Zu viele Sterbefälle - zu wenige Geburten
Trotz Geburtenrückgangs und Überalterung: Österreichs Bevölkerung wird in den kommenden Jahren wachsen - laut Statistik Austria sogar stärker als bisher angenommen. Doch im Süden Österreichs ist der Trend gegenläufig. Kärnten und die Steiermak sehen sich laut der aktuellen Prognose der Statistiker in Zukunft einer schwindenden Bevölkerung gegenüber.
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Die Ursachen dafür liegen in einem Zusammenspiel aus rückläufigen Geburtenzahlen, ansteigenden Sterbefällen und einem gewissermaßen hausgemachten Problem: einer zu geringen Zuwanderung. „In Summe haben beide Bundesländer zwar eine positive Wanderungsbilanz“, sagt Alexander Hanika von der Statistik Austria gegenüber ORF.at. Doch die falle eben nicht stark genug aus.
Kärnten verliert Bewohner
Vor allem Kärnten ist bereits jetzt von der niedrigen Einwanderung betroffen. In das Bundesland zogen im vergangenen Jahr 1.447 mehr Menschen, als es verließen - der niedrigste Wert im Bundesländervergleich. 2009 und 2010 fiel die Bilanz in Österreichs südlichstem Bundesland sogar negativ aus. Es zogen also mehr Menschen weg, als ins Land kamen. Das ist kein Problem, solange sich Geburten und Todesfälle in etwa die Waage halten. Kärnten hat aber seit 15 Jahren eine negative Geburtenbilanz: Es werden weniger Menschen geboren, als sterben. Seit dieser Zeit schrumpft die Kärntner Bevölkerung auch beständig.

APA/ORF.at
Momentan liegt die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen knapp im vierstelligen Bereich. Spätestens dann, wenn die Babyboom-Jahrgänge der späten 1950er und 1960er ins höhere Alter kommen, wird die Zahl der jährlichen Sterbefälle aber jene der Geburten deutlich übersteigen. In konkreten Zahlen heißt das: Bis 2060 wird Kärnten sieben Prozent seiner Einwohner verlieren und die Bevölkerung nur noch 518.000 Menschen zählen. Bereits ab Mitte der 2020er Jahre wird Salzburg mehr Bewohner als Kärnten haben und damit zum sechstgrößten Bundesland aufsteigen.
Altbekanntes Problem
Für Kärnten sind diese Prognosen freilich nicht neu. Bereits seit Jahren warnen Demografen vor einem Bevölkerungsschwund in dem Bundesland. Ebenso lang wird um Strategien dagegen gerungen. 2011 forderte etwa der damalige Kärntner ÖVP-Chef Josef Martinz „eine Diskussion ohne Tabus über die Migrationspolitik unseres Landes“. Sein SPÖ-Gegenüber und derzeitiger Landeshauptmann Peter Kaiser trommelte bereits ein Jahr zuvor gegen den Bevölkerungsschwund. Konkrete Maßnahmen griffen bisher kaum - wie die aktuellen Statistiken bestätigen.
Steiermark noch auf Wachstumskurs
Im Gegensatz zu Kärnten sagten die Prognosen der Steiermark bis vor kurzem langfristig noch ein positives Wachstum voraus. Im vergangenen Jahr stellte die Statistik Austria dem flächenmäßig zweitgrößten Bundesland aber das erste Mal einen Bevölkerungsrückgang in Aussicht. In ihrer aktuellen Prognose bestätigten die Statistiker diese Einschätzung: Ab 2045 werde die Bevölkerungszahl - wenn auch nur leicht um ein Prozent - schrumpfen.
„Bisher weist die Steiermark noch eine einigermaßen hohe Zuwanderung auf“, sagt Hanika. Tatsächlich kamen im vergangenen Jahr 5.491 Menschen mehr ins Land, als es verließen. Doch laut Hanika werde die Einwanderung in der Steiermark in den kommenden Jahrzehnten nachlassen - bis sie schließlich die negative Geburtenbilanz nicht mehr auffangen kann. Dann wird die steirische Bevölkerung wieder schrumpfen - wie sie das bereits in den 1980er und 1990er Jahren tat. Damals hatte das Bundesland gleich mehrere Jahre hintereinander eine negative Wanderungs- und damit auch Bevölkerungsbilanz.
Zuwachs an Älteren weniger stark
Man mag es Glück im Unglück nennen - zumindest eine gesellschaftliche Herausforderung wird Kärnten und die Steiermark nur in abgeschwächter Form treffen. In Vorarlberg und Tirol wird sich die Zahl der über 65-Jährigen bis 2060 in etwa verdoppeln. Im Süden Österreichs fällt dieser Anstieg weitaus moderater aus: Für Kärnten rechnet die Statistik Austria mit Zuwächsen um die 60, für die Steiermark um die 65 Prozent.
Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gleichen sich diese Unterschiede freilich wieder aus. Sowohl im Westen als auch im Süden Österreichs wird der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung um rund 70 Prozent ansteigen. Denn Tirol oder Vorarlberg haben ihre Zuwächse bei den Pensionisten durch eine verstärkte Zuwanderung abgefangen. Genau die wird Kärnten und der Steiermark aber eben fehlen.
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