Löwe, Tiger oder Stofftier?
Raubkatzensichtungen sind in Großbritannien keine Seltenheit. Immer wieder sorgen Bilder vermeintlicher Raubkatzen kurzfristig für Aufregung. Nicht immer handelt es sich dabei überhaupt um ein Lebewesen. Doch das hält die Menschen nicht davon ab, weiterhin leidenschaftlich über Großatzen zu berichten.
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Schätzungen britischer Medien gehen so weit, dass rund 7.000 Briten pro Jahr etwas sehen, das wie eine große schwarze Raubkatze (Leopard, Jaguar) oder wie eine große braune Raubkatze (Puma) aussieht. Löwen sind eher selten. Damit sehen wohl mehr Briten pro Jahr eine streunende Raubkatze als ein Schwein, witzelte der „Guardian“ vor einigen Jahren. Den Behörden und Medien werden allerdings nur rund zehn Prozent der Sichtungen gemeldet. Die angeblichen Sichtungen hatten ab den 80er Jahren sprunghaft zugenommen - also ungefähr ab dem Zeitpunkt, als „Nessie“, das Monster von Loch Ness, begann, sich in Schottland eher publikumsscheu zu geben.
Ausgesetzte „Haustiere“?
Es gibt allerdings auch einen anderen Erklärungsansatz für die Häufung des Phänomens. In den 70er Jahren war es im britischen Jetset durchaus modisch, sich Löwen, Tiger und Co. als Haustiere zu halten. Ein schwarzer Leopard war damals etwa um 500 Pfund, also zum Preis eines Kleinwagens, durchaus erschwinglich. Die Regierung verbot die Haltung 1976 mit dem „Dangerous Wild Animals Act“. Allerdings wurde jahrelang nicht geregelt, wie man das geliebte Haustier loswird.
Und so hätten etliche Besitzer ihre Tiere ausgesetzt, diese hätten sich in freier Wildbahn vermehrt und seien jetzt im ganzen Land heimisch, meinen manche. In den vergangenen Jahren schossen in Großbritannien auch etliche Websites aus dem Boden, die die Sichtungen sammeln. Dass sämtliche Bilder eher verwackelt und eher ungewissen Ursprungs sind und auch noch nie ein totes Tier gefunden wurde, lassen einschlägige Kreise als Argumente nicht gelten.
Ein Löwe namens „Teddy Bär“
Auch die letzten großen Polizeieinsätze nach angeblichen Raubtierbeobachtungen erwiesen sich als Schlag ins Wasser: Im Sommer 2012 glaubte eine Frau neben einer Bahnstation in Yorkshire einen Löwen gesehen zu haben. Auch hier rückte die Polizei mit 25 Mann, mehreren Experten und einem Hubschrauber an. Die Passagiere eines Zuges mussten zwei Stunden in den Waggons bleiben, ehe die Behörden die Suche erfolglos abbrachen.

AP/Hampshire Constabulary
Der Besitzer des Tigers konnte nicht ausgeforscht werden
Die britischen Medien überschlugen sich damals. Das Boulevardblatt „Daily Mail“ zeigte ein auf Twitter kursierendes, recht bedrohlich aussehnendes Bild des angeblichen Löwen. Der „Guardian“ richtete einen eher humoristischen Liveticker zum Thema ein. Auf Twitter tauchten mehrere Accounts des angeblichen Löwen auf, der die Suche nach ihm eher belustigt verfolgte. Schließlich entpuppte sich das „Raubtier“ als Hauskatze „Teddy Bär“.
Auch „weißer Tiger“ löste Großeinsatz aus
Erfolgreicher waren die Behörden im Mai 2011. Augenzeugen wollten auf einem Feld bei Southampton einen weißen Tiger gesehen haben. Die Polizei organisierte sich vom nächsten Zoo Betäubungsmittel und fand tatsächlich etwas vor, was wie ein Tiger aussah. Stutzig wurde man erst, als sich das Tier so gar nicht bewegte und Wärmebildkameras anzeigten, dass das Tier wohl besonders kaltblütig sein muss. Erst dann stellte sich der Tiger als lebensgroßes Stofftier heraus.
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