„Schande über dich!“
Dass sich die russisch-österreichische Starsopranistin Anna Netrebko nur allzu bereitwillig an der Seite des ostukrainischen Separatistenführers Oleg Zarjow inszeniert hat, stößt in Österreich auf keinerlei Verständnis oder Gegenliebe. Die Propaganda zugunsten der kremltreuen Abtrünnigen hat selbst das österreichische Außenministerium auf den Plan gerufen.
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Das Außenministerium hält Netrebkos Auftritt mit Zarjow für „absolut problematisch“. Er steht etwa persönlich auf der Sanktionenliste der EU. Netrebko posierte mit ihm vor der Flagge der ostukrainischen Separatisten. Dass es ihr nur um den Erhalt des Opernspielbetriebs in der umkämpften Stadt Donezk ging, glaubt man im Ministerium nicht: „Dass derartige Fotos umgehend für Propagandazwecke missbraucht werden, ist klar“, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Dienstag gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal - mehr dazu in oe.1.ORF.at.
Netrebko nimmt auf Facebook Stellung
Auf ihrer Facebook-Seite nahm Netrebko am Dienstagabend Stellung zu den Vorwürfen. Sie habe eine Spende an das Opernhaus übergeben und dabei die „Friedensfahne“ getragen, als Symbol für den Roerich-Pakt, der 1935 zum Schutz von künstlerischen und wissenschaftlichen Einrichtungen und geschichtlichen Denkmälern im Falle eines Krieges geschlossen wurde. „Es bricht mir das Herz, wenn ich die Kämpfe und die Zerstörung sehe“, heißt es in dem Statement weiter. „Ich glaube an die Kraft der Kunst in Zeiten von Konflikten und Krisen. Ich möchte aber klarstellen, dass meine Spende kein politischer Akt war. (...) Ich möchte einfach, dass die Kämpfe so rasch wie möglich enden, und ich möchte den Künstlern in dieser Zeit des schrecklichen Konflikts beistehen.“
Für diese Sätze erntete die Opernsängerin unter ihren Fans auch einiges an Anerkennung, doch viele nutzten den Eintrag, um ihrer Empörung Luft zu machen. Viele offenbar aus der Ukraine stammende Autoren der Kommentare schrieben von einer „riesigen Enttäuschung“. „Anna, gib deinen österreichischen Pass zurück!“ und „Sie sollten lieber beim Singen bleiben“, hieß es in weiteren Kommentaren. Auch zahlreiche offenbar österreichische User hielten mit ihrem Ärger über Netrebko nicht hinter dem Berg.
Seit acht Jahren - auch - Österreicherin
Netrebko hatte sich am Sonntag in St. Petersburg mit Zarjow gezeigt und gemeinsam mit ihm und einer Fahne von „Neurussland“ posiert. Netrebko überreichte Zarjow einen Scheck über mehrere tausend Euro, dieser sei für das Opern- und Balletthaus in der Separatistenhochburg Donezk gedacht, sagte sie. Netrebko hatte zuvor mehrfach öffentlich ihre Unterstützung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bekräftigt.
Netrebko war neben der russischen Staatsbürgerschaft im Jahr 2006 auch die österreichische verliehen worden. Das Ansuchen war damals von breitem politischen Einverständnis quer durch alle Parteien getragen. Netrebko gelobte damals, dass sie der Republik Österreich als getreue Staatsbürgerin angehören wolle, ihre Gesetze stets gewissenhaft beachten und alles unterlassen werde, was den Interessen und dem Ansehen der Republik abträglich sein könnte. Mündlich ergänzte sie damals, sie „hoffe, eine gute Österreicherin zu werden“.
AUA-Werbespot nicht mehr online
Trotz ihrer offen zur Schau gestellten Sympathien für Putin hatte sich die heimische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines noch im Frühjahr entschieden, Netrebko zum Gesicht ihrer damaligen Kampagne zu machen. Der Vertrag dürfte kurz vor dem nunmehrigen fragwürdigen Auftritt ausgelaufen sein. Das dürfte der AUA aber nicht genug gewesen sein. Das Video zur Kampagne und alle anderen Verweise darauf wurden im Internet so gut wie möglich zum Verschwinden gebracht, das offizielle YouTube-Video dazu etwa als „privat“ eingestuft.
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