sendung habe TV-Geschichte geschrieben. Zwar herrschte viel Wehmut bei der 215. und letzten Ausgabe, die Einstellung des TV-Dinosauriers wurde aber nicht mehr infrage gestellt.
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Für ihn sei „Wetten, dass..?“ nun „ein Stück Kindheit, das gegangen ist“, sagte Lanz nach der Sendung. Er sehe den Abschied auch mit einem weinenden Auge, aber im Moment überwiege bei ihm ein Gefühl der Dankbarkeit. Zu der vielen Kritik, die er sich hatte anhören müssen, sagte der 45-Jährige, er werde „das Gefühl nicht los, dass die Sendung ein staatstragendes Ereignis ist“.
Letztes Quotenaufbäumen
ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner attestierte der Show nach deren Ende „die Kraft, an Samstagabenden als willkommenes ‚Familienmitglied‘ oder ‚Freund‘ in den Kreis unseres Publikums aufgenommen zu werden“. „Der großartige Erfolg der letzten Sendung zeigt uns genau diese einzigartige Komponente“, so Zechner. „Der ORF ist stolz und dankbar, dass er für unser heimisches Publikum Teil dieser Sendung war.“

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Für Markus Lanz „ein Stück Kindheit, das gegangen ist“
Zum Schluss schalteten in Österreich 760.000 Zuschauer auf ORF eins ein (33 Prozent Marktanteil), in Deutschland waren 9,27 Millionen Zuseher im ZDF dabei (32,5 Prozent Marktanteil), nachdem die Quote zuletzt abgesackt war. Dennoch: „Der Aufwand ist riesig, und die Zahl der Zuschauer ist immer weiter zurückgegangen“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut nach der Show. „Darauf muss ein Sender reagieren. Ansonsten ist der öffentliche Druck auch zu stark auf die, die es moderieren. Ich schließe aus, dass es an Markus Lanz lag, und bin ihm sehr dankbar, dass er das gemacht hat.“
Nachrufe auf eine TV-Legende
Die Reaktionen der Kritiker waren zu einem großen Teil in Nachrufen eingebettet. „Es gab keine Hoffnung mehr, dass dieser Patient noch einmal aus dem Koma erwachen würde“, schrieb Faz.net. Auch Bild.de zog es auf den Friedhof: „Gestern Abend wurde ,Wetten, dass..?‘ in Nürnberg mit der 215. Ausgabe zu Grabe getragen. Nach 33 Jahren starb ein Stück deutscher Fernsehgeschichte ... Anlass zur Trauer um die Sendung lieferte die Sendung jedoch kaum.“ Und „Spiegel Online“ merkte an, dass sich die letzte Ausgabe wie eine dieser Beerdigungen angefühlt habe, „bei denen alle Beteiligten sich um Fröhlichkeit bemühen. Er hat ja so gerne gelacht, der Verstorbene.“

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Abschied von der „Generation Wetten, dass..?“
So verabschiedete sich die letzte Sendung denn auch mit einem Rückblicksreigen - auf die schönsten Wetten, die emotionalsten Momente, die größten Stars und die lustigsten Pannen der „Wetten, dass..?“-Geschichte. Lanz’ Gäste schwelgten fast alle in Erinnerungen und erzählten, dass die Show sie schon lange begleitet. "Es ist die Folklore der zwischen 1965 und 1975 Geborenen, die Lanz in seiner letzten Sendung dann auch gleich ‚Generation Wetten, dass..?‘ taufte, schrieb „Spiegel Online“ und hinterfragte zugleich, ob das überhaupt simmt oder doch vielmehr zur Legendenbildung gehört.
„Arrivederci Lanz ...“
Die Komiker Otto Waalkes und Michael („Bully“) Herbig sangen am Samstag ein Abschiedsständchen: „Es war ein buntes Treiben, das lassen wir in Zukunft bleiben, für Markus Lanz ist heute Schicht. Wird er bezahlt? Ich hoffe nicht“, gaben sie nach der Melodie von Frank Sinatras Hit „My Way“ zum Besten. Anschließend tanzten die beiden Komiker Polonaise über die Bühne und trällerten im Duett: „Arrivederci Lanz, das war dein letzter Tanz.“

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Otto Waalkes und Michael Herbig gaben ein Abschiedsständchen
„Machen Sie’s gut, das Leben geht weiter - Wetten, dass..?“, sagte Lanz am Samstag zum Schluss. Auch nach der Einstellung der Sendung werde eine länderübergreifende Zusammenarbeit von ORF, ZDF und SRF weiterhin intensiv diskutiert, teilte der ORF mit. Derzeit stünden verschiedene Konzepte zur Disposition, die man gemeinsam diskutiere, bewerte und weiterentwickle. Ziel sei, nach „Wetten, dass..?“ eine „lebendige und langfristige Zusammenarbeit der drei Sender aufrechtzuerhalten und unserem Publikum moderne, vielseitige und spannende Unterhaltung zu bieten“. Dementsprechend baue die Bandbreite der Überlegungen „auf verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten und Genres von Shows auf“.
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