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Kampf gegen Unterdrückung von Kindern

Die damals erst 17 Jahre alte pakistanische Vorkämpferin für Kinderrechte, Malala Yousafzai, hat den Friedensnobelpreis 2014 erhalten. Das Mädchen teilt sich den Preis mit dem Inder Kailash Satyarthi, der seit Jahrzehnten gegen Kinderarbeit kämpft.

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Der Chef des norwegischen Nobelpreiskomitees, Thorbjörn Jagland, sagte bei der Bekanntgabe in Oslo, beiden würden für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und für das Recht aller Kinder auf Bildung geehrt. Malala ist die jüngste Nobelpreisträgerin überhaupt seit der ersten Vergabe 1901.

Friedensnobelpreisträgerin  Malala Yousafzai

AP/Jessica Rinaldi

Malala Yousafzai stellte sich den Taliban entgegen

Sie streitet besonders für bessere Bildungschancen für Mädchen. Weltbekannt ist Yousafzai, seit ihr die Taliban vor drei Jahren bei einem Anschlag ins Gesicht schossen. Die junge Frau lebt heute in Großbritannien. Sie besucht seit März 2013 die private Egbaston High School in Birmingham. Ihr Ziel ist es, trotz aller Bedrohungen durch Extremisten nach Pakistan zurückzukehren. Sie will Politikerin werden, ihr Vorbild ist die 2007 ermordete Ministerpräsidentin Benazir Bhutto.

Begeisterung in Pakistan

Der Friedensnobelpreis für Yousafzai löste in ihrem Heimatland Pakistan Begeisterung aus. Gratulation kam noch am Tag der Bekanntgabe von Premierminister Nawaz Sharif. Sie sei „der Stolz von Pakistan“. „Ihre Leistung ist beispiellos und ohnegleichen. Mädchen und Buben der Welt sollten ihren Kampf und ihr Engagement als Beispiel nehmen“, sagte der Regierungschef.

Innenminister Nisar Ali Khan sagte: „Wir sind stolz, dass ein pakistanisches Mädchen in so jungem Alter den Preis bekommen hat.“ Der private Sender Geo TV berichtete, dass einander die Menschen in Yousafzais Heimatort Mingora im Swat-Tal auf den Straßen zu der Errungenschaft der 17-Jährigen gratulierten. „Es ist nicht allein Malala, die diesen Preis erhält - die Mädchen Paikstans haben ihn gewonnen“, sagte Ayesha Khalid, die in Pakistan mit Malala zur Schule gegangen war. Yousafzai habe „bewiesen, dass man Bildung kein Ende setzen kann, indem man Schulen in die Luft sprengt“.

„Ein Hindu und eine Muslimin“

Der Inder Satyarthi lud seine pakistanische Mitpreisträgerin sofort zur Zusammenarbeit ein. „Ich lade sie dazu ein, dass wir uns die Hände reichen und einen neuen Kampf für Frieden auf unserem Subkontinent beginnen“, sagte er dem indischen Nachrichtensender NDTV. Das Nobelkomitee betonte in Oslo, es sei wichtig, „dass ein Hindu und eine Muslimin, ein Inder und eine Pakistanerin, den Kampf für Bildung und gegen Extremismus gemeinsam aufnehmen“. Die Atommächte Indien und Pakistan sind Erzfeinde.

Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi

AP/Bernat Armangue

Die Freude über die Auszeichnung war Satyarthi ins Gesicht geschrieben

Satyarthi ist der erste Inder, der den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Er widmete ihn den Kinderarbeitern, für deren Rechte er seit Jahrzehnten kämpft. „Mit diesem Preis finden die Stimmen von Millionen von Kindern Gehör“, wurde er in lokalen Medien zitiert. Satyarthi hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Kindern eine Kindheit zu verschaffen. Er gründete die Organisation Bachpan Bachao Andolan (BBA, Bewegung zur Rettung der Kindheit) und rettete Tausende aus Sklaverei und Schuldknechtschaft.

Allein in seiner Heimat Indien schuften offiziellen Daten zufolge 12,6 Millionen Kinder - sie müssen Müll sammeln, Steine schlagen, Obst an Marktständen verkaufen oder Tee servieren. Satyarthi wurde nach eigenen Angaben mehrfach wegen seiner Arbeit brutal körperlich angegriffen.

„Großer persönlicher Mut“

Jagland sagte, in den armen Ländern der Welt seien 60 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre alt. „Es ist eine Voraussetzung für eine friedliche weltweite Entwicklung, dass die Rechte von Kindern und jungen Menschen respektiert werden.“ Satyarthi habe mit seinen friedlichen Protesten und Demonstrationen „großen persönlichen Mut“ bewiesen, urteilte das Nobelkomitee. „Er hat auch zu der Entwicklung von wichtigen internationalen Kinderrechtskonventionen beigetragen.“

Yousafzai hat nach Auffassung des Komitees beispielhaft gezeigt, dass Kinder und junge Leute auch selbst dazu beitragen können, ihre Situation zu verbessern. „Das hat sie unter den gefährlichsten Umständen getan.“ Die Auszeichnung ist mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 880.000 Euro) dotiert. Das Geld teilten sich beide Preisträger.

Der Friedensnobelpreis wird als einziger der prestigeträchtigen Preise nicht in Stockholm, sondern von einer Jury in Oslo vergeben. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamiterfinders und Preisstifters Alfred Nobel, auch überreicht.

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