Originelle Orks gegen edle Elben
Jetzt heißt es Abschied nehmen für Fans von J. R. R. Tolkiens Universum. In Mittelerde wird noch einmal kräftig gemetzelt, dann ist Schluss. Das 3-D-Bewegtbilderbuch mit hässlichen Monstern setzt ganz auf die große letzte Schlacht.
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Vielseitigkeit kann man Martin Freeman nicht absprechen. Er war heuer bereits in der preisgekrönten TV-Fassung des Coen-Brüder-Klassikers „Fargo“ zu sehen, als Dr. Watson in der Serie „Sherlock“, als Richard III. auf der Theaterbühne und jetzt, einmal mehr, als Bilbo Beutlin in „Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“. Naiv und ängstlich wirkt der kleine Hobbit mit den großen Füßen. Von Film zu Film arbeitete Freeman heraus, wie gerissen und dadurch letztendlich stark seine Figur ist.

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Bilbo und der Ring
Natürlich kommt Bilbo auch jetzt zum Einsatz, am (zumindest) vorläufigen Ende der Tolkien-Kinoadaptionen von Regisseur Peter Jackson. Die „Herr der Ringe“-Trilogie war bereits höchst erfolgreich im Kino zu sehen, danach die ersten beiden Teile der „Hobbit“-Trilogie, die chronologisch 60 Jahre vor „Herr der Ringe“ angesiedelt ist. Nun also das Finale - und in diesem Finale geht Jackson anders vor als bisher.
Der Gang des Gemetzels
Die Dramaturgie der vorigen Filme war stets sehr ähnlich: Eine Gruppe der „Guten“ zieht durch Mittelerde. Auf dem Weg zu ihrem Ziel müssen sie Gefahren bestehen. „Was? Durchs finstere Tal? Dort sind doch die Monster von soundso!“ Und dann wurden diese Monster gerade noch besiegt. Dieses Muster wiederholte sich in jedem der Filme mehrmals, bis das endgültige Ziel erreicht war.
„Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ ist anders aufgebaut - als eine Mischung aus Politdrama und actionreichem Kriegsfilm. Nach einer Stunde des Diskutierens, Tricksens und Überlistens wird eineinhalb Stunden lang gekämpft. Fünf große Heere versuchen, in der großen Endschlacht zu bestehen: Zwerge, Elben, Tiere und Menschen müssen gegen die brutalen Ork- und Wargen-Schlächter unter der Führung von Azog und Bolg bestehen. Ob sie gemeinsam an einem Strang ziehen oder auch noch gegeneinander vorgehen, macht neben dem eigentlichen Gemetzel den zweiten Spannungsbogen aus.
Die umkämpfte Drachenhöhlenburg
Kurz ein Einschub für Eingeweihte: Zwergenboss Thorin Eichenschild sitzt mit seiner kleinen Truppe und mit Bilbo in der Höhlenburg des Drachen Smaug, der gerade eben getötet worden war, als er die Stadt Esgaroth zerstörte. Thorin dreht durch, weil er so geil aufs Gold und auf den sagenumwobenen Arkenstein ist. Die Stadtbewohner entfliehen ihrer übel zugerichteten Insel und kommen auf der Suche nach Schutz zu Thorin - der aber nicht teilen und sie nicht in die Höhlenburg des Einsamen Berges hineinlassen will.

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Thorin verfällt dem Wahn des Goldes
Zunächst droht ein Krieg zwischen den Zwergen und den Stadtbewohnern, denen Elben zur Seite stehen. Bilbo versucht das durch eine List zu verhindern - und dann kommt plötzlich ein übermächtiger Feind ins Spiel: die riesige Armee der blutrünstigen Orks. Das Schlachten kann beginnen - und es wird sich erst herausstellen, wer gegen wen kämpft. Am Ende werfen sich auch noch die Waldtiere unter der Leitung des Zauberers Radagast der Braune ins Getümmel.
Originelle Orks
Für die Zuschauer heißt das: Noch einmal alle Bekannten der ersten Teile sehen und sich an den vielen Scharmützeln der großen Schlacht ergötzen. Es geht in dieser Folge um reines Bilderkino, in dem jede Art von elaborierter Handlung nur ablenken würde. Sprich: Wer kein Insider ist und kämpfende Fabelwesen und Monster unspannend findet, der braucht nicht ins Kino zu gehen.

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Zwerge gegen Orks: Das ist Brutalität
Alle anderen erleben ein 3-D-Spektakel, das einige Rekorde aufstellen könnte. Der Abspann am Ende dauert etwa zehn Minuten. Hunderte Maskenbildner, Verkleidungsdesigner, Haarstylisten und Spezialeffektezuständige waren am Werk. Ihre Arbeit war nicht umsonst. Vor allem die Orks sind origineller und grauslicher und genauer zu sehen denn je. Auch 3-D kommt hier einmal wirklich sinnvoll zum Einsatz. Es bekommen auch jene, die mit allen Tolkien-Wassern gewaschen sind, am Anfang Herzklopfen - so sehr ist man im Geschehen drin.
Geheimbotschaft über Fortsetzung?
Während der Abspann läuft, sieht man im Hintergrund Zeichnungen mit Szenen, Figuren und Landschaften aus dem Tolkien-Universum. Wer alle Teile von „Herr der Ringe“ und „Hobbit“ gesehen hat, wird vieles wiedererkennen. Die Experten im Publikum werden wissen, ob sie auch die letzten Bilder ganz am Ende des Abspanns schon kennen, oder ob sie ein Hinweis darauf sind, dass weitere Teile gedreht werden. Wahrscheinlich nicht. Aber wer weiß. Sonst bleiben wenigstens die Tolkien-Verfilmungen der Vergangenheit zu entdecken.
Simon Hadler, ORF.at
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