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„Erbärmlich wenig passiert“

Trotz massiver Kritik am mangelnden Schutz von Arbeitsmigranten in Katar hat das Ausrichterland der Fußball-WM 2022 seine Reformversprechen aus Sicht von Menschenrechtlern noch längst nicht eingelöst. Das geht aus einem Mitte November vorgelegten Statusbericht von Amnesty International (AI) hervor.

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Der reiche Golfstaat habe zwar schon vor vier Jahren den Zuschlag für die WM bekommen, „bisher ist im Kampf gegen die weit verbreitete Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften aber erbärmlich wenig passiert“, befand die NGO. Die im Frühjahr präsentierten und damals schon als unzureichend kritisierten Reformvorschläge seien damit Makulatur.

Inferiore Bedingungen für Arbeiter

Der Statusbericht kommt zu dem Schluss, dass insbesondere beim Sponsorengesetz noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Das umstrittene Gesetz verpflichtet ausländische Arbeiter unter anderem dazu, die Genehmigung ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder Katar verlassen möchten. Das könne dazu führen, dass ausgebeutete Arbeiter in Katar festsitzen und nicht ausreisen können, kritisierte Amnesty. Außerdem werde auf diese Weise Zwangsarbeit gefördert.

Amnesty hatte schon in der Vergangenheit mehrfach Missstände beim Schutz von Arbeitsmigranten in Katar angeprangert. Berichtet wurde unter anderem über ausstehende Löhne, unzumutbar harte und gefährliche Arbeitsbedingungen, heruntergekommene Unterkünfte sowie systematische Zwangsarbeit. Haushaltsangestellte seien zudem regelmäßig körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch ausgesetzt.

„Kern des Problems“ verfehlt

Nach der internationalen Kritik an den Arbeitsbedingungen ausländischer Gastarbeiter und Skandalberichten über Hunderte Todesfälle auf den WM-Baustellen hatte das Emirat zu Jahresbeginn umfassende Reformen und „Normen für das Wohlergehen der Arbeiter“ angekündigt. Schon diese Reformvorschläge seien „enttäuschend“ ausgefallen und verfehlten „den Kern des Problems“, kritisierte die Amnesty-Expertin Regina Spöttl. „Aber selbst diese minimalen Reformen sind bis heute nicht umgesetzt.“

Neben Katar sieht sich auch der Fußballweltverband FIFA selbst mit millionenschweren Korruptionsvorwürfen rund um die WM 2022 konfrontiert. Deren Vergabe in den Golfstaat hatte auch wegen der extremen Temperaturen und fehlenden Infrastruktur für Verwunderung gesorgt.

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