Ausnahmezustand in Genua
Heftige Niederschläge haben am Wochenende zu chaotischen Zuständen in mehreren norditalienischen Regionen, vor allem in Ligurien und der Toskana, geführt. Am stärksten betroffen war wieder die ligurische Hafenstadt Genua, in der Flüsse über die Ufer traten und einige Stadtviertel überschwemmt wurden. Zwei Menschen starben im lombardischen Cerro di Laveno bei einem Erdrusch.
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Ihr unweit vom Lago Maggiore gelegenes Haus wurde von den Erdmassen erfasst und völlig zerstört, wie unter anderem die Zeitung „La Repubblica“ berichtet. Bei den Opfern handelt es sich um eine 16-Jähriges, die im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlag, und um einen 70-jährigen Angehörigen des Mädchens, der unter den Trümmern starb. Drei Personen konnten sich retten. Häuser in der nächsten Umgebung mussten aus Sicherheitsgründen geräumt werden.
Auto in Genua von Fluten mitgerissen
Besonders schwierig ist die Lage in Ligurien, wo ein Vermisster gemeldet wurde. Der Mann war in Mignanego nahe Genua mit seinem Auto unterwegs und wurde von einem Fluss mitgerissen, der über die Ufer getreten war. Die Suche nach dem Vermissten läuft auf Hochtouren. Genuas Bürgermeister Marco Doria rief die Bewohner auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen, damit sie die Arbeit der Rettungsmannschaften nicht erschweren.

APA/EPA/Luca Zennaro
Diese Unterführung in Genua wurden von Schlamm verlegt
Beim Autobahnverkehr in Richtung Genua kam es zu erheblichen Problemen, einige Strecken mussten gesperrt werden. Die Bürgermeisterin der schwer überschwemmten Stadt Alessandria, Maria Rita Rossa, sprach von einer „Katastrophe“. Flüsse seien über die Ufer getreten, über 20 Straßen seien wegen Überschwemmungen gesperrt worden. Einige Ortschaften unweit der Stadt seien wegen Erdrutschen isoliert. 150 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Überschwemmungen in Mailand
Am Samstag musste der Bahnverkehr zwischen den Großstädten Mailand, Turin und Genua gesperrt werden. Wegen der Erdrutsche war auch die Bahnlinie zwischen Savona und der Grenzstadt Ventimiglia nahe der französischen Grenze gesperrt. Zu erheblichen Verspätungen kam es auf dem Flughafen von Genua, Cristoforo Colombo. Auch in Mailand trat der Fluss Seveso über die Ufer. Die Gemeinde rief die Bürger dazu auf, ihre Autos stehen zu lassen und so die Arbeit der Zivilschutzeinheiten zu erleichtern.

APA/EPA/Daniele Mascolo
Dauerregen in Mailand
Seit den schweren Unwettern Mitte Oktober sind in Italien mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Die Schäden gingen in die Millionen. Das Land wird immer wieder von heftigen Unwettern heimgesucht und auch für die nächsten Tage wurden weitere Niederschläge prognostiziert.
Kritik an Umweltpolitik der Regionen
Der italienische Regierungschef Matteo Renzi kritisierte unterdessen die Umweltpolitik der Regionen. Sie hätten in den vergangenen 20 Jahren zu wenig für die Stabilisierung des Bodens und zur Vorbeugung von Unwetterkatastrophen unternommen. Der Präsident des Verbands der italienischen Regionen, Sergio Chiamparino, drängte darauf, dass große Infrastrukturinvestitionen zur Vorbeugung von Schäden durch Unwetter aus dem Stabilitätspakt ausgeklammert werden.
Fünf Tote bei Sturzflut in Frankreich
Auch in Südfrankreich sorgen heftige Unwetter für Überschwemmungen und Sturzfluten. Fünf Menschen starben, als sie in ihren Fahrzeugen von den Wassermassen fortgerissen wurden. Eine Mutter ertrank in der Nacht zum Samstag zusammen mit ihren beiden ein und vier Jahre alten Kindern, als Wassermassen ihr Auto in den Cevennes-Bergen mitrissen. Der Ehemann konnte als einziges Familienmitglied gerettet werden.
Ein etwa 50 Jahre alter Mann wurde im Nordosten der Gard-Gegend tot in seinem Fahrzeug gefunden. Das Auto war nach starkem Regen ebenfalls vom Wasser weggeschwemmt worden, wie die Präfektur am Samstag berichtete. Im nördlicher gelegenen Lozere-Gebiet kam ein Pensionist durch das Unwetter in seinem Auto ums Leben.
Dreistöckiges Haus in der Schweiz eingestürzt
In der Schweiz wurde bei Lugano in der Region Tessin ein dreistöckiges Wohnhaus in der Nacht zum Samstag durch einen Erdrutsch zerstört. Zwei Menschen kamen nach Polizeiangaben ums Leben. Vier weitere konnten gerettet werden, von denen drei leichte Verletzungen davontrugen.
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