Abbau von Diamanten „immer schwieriger“
Botsuana ist das weltweit größte Förderland von Diamanten. Bevor Anfang der 1970er Jahre die riesigen Diamantenvorkommen entdeckt wurden, war Botsuana eines der ärmsten Länder der Welt. Seitdem wuchs die Wirtschaft - und das Land im Süden Afrikas wurde zu einer der stabilsten Demokratien des Kontinents.
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Noch profitieren die rund zwei Millionen Einwohner Botsuanas vom Diamantenreichtum - etwa durch weitgehend freie Schulbildung und medizinische Versorgung. Doch die Quelle von Botsuanas Wirtschaftswunder ist am Versiegen. Spätestens zwischen 2029 und 2050 werden die Diamantenvorkommen in Botsuana erschöpft sein, schreibt der britische „Economist“.
BIP droht um Hälfte zu sinken
Laut dem Wirtschaftswissenschaftler Roman Grynberg, der in der botsuanischen Hauptstadt Gaborone lebt, wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Person um die Hälfte sinken, sobald es keine Diamanten mehr gibt. Alternative Standbeine für die Wirtschaft Botsuanas sind zweifelsohne nötig. Es werde zwar darüber gesprochen, die Wirtschaft des Landes auch abseits der Diamantenproduktion anzukurbeln, so der „Economist“, ein Gefühl für die Dringlichkeit von Alternativen scheine in der Politik Botsuanas allerdings kaum vorhanden.

Reuters
In einer Fabrik in Gaborone werden Diamanten geschliffen
Weder Funde von Eisenerz und Kohle noch der Tourismus werden die Diamanten ersetzen können. Auch der Agrarsektor bietet mangels landschaftlich und klimatisch günstiger Bedingungen kaum Zukunftschancen. Der Privatsektor Botsuanas sei unbedeutend, der öffentliche Dienst aufgebläht. Werden nicht bald neue Wachstumsquellen gefunden, könnte es in Botsuanas Politik untypisch hässlich werden, so der „Economist“.
Auf Rang drei der am besten verwalteten Staaten
Anders als etwa in Sierra Leone, um dessen Edelsteine blutige Bürgerkriege geführt wurden, kam bisher zumindest ein Teil des Reichtums bei den Bewohnern des Landes an. „In Botsuana gibt es keine Slums, sondern größere wirtschaftliche Gerechtigkeit als anderswo“, so der südafrikanische Politikwissenschaftler Ebrahim Fakir.
Auf dem Index der Regierungsführung in Afrika, den die unabhängige Ibrahim-Stiftung seit 2007 erstellt, zählt Botsuana zur Spitzengruppe der politisch am besten verwalteten Staaten - das Land ist derzeit auf Rang drei hinter Mauritius und Kap Verde, Südafrika folgt auf Platz vier. Doch die Unzufriedenheit im Land wächst.
Arbeitslosigkeit steigt, Korruption nimmt zu
Das Land wird seit der Unabhängigkeit im Jahr 1966 von der BDP regiert. Präsident Ian Khama - der 61-jährige Sohn des ersten Präsidenten des Landes, Seretse Khama, und Oberhaupt des Bangwato-Klans - trat nach dem Erfolg seiner Demokratischen Partei Botsuanas (BDP) bei der diesjährigen Parlamentswahl zwar seine zweite und letzte fünfjährige Amtszeit an.
Trotz Khamas insgesamt guter Bilanz sind die Probleme nicht zu übersehen. Die Abhängigkeit vom Diamantenexport hat die Einnahmen in der Finanzkrise einbrechen lassen, weil die weltweite Nachfrage nach teuren Edelsteinen zurückging. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 18 Prozent, auch die Korruption nimmt spürbar zu. Die weitgehend freie medizinische Versorgung belastet die Staatskasse angesichts einer der höchsten HIV-Infektionsraten der Welt erheblich.
Die Wahl im Oktober galt als der bisher größte Test für die Regierungspartei, denn in den vergangenen Jahren etablierte sich eine starke Opposition. Mehrere kleine Parteien schlossen sich erstmals in einem Bündnis zusammen. Dazu gehört auch die Botswana Movement for Democracy (BMD), die sich 2010 von der Regierungspartei BDP abgespalten hatte. Die BDP kam erstmals auf weniger als 50 Prozent der Stimmen. Die Opposition wirft Khama vor, nicht genug zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu tun. Sie will außerdem eine stärkere Förderung wirtschaftlicher Alternativen zum Diamantenhandel.
„Ein Traum Botsuanas wird wahr“
Es werde immer schwieriger und teurer, Diamanten abzubauen, ließ auch der weltgrößte Diamantenhändler und Minenbetreiber De Beers unlängst verlauten. Die Tochter des Bergbaukonzerns Anglo-American machte Botsuana zum Diamantenzentrum der Welt, als sie den Handel mit Edelsteinen 2013 von London nach Gaborone verlegte. Rohdiamanten aus Botswana, aber auch aus anderen Minen, werden seither nicht mehr in der britischen Hauptstadt, sondern in Gaborone sortiert und gehandelt. Dadurch bleibt mehr von dem Gewinn im Land. „Ein Traum Botsuanas wird wahr“, jubelte die „Botswana Gazette“ 2011, nachdem De Beers nach harten, zehnmonatigen Verhandlungen mit der Regierung die Einigung verkündet hatte.
De Beers rechnet vom Jahr 2020 an allerdings mit einer rückläufigen Diamantenproduktion. Dazu komme, dass die Nachfrage nach Diamanten weltweit steige. So kaufe etwa die aufstrebende Mittelschicht in China und Indien immer mehr Diamanten. Der Markt für die Edelsteine sei dort von 2008 bis 2013 um zwölf Prozent gewachsen, so der südafrikanische Konzern. Diamanten werden nicht nur als Edelsteine, sondern vor allem in Schneide- und Bohrwerkzeugen verwendet.
Daneben habe auch die Konjunkturerholung in den USA dazu beigetragen, dass die weltweite Nachfrage nach den Juwelen 2013 auf 79 Mrd. Dollar (61,19 Mrd. Euro) gestiegen ist. In Karat ausgedrückt sei die Förderung von Rohdiamanten im vergangenen Jahr zwar um sieben Prozent auf 145 Millionen gestiegen, damit aber immer noch deutlich unter dem Spitzenwert von 175 Millionen Karat aus dem Jahr 2005 geblieben.
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