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Kampf um mehr Mitsprache

Der Aufstand des Huthi-Stammes im Jemen hat 2004 im Norden des Landes begonnen. Noch bis Anfang der 60er Jahre hatte es ein schiitisches Imamat im Nordjemen gegeben. Unter dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh wurden die schiitischen Saiditen, denen die Huthis großteils zuzurechnen sind, zusehends marginalisiert.

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Stattdessen setzte Saleh auf die sunnitischen Wahhabiten, Anhänger einer traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islam, und die konservativen Salafisten und unterstützte deren Vordringen in den Norden des Jemen an der Grenze zu Saudi-Arabien. Es ging den Huthis daher zunächst vor allem um mehr Anerkennung und ein Mitspracherecht des Nordens.

Tausende Huthi-Anhänger versammelt auf einem Platz

APA/Wadia Mohammed

Tausende Huthis feiern im September die Übernahme der Hauptstadt Sanaa

Die gewalttätigen Auseinandersetzungen endeten mit einem Waffenstillstand Anfang 2010. Einer der entscheidenden Kräfte im Krieg gegen die Huthis war General Ali Mohsen. Er galt als enger Vertrauter von Ex-Präsident Saleh, wechselte mit den Protesten des „arabischen Frühlings“ 2011 aber die Seite. Die Erstürmung der Hauptstadt Sanaa im September durch die Huthis war auch als Abrechnung mit Mohsen zu verstehen.

Verspäteter Elitenwechsel

Der politische Aufstieg der Huthis begann mit dem „arabischen Frühling“ 2011. Auch im Jemen hatte sich eine große Protestbewegung formiert, die von dem Regime des seit 1978 amtierenden Präsidenten Saleh mit Gewalt bekämpft wurde. Nach Protesten, Kämpfen und einem Anschlag, bei dem Saleh schwer verletzt wurde, gab der Präsident im Februar 2012 schließlich dem internationalen Druck nach und trat zurück. Seitdem kommt der Jemen aus den schweren politischen Unruhen nicht heraus.

Späte Wiedervereinigung

Erst am 22. Mai 1990 kam es unter Präsident Ali Abdullah Saleh zur Wiedervereinigung des Nord- und Südjemen. Die zentralistische Politik der Hauptstadt Sanaa rief im Norden Proteste und eine nach wie vor aktive Unabhängigkeitsbewegung im Süden hervor. 1994 mündeten diese Auseinandersetzungen in einen Bürgerkrieg.

Einen wirklichen Elitenwechsel gab es bis zum Herbst nicht. Nach dem „arabischen Frühling“ wurde nur Saleh gezwungen zu gehen. Die anderen politischen Eliten, die den Staat bis zu den Protesten geprägt hatten, blieben in der anschließenden Übergangsregierung, bestehend aus der früheren Regierungspartei und der Opposition, an der Macht. Saleh selbst ist nach wie vor Vorsitzender der früheren Regierungspartei.

Armee stark politisiert

Den Huthis geht es nicht mehr nur um die Region im Norden, sondern überhaupt um einen größeren Einfluss und Machtanteil im Jemen. An diesem Ziel arbeiten sie nun schrittweise. Kämpfte die jemenitische Armee noch vor wenigen Monaten gegen den Vormarsch der Huthis, sind sie mittlerweile in die Armee integriert - ein weiteres Zeichen für den Machtausbau der Huthis.

Diese Eingliederung könnte den Einsatz gegen Al-Kaida verstärken. Denn bisher „hätte sich die Armee durchaus mehr gegen Al-Kaida positionieren können“, formulierte es die Islamwissenschaftlerin Marie-Christine Heinze von der Universität Bonn. Die Armee sei stark politisiert und gespalten. Aufgrund der geringen Bezahlung der Soldaten würden Loyalitäten erkauft. Einige hätten auch Verbindungen zu Al-Kaida.

Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Al-Kaida-Anhängern und Huthi-Milizen stehen vor allem im Süden auf der Tagesordnung. Zuletzt häuften sich auch die Anschläge der Islamisten in der von den Huthis kontrollierten Hauptstadt. Denn der in einem Friedensabkommen vereinbarte Rückzug der schiitischen Kämpfer aus Sanaa erfolgte bisher nicht.

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