Von „Jan Heweliusz“ bis „Costa“
Einer lässt das Schiff in schwerem Sturm auslaufen, ein anderer schaut während der Fahrt Fußball im Fernsehen: Nach schweren Schiffsunglücken werden - wie beim Untergang der südkoreanischen Fähre „Sewol“ - häufiger Kapitäne verantwortlich gemacht. Eine Auswahl aus jüngerer Zeit:
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„Jan Heweliusz“: Die polnische Fähre kentert im Jänner 1993 vor der Küste der deutschen Insel Rügen. 55 Menschen sterben, darunter der Kapitän. Das Schiff ist bei Sturm ausgelaufen. Ein polnisches Seegericht stellt später erhebliche Sicherheitsmängel an der Fähre fest. Der Kapitän wird mit der Reederei, dem Seeamt Stettin und den Polnischen Hochseelinien für eine der bisher schlimmsten Schiffskatastrophen der Nachkriegszeit in der Ostsee verantwortlich gemacht.
„Express Samina“: Der Kapitän und der zur Schicht eingeteilte Erste Offizier sehen sich das Fußballspiel Hamburg - Athen im Fernsehen an, als die griechische Fähre im September 2000 vor der Insel Paros auf ein Riff läuft und sinkt. 81 von rund 560 Menschen an Bord sterben. Ein Gericht verurteilt den Kapitän 2006 zu einer langjährigen Haftstrafe, unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung.
„Al Salam Boccaccio 98“: Mindestens 1.027 Menschen sterben, als die Fähre im Februar 2006 im Roten Meer rund 90 Kilometer vor dem Hafen Safaga in Ägypten sinkt. Auf dem Schiff waren 1.414 Passagiere. Um ein Feuer zu löschen, sollen Besatzungsmitglieder viel Meerwasser an Bord geholt haben - das zusätzliche Gewicht habe das Schiff zum Kentern gebracht. Die ägyptische Regierung macht den Kapitän für das Unglück verantwortlich, weil er zu spät ein Notsignal gesendet habe.
„Cosco Busan“: Der Frachter rammt im November 2007 in der Bucht von San Francisco einen Brückenpfeiler. Durch ein Loch im Rumpf des Frachters laufen danach mehr als 220.000 Liter Öl aus. Das Schiff war bei Nebel auf dem Weg nach Südkorea. Für angrenzende Gewässer und Strände wird der Notstand ausgerufen. Der Kapitän wird später zu zehn Monaten Haft verurteilt, der Betreiber des Schiffes nach Angaben des US-Justizministeriums zu einer Millionenstrafe.
„Costa Concordia“: Das Kreuzfahrtschiff kentert mit 4.232 Menschen an Bord nahe der Insel Giglio vor der toskanischen Küste. Die Havarie im Jänner 2012 fordert 32 Opfer. Erste Haftstrafen verhängt ein Gericht im Jahr 2013, unter anderen gegen mehrere Crewmitglieder. Angeklagt ist derzeit noch der Kapitän. Er soll das Schiff bereits während der Evakuierung verlassen haben.