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Hamas spricht von „heroischer Tat“

Mindestens sechs Menschen sind am Dienstag bei einem Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem getötet worden. Bei den Toten handle es sich um vier jüdische Betende und zwei Attentäter, so Polizeisprecher Micky Rosenfeld. Mehrere Menschen wurden zudem verletzt.

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Israelische Medien berichteten, die beiden Angreifer aus dem arabischen Ostteil Jerusalems hätten in dem Stadtteil Har Nof Betende mit Messern und Äxten angegriffen. Sie hätten auch mit einem Revolver geschossen. Herbeigerufene Polizisten hätten die beiden nach einem kurzen Feuergefecht getötet. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser gebracht.

Palästinensische Medien berichteten, bei den Tätern handle es sich um Cousins im Alter von 22 und 27 Jahren. Die israelische Polizei geht laut ersten Berichten davon aus, dass es sich um einen Anschlag von Einzeltätern handelt, die nicht von einer Terrororganisation beauftragt wurden. Zahlreiche israelische Sicherheitskräfte seien im Bereich ihrer Wohnhäuser in Ostjerusalem im Einsatz, hieß es.

Bekennerschreiben von PFLP

Zu dem Anschlag bekannte sich die radikale Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). „Dieser Einsatz ist eine Form des Widerstandes, der verstärkt werden sollte“, hieß es in einer Mitteilung des bewaffneten Arms der Organisation, der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden. Die Organisation rief alle palästinensischen Fraktionen dazu auf, „gemeinsam Widerstand gegen die (israelische) Besatzung zu leisten“.

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas begrüßte den Anschlag als „heroische Tat“. Hamas-Sprecher Muschir al-Masri sprach von einer „natürlichen Reaktion“. Es sei die Rache für den Tod eines arabischen Busfahrers, sagte Masri. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer „Hinrichtung“ des Fahrers. Nach Angaben der israelischen Polizei hatte der am Sonntagabend erhängt in einem Bus aufgefundene Palästinenser jedoch Suizid begangen. Seine Familie beschuldigt aber jüdische Extremisten, hinter der Tat zu stehen.

In den vergangenen Wochen war es in Israel und den Palästinensergebieten immer wieder zu Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Es gab auch eine Serie von Anschlägen auf Israelis. Ein Auslöser der Spannungen war der Streit um die Nutzung des Tempelbergs (arabisch: Haram al-Scharif) in Jerusalems Altstadt, der Juden und Muslimen heilig ist.

Abbas verurteilt Anschlag

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag. Er sei grundsätzlich gegen die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten, sagte Abbas. Gleichzeitig forderte er Israel auf, Provokationen auf dem Tempelberg in Jerusalem und in den Palästinensergebieten zu unterlassen. „Es ist an der Zeit, die Besatzung zu beenden und damit die Auslöser von Spannungen und Gewalt.“ Man sei weiter einer Zweistaatenlösung in der Region verpflichtet.

Netanjahu: Abbas und Hamas verantwortlich

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Abbas dagegen vor, für den blutigen Anschlag in Jerusalem mitverantwortlich zu sein. Der Angriff sei „das direkte Ergebnis der Hetze von Hamas und Abu Masen (Abbas), die von der internationalen Gemeinschaft auf unverantwortliche Weise ignoriert wird“, teilte Netanjahu am Dienstag mit.

„Wir werden mit harter Hand auf den grausamen Mord an Juden reagieren, die beten wollten und die von heimtückischen Mördern getötet wurden“, sagte er. Netanjahu berief für Mittag eine Sicherheitsberatung ein. #Abbas gehört nicht zur radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, die den Anschlag in Jerusalem begrüßte. Der Präsident der Autonomiebehörde führt die größte Palästinensergruppe, die Fatah. Abbas hat sich bisher nicht zu dem Anschlag geäußert.

EU „ernsthaft besorgt“ über Lage in Nahost

Die EU-Außenminister hatten sich erst am Montag „ernsthaft besorgt wegen der wachsenden Spannungen und der zunehmenden Gewalt“ in Nahost gezeigt. Alle Seiten müssten sich in Zurückhaltung üben. Die EU-Außenminister erklärten in Brüssel, dass sie weitere israelische Siedlungsvorhaben in den besetzten Gebieten „strikt ablehnen“.

Die Konfliktparteien müssten „Provokationen, den Einsatz exzessiver Gewalt und Vergeltung“ vermeiden und die Zusammenarbeit zur Entspannung der Lage suchen, forderten die EU-Außenminister. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bestritt die Existenz eines Plans, wonach Sanktionen gegen Israel vorbereitet würden. Über einen solchen Plan hatte die israelische Zeitung „Haaretz“ am Wochenende berichtet. „So einen Plan gibt es nicht“, sagte Mogherini.

„Haaretz“ berichtete, ein in Brüssel zirkulierender Strafkatalog sehe unter anderem die Abberufung von Botschaftern vor. In dem Papier werde aufgelistet, wie die EU und ihre 28 Mitgliedsstaaten reagieren könnten, falls Israel die Bebauung bestimmter Gebiete südlich von Jerusalem mit Siedlerwohnungen beginne.

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