Proteste am Rande der Feiern zur „Samtenen Revolution“
Mehrere tausend Demonstranten haben dem tschechischen Präsidenten Milos Zeman am Rande der Gedenkfeiern zur „Samtenen Revolution“ von 1989 symbolisch die Rote Karte gezeigt. „Wir kommen auch ohne Beschimpfungen aus“, sagte Organisator Martin Prikryl heute in Prag dem Sender CT24.
Ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert und „Ukraine, Ukraine“-Rufe übertönten die Rede von Zeman. Sie forderten den Präsidenten zum Rücktritt auf und hielten Slogans wie „Zeman in den Müll“ hoch. „Ich habe vor Euch keine Angst, so wie ich auch 1989 keine Angst hatte“, sagte der 70-jährige Zeman seinen Kritikern.
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Deutscher Präsident von Ei getroffen
Schließlich wurde auch der deutsche Präsident Joachim Gauck von Resten eines Eis getroffen. „Das Ei hat eigentlich mir gegolten“, entschuldigte sich Zeman nach Informationen aus Teilnehmerkreisen.
Die Demonstranten protestierten gegen prorussische Äußerungen des Präsidenten. Zeman hatte unlängst die kremlkritische Punkband Pussy Riot als „pornografische Gruppe“ beschimpft und die langjährige Inhaftierung des Putin-Gegners und Ex-Oligarchen Michail Chodorkowski verteidigt.
Verblasster Glanz der „Samtenen Revolution“
Die Demonstranten versammelten sich am 25. Jahrestag eines Studentenprotests, dessen blutige Niederschlagung zum Zündfunken für die „Samtene Revolution“ gegen das kommunistische Regime in der ehemaligen Tschechoslowakei wurde. Die Revolte ging schneller und friedlicher vor sich, als es sich irgendjemand hätte vorstellen können - und gerade damit trug sie schon den Keim für jene Unzufriedenheit in sich, die 25 Jahre später ihre Erben mit der Entwicklung seither hadern lässt.
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