WKÖ pocht auf Eigenverantwortung
Die Daten der Statistik Austria zum Thema Gesundheitsrisiko Arbeitsplatz haben eine Diskussion ausgelöst. Gegen neue Reglementierungen und für eine Stärkung der Eigenverantwortung der Mitarbeiter sprach sich Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), aus.
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„Mit immer neuen Forderungen nach weiteren Reglementierungen, weiterem Aufwand für die Unternehmer und weiteren Zwängen kommen wir nicht weiter“, sagte Gleitsmann. „Stattdessen sollten wir alle versuchen, die Eigenverantwortung des Einzelnen für sein persönliches Wohlbefinden zu stärken.“ Er verwies in diesem Zusammenhang auf die betriebliche Gesundheitsförderung.
ÖGB: „Fürsorgepflicht“ der Arbeitgeber
Die psychische Gesundheit von Mitarbeitern werde als individuelles Problem gesehen, kritisierte Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. „Vor allem Rückenbeschwerden und psychische Probleme gehen oft vom Arbeitsplatz aus oder sie werden durch die Arbeit verstärkt. Deshalb muss auch die Prävention am Arbeitsplatz ansetzen.“ Betriebliche Gesundheitsförderung solle Pflicht werden.
„Wer jahrelang im Schichtbetrieb gearbeitet hat, soll das Recht auf Arbeit bei Tag bekommen“, sagte Achitz weiters. Schwere körperliche Arbeit, Einwirkung von Vibrationen, Arbeit mit gefährlichen Arbeitsstoffen, Gefahr von Arbeitsunfällen, erzwungene Körperhaltungen bei der Arbeit und Belastungen durch das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung seien für rund 23 Prozent der Krankenstände verantwortlich. Eine weitere Ursache für Überlastungen seien überlange Arbeitszeiten. Der ÖGB will Überstunden reduzieren, indem sie für die Betriebe teurer werden sollen.
WKÖ: Österreich in Europavergleich auf Platz fünf
In der Erhebung seien auch unabhängig von der Arbeit entstandene Gesundheitsprobleme erfasst - ohne Klärung der genauen Ursache, kritisierte hingegen Gleitsmann. Zum Thema psychische Gesundheit meinte der WKÖ-Vertreter: „Psychische Belastungen nur auf den Arbeitsplatz zurückzuführen ist eine verkürzte Sichtweise, die nicht der Realität entspricht. Damit werden die Arbeitgeber ungerechtfertigt zum Sündenbock gemacht - und es hilft den Betroffenen nicht nachhaltig weiter.“
Gleitsmann zitierte „internationale Erhebungen“, wonach rund 80 Prozent der Gesundheit „vom Gesundheitsbewusstsein und damit privaten Verhalten eines Menschen“ abhängen würden. Die Österreicher lägen im European Working Conditions Survey (EWCS) bei der Arbeitszufriedenheit an fünfter Stelle unter 34 europäischen Ländern, hielt Gleitsmann zudem fest.
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