Gelbe Erbsen statt Eier
Ein Etikett mit dem Bild eines Eies und der Aufschrift „Just Mayo“ eines US-Start-up-Unternehmens hat den Argwohn des britisch-niederländischen Lebensmittelkonzerns Unilever auf sich gezogen. Die „Just Mayo“-Gläser enthalten nämlich eine gelbliche Sauce, bei der es sich um eine vegane - und damit eierlose - Variante von Mayonnaise handelt. Der Fall beschäftigt nun die Justiz.
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Unilever zerrte den „Just Mayo“-Hersteller Hampton Creek Foods prompt vor ein US-Gericht und verlangte, auf die Produktbezeichnung zu verzichten. Weil die Firma bei der Herstellung eine Paste aus gelben Erbsen statt Eier verwendet, sei die Bezeichnung „Just Mayo“ irreführend für die Konsumenten. „Mayo“ suggeriere nämlich, dass Mayonnaise in den Gläsern enthalten sei, und nehme den Unilever-Mayonnaisemarken Hellmann’s und Best Foods Marktanteile weg, schrieb der Multi in seiner Klage. Das Start-up verursache „ernsthafte, irreparable Schäden für Unilever“.

APA/AP/Eric Risberg
Vegane Sauce auf der Basis von kanadischen gelben Erbsen
„Konsumenten und Köche haben eine konkrete Erwartung in zweierlei Hinsicht an Mayonnaise, und zwar wie diese schmecken und sich verhalten soll“, hieß es von Unilever. „Just Mayo“ erfülle weder das eine noch das andere, vielmehr zerfalle es, wenn es erhitzt werde. Unilever klagte Hampton Creek auf Schadensersatz. Neben der Streichung der Produktbezeichnung soll das Ei-Bild von dem Etikett verschwinden und alle „Just Mayo“-Anzeigen sollen gestoppt werden.
Unilever ändert Produktbezeichnungen
Um selbst gegen den Vorwurf des Etikettenschwindels gefeit zu sein, begann Unilever zugleich eilends, vor der eigenen Haustüre zu kehren, und führte auffällige Änderungen bei seinen Onlineauftritten durch. So wurde die Bezeichnung einiger Unilever-Produkte, die nicht ganz der traditionellen Mayonnaise entsprechen, kurzerhand von „Mayonnaise“ auf „Mayonnaise Dressing“ umbenannt.
Die auf Gesundheitsfragen spezialisierte Juristin, Michele Simon, berichtete am Montag der Nachrichtenagentur AP, sie habe am Freitag mit Hampton-Creek-Gründer Josh Tetrick gerade über die Klage gesprochen, als Unilever die Änderungen auf seinen Websites durchgeführt habe. „Sie änderten es vor unseren Augen“, sagte Simon. „Canola Cholesterol Free Mayonnaise“ im Webauftritt von Best Foods, das zu Unilever gehört, etwa heiße nun „Canola Cholesterol Free Mayonnaise Dressing“. Unilever kommentierte die Änderungen auf Anfrage vorerst nicht.
Auch ethische Gründe
Tetrick zeigte sich unterdessen zuversichtlich, was den Rechtstreit mit Unilever betrifft, und berief sich auf die Definition der US-Lebensmittelüberwachungsbehörde FDA, die zwar vorschreibe, dass Eigelb enthalten sein müsse, aber das gelte nur für „Mayonnaise“, nicht aber für „Mayo“. Deshalb habe er das Produkt auch „Just Mayo“ genannt, erklärte Tetrick.
Sein Team habe herausgefunden, dass man das Ei in der Mayonnaise weglassen kann, wenn man es durch eine bestimmte Gattung der kanadischen gelben Erbse ersetzt, zitierte ihn die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“). Die Erbseneiweiße zusammen mit Öl, Wasser, Essig und Gewürzen ergäben schließlich „Just Mayo“. Die vegane Sauce soll wie herkömmliche Mayonnaise mit Eiern schmecken und im Supermarkt nicht teurer sein als diese. Zugleich sei sie wesentlich gesünder als herkömmliche Mayonnaise, ergänzte Tetrick. Außerdem soll „Just Mayo“ helfen, die Massenzucht von Hühnern zu beenden.

AP/Steven Senne
Milliardengeschäft mit Mayonnaiseprodukten
Bald eierlose Eierspeise?
Unilevers Klage bedeute eine enorme Publicity für sein auf rein pflanzliche Ei-Ersatz-Speisen spezialisiertes Start-up. „Millionen Menschen kennen nun den Namen Hampton Creek und wissen, was ‚Just Mayo‘ ist“, sagte Tetrick. „Wir arbeiten daran, die Lebensmittelindustrie intelligenter und zukunftsorientierter zu gestalten.“ Seit einigen Monaten verkaufe Hampton Creek auch Cookies ohne Eier und tüftle zurzeit an eierloser Eierspeise, so die „SZ“. „Bald werden wir das Ei überflüssig machen“, gab sich Tetrick, der selbst Veganer ist, optimistisch.
Das Label mit dem Ei, in das eine Pflanze hineinwächst, symbolisiere das, so Tetrick, der die Trends auf seiner Seite sieht. Tatsächlich wuchs Hampton Creek seit seiner Gründung 2011 in San Francisco rasch: Zahlreiche Kapitalgeber - darunter auch Microsoft-Gründer Bill Gates und der reichste Chinese Li Ka-shing - sollen bereits insgesamt rund 30 Millionen Dollar (24 Mio. Euro) in das junge Unternehmen investiert haben. Verglichen mit Unilever mit über 60 Milliarden Dollar (48 Mrd. Euro) Umsatz ist Hampton Creek jedoch vorerst ein Zwerg. Allein mit seinen Mayonnaiseprodukten setzt der Gigant jährlich zwei Milliarden Dollar (1,6 Mrd. Euro) um.
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