Themenüberblick

„Allen Ansatzpunkten nachgehen“

Die Neuaufnahme der Ermittlungen zum Oktoberfestattentat 1980 hat in Deutschland durchgehend positive Reaktionen hervorgerufen. „Ich habe heute angeordnet, dass die Ermittlungen wiederaufgenommen werden“, sagte Generalbundesanwalt Harald Range am Donnerstag in Karlsruhe. „Mord verjährt nicht.“ Die bisher unbekannte Zeugin könnte auf mögliche Mitwisser hindeuten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Jetzt habe man „von einer bisher unbekannten Zeugin Hinweise erlangt, die auf bisher unbekannte Mitwisser hindeuten könnten“, so Range. Die Ermittlungen werden sich Range zufolge aber nicht auf diese Frau allein beschränken. „Wir werden allen Ansatzpunkten erneut und umfassend nachgehen“, sagte er. Er bezeichnete den Anschlag vom September 1980 als das „schwerste rechtsextremistische Attentat in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“.

Opferanwalt erfreut

Opferanwalt Werner Dietrich, der seit Jahren für eine Wiederaufnahme kämpfte, sprach von einem „großen Erfolg“. Er empfinde „Freude und Genugtuung darüber, dass nach 32 Jahren die Ermittlungen wiederaufgenommen werden“. Er sei seit der Einstellung im Jahr 1982 für seine Mandanten an der Sache dran. „Ich kann nur sagen: Da hat sich das lange Arbeiten gelohnt“, sagte er. Dietrich nannte den Mann, bei dem die Zeugin verdächtige Flugblätter gesehen haben will, als möglichen Verdächtigen. „Vom Mitwisser zum Mittäter ist es eigentlich nicht weit.“ Schnelle Ermittlungsergebnisse erwarte er aber nicht.

Innenminister will „restlose Aufklärung“

Das Bayerische Landeskriminalamt wurde mit den kriminalpolizeilichen Ermittlungen beauftragt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte: „Es geht hier um den schwersten Terroranschlag seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland - mit den meisten Todesopfern. Wir sollten alles für die restlose Aufklärung der Hintergründe dieses schrecklichen Attentats tun, auch wenn schon 34 Jahre vergangen sind.“ Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamts werde die Zeugenaussagen umfassend auswerten und allen Spuren sorgfältig nachgehen.

Grüne: Ermittlungen „überfällig“

Die Grünen im Bundestag bezeichneten die Wiederaufnahme der Ermittlungen als überfällig. „Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens im Wissen um die Verbindungen des Attentäters zu mehreren rechtsextremistischen Gruppierungen war schon vor den Erkenntnissen der NSU-Mordserie nicht nachvollziehbar“, erklärten Fraktionsvize Konstantin von Notz und Hans-Christian Ströbele, Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium.

Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, erklärten, es sei wichtig, mögliche rechtsextreme Hintergründe offenzulegen.

Links: