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„Nur selten Verurteilungen“

Unter den Opfern von Menschenhändlern befinden sich mehr und mehr Kinder. Das zeigt der am Montag präsentierte UNO-Bericht 2014 zu Menschenhandel. In den Jahren 2010 bis 2012 waren laut Bericht 33 Prozent der Opfer Kinder. Wie das UNO-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) berichtete, ist das ein Anstieg von fünf Prozent im Vergleichszeitraum der Periode 2007 bis 2010.

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In Afrika und im Nahen Osten beträgt der Anteil gar 62 Prozent. 49 Prozent der weltweiten Opfer von Menschenhandel sind erwachsene Frauen, hier sind die Zahlen zwar gesunken, rechnet man jedoch Frauen und Mädchen zusammen, dann macht die Summe 70 Prozent aus - 18 Prozent sind Männer, zwölf Prozent der Opfer sind Buben. Über 40.000 Opfer wurden in der Periode von 2010 bis 2012 registriert. „Das ist natürlich nur die Spitze des Eisberges“, sagte UNODC-Experte Alun Jones gegenüber der APA. Wie groß der nicht sichtbare Teil ist, wisse man einfach nicht.

Menschenhandel ist „weltweites Problem“

Die schwierige Erfassung ergebe sich auch, weil Menschenhandel ein weltweites Problem ist, so Kristiina Kangaspunta, die bei der UNODC für den Bericht verantwortlich ist. „Die Opfer arbeiten in Hotels, in Restaurants oder auf der Paradeiserplantage.“ Es gehe nicht mehr um sexuelle Ausbeutung alleine, wie es bei den Anfängen im Kampf gegen den Menschenhandel noch der Fall war, so Kangaspunta.

Sexuelle Ausbeutung blieb mit weltweit 53 Prozent die vorherrschende Form, ergab die Untersuchung, die regionalen Unterschiede sind aber enorm: Beträgt der Anteil in Europa und Zentralasien etwa 66 Prozent, liegt er in Ost- und Südasien sowie dem Pazifikraum nur bei 26 Prozent. Hier dominierte mit 64 Prozent die Zwangsarbeit, die insgesamt anstieg: Lag der Gesamtanteil hier 2007 weltweit noch bei 32 Prozent, betrug dieser Wert 2011 bereits 40 Prozent. Laut Kangaspunta ist das auch deswegen der Fall, weil man diesem Aspekt mit ebenfalls steigender Aufmerksamkeit begegnet.

Grafik zum weltweiten Menschenhandel

APA/ORF.at

„Immer neue Formen der Ausbeutung“

Was die Formen der Ausbeutung betrifft, so seien die Kriminellen sehr kreativ: „Sie finden immer neue Arten der Ausbeutung, die man sich selbst gar nicht vorstellen konnte“, sagte UNODC-Expertin Angela Me. 100 detaillierte Fälle wurden im Bericht untersucht, die Ausmaße waren dabei sehr unterschiedlich: „Es gibt den Fall, wo ein Mann seine Freundin zur Prostitution zwingt, wie es den großangelegten Menschenhandel mit zahlreichen involvierten Personen gibt.“ Immun ist kein Land, es wurden mindestens 152 Staaten registriert, aus denen die Opfer kamen, sowie 124 Länder, wo sie hingebracht wurden.

Die Verbrechen des Menschenhandels werden dem UNODC zufolge nur sehr selten geahndet. „Trotz Fortschritten in der Gesetzgebung kommt es immer noch nur selten zu Verurteilungen“, heißt es in dem Bericht. Nur in etwa 40 Prozent der betroffenen Staaten müssten die Täter öfter mit Verfahren rechnen. Insgesamt lebten zwei Milliarden Menschen in Ländern, die nur einen sehr ungenügenden Schutz vor Menschenhandel böten.

Strafen in Österreich im Vorjahr angehoben

In Österreich wurden in den zehn Jahren seit der Gründung der Taskforce „Menschenhandel“ im Jahr 2004 etwa 1.131 Opfer von Menschenhändlern in Strafprozessen erfasst, berichtete das Bundeskriminalamt (BK) im Oktober. Gegen 1.353 Tatverdächtige wurde Anzeige erstattet. Die Strafen für Menschenhandel wurden in Österreich 2013 im Rahmen einer Sexualstrafrechtsänderung aufgrund einer EU-Novelle erhöht, indem die Grundstrafandrohung von drei auf fünf Jahre angehoben wurde.

Der Opferschutz beim Menschenhandel gehöre jedoch ebenfalls ausgebaut, kommentierte die frühere Frauenministerin Helga Konrad, Menschenhandelsexpertin und frühere Sonderbeauftragte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), den Bericht gegenüber der APA. „Die Basics sind da, etwa mit dem Projekt ‚Drehscheibe‘ in Wien (eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Anmerkung). Das ist aber bei weitem nicht ausreichend. Und Kinder gehören nicht einfach abgeschoben, sondern brauchen nachhaltige Lösungen“, sagte Konrad zur steigenden Zahl der betroffenen Kinder.

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