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Bieterprozess wird neu aufgerollt

Österreich darf sich nicht zu viel Zeit lassen, den Bieterprozess für die Balkan-Töchter der ehemaligen Hypo Alpe-Adria neu aufzurollen. Ein Deal mit Advent und EBRD ist vorerst abgesagt. Die bisherigen Finalisten ließen am Donnerstag die Deadline zur Vertragsunterschrift verstreichen, winkten aber noch nicht ab. Es wird aber damit gerechnet, dass Advent offiziell abspringt, wenn es zu lang dauert.

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Was bis jetzt an Angeboten für das Balkan-Netzwerk (auch von Advent/EBRD) vorlag, basierte auf Hypo-Zahlen zum ersten Halbjahr 2014. Wenn jetzt alle Bieter wieder ins Rennen steigen dürfen, werden sie wohl ihre Risikoprüfungen auf den Jahreszahlen 2014 aufbauen. Würden tatsächlich neue Bewertungen der Südosteuropa-Banken erforderlich, dauerte es rein technisch bis zu einem Vertragsabschluss mit einem potenziellen Käufer jedenfalls bis ins zweite Quartal 2015, hieß es von informierter Seite.

Bank verliert an Wert

In der Zwischenzeit würde die Südosteuropa-Bank immer weniger wert, also weiter geschwächt. Ob der österreichische Staat (also die Hypo-„Bad Bank“ Heta) bereit sei, Abflüsse auf dem Balkan mit erhöhten Refinanzierungen zu ersetzen, sei ungewiss. Auch die Sorge von einem „Bank-Run“ in der Region liegt bei wieder steigender Unsicherheit in der Luft.

Von Verkäuferseite war vor Beginn der Exklusivverhandlungen mit Advent auch ein Angebot der bulgarischen Via-Group zusammen mit einer Investmentbanktochter der russischen VTB als interessant gewertet worden. Die russische Expobank hatte sich ebenfalls an der Balkan-Sparte bzw. an Teilen davon interessiert gezeigt. Russischen Interessenten wurde nachgesagt, deutlich mehr hinblättern zu wollen als der US-amerikanische Fonds Advent mit der EBRD. Ob das bei weiteren Verkaufsverzögerungen und bei den aktuell aufrechten westlichen Sanktionen gegen russische Finanzinstitute so bleiben würde, wisse man derzeit nicht.

In informierten Kreisen ist davon die Rede, dass Österreich mit der Neustrukturierung des Bieterprozesses unter anderem Probleme mit ehemaligen Bietern beseitigen will, die in Brüssel thematisiert werden könnten.

Interessenten wollen Beschwerde einreichen

Unterlegene Interessenten haben angekündigt, eine Beschwerde bei der EU-Kommission vorzubereiten. Einer der Vorwürfe: Am Verkaufsobjekt, der Hypo-Südosteuropa-Sparte, wären in den Verhandlungen mit Advent kurzfristig noch inhaltliche Änderungen erfolgt, die anderen Interessenten nicht bekannt gewesen seien. Das betreffe bestimmte Garantien, darunter Zusagen für die Herauslösung weiterer fauler Kredite.

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