Am Rande eines neuen Aufstands
Palästinensische Angreifer haben am Montag binnen weniger Stunden zwei Messerangriffe auf Israelis verübt. Ein israelischer Soldat starb, nachdem ihn ein Palästinenser an einer Bahnstation in Tel Aviv mit einem Messer angegriffen hatte. Eine junge Israelin wurde getötet, als ein Palästinenser im südlichen Westjordanland auf Wartende an einer Haltestelle einstach. Zwei weitere Siedler seien dabei verletzt worden.
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Der Angreifer aus Hebron wurde nach Polizei- und Armeeangaben von einem Wachmann der Siedlung angeschossen und und lebensbedrohlich verletzt. Das Attentat ereignete sich den Angaben zufolge an einem Halteplatz, wo Autofahrer üblicherweise Tramper mitnehmen. Die Bewegung Islamischer Dschihad erklärte, der Angreifer sei ein Mitglied gewesen. Seine Tat sei die „Antwort“ auf den Tod eines arabischen Israeli, der am Samstag von Polizisten im Norden Israels erschossen wurde.
Welle der Gewalt erfasst Tel Aviv
Wenige Stunden zuvor hatte ein palästinensischer Jugendlicher aus einem Flüchtlingslager bei Nablus vor einem Bahnhof in Tel Aviv einen jungen Soldaten mit dem Messer angegriffen und lebensbedrohlich verletzt. Der Soldat erlag am Abend seinen Verletzungen, wie das Krankenhaus mitteilte. Der Täter konnte zunächst fliehen, wurde später aber gefasst.

AP/Mahmoud Illean
Israelische Sicherheitskräfte sichern Spuren am Tatort
Der 17-jährige Angreifer habe „nationalistische Motive“ für seine Tat gehabt, erklärte die Polizei. Er sei Hamas-Mitglied. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Organisation bekannte sich jedoch nicht zu dem Anschlag. In einer Hamas-Stellungnahme hieß es nur: „Akte des Widerstandes von Menschen im Westjordanland oder in Ostjerusalem sind eine normale Reaktion auf die Verbrechen Israels.“
Zwischen Israelis und Palästinensern gibt es derzeit wieder verstärkt Spannungen, die sich lange auf den von Israel besetzten arabischen Ostteil Jerusalems konzentrierten. Zuletzt griffen die Auseinandersetzungen aber auch auf arabische Ortschaften in Israel über. Tel Aviv wurde am Montag zum ersten Mal von der Welle der Gewalt erfasst.
Netanjahu: „Terror kennt keine Grenzen“
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Montag, Terror kenne keine Grenzen. Er sagte nach Medienberichten zudem: „Jenen, die gegen den Staat Israel und für den Palästinenserstaat demonstrieren, sagte ich einfach: Geht dorthin, in das Gebiet der Palästinenserbehörde (Westjordanland) oder nach Gaza.“ Der rechtsorientierte Wirtschaftsminister Naftali Bennett rief zu einer härteren Bestrafung palästinensischer Angreifer auf. Er bezeichnete Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als „Terroristen im Anzug“ und forderte, Israel müsse ihn dementsprechend behandeln.
Die USA verurteilten die Messerattacken: „Wir bedauern den Verlust von Menschenleben tief“, sagte Außenamtssprecherin Jen Psaki. „Es ist entscheidend, dass die Parteien jede mögliche Maßnahme ergreifen, um Zivilisten zu schützen und die Spannungen zu deeskalieren.“ Washington forderte überdies von Israel Aufklärung über den Tod des arabischen Israeli am Samstag.
Schon vor den jüngsten Attacken waren die Sicherheitskräfte aus Furcht vor neuen Unruhen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. In den vergangenen Wochen hatten Palästinenser dreimal mit Autos Passanten gerammt. In der Ortschaft Kfar Kanna bei Nazareth, wo der arabische Israeli am Samstag erschossen worden war, warfen Dutzende junge Araber am Wochenende mit Steinen auf Sicherheitskräfte, die ihrerseits Wasserwerfer einsetzten. Außer in Kfar Kanna gab es auch in Nazareth, Um al-Fahm, Haifa und Beerscheva Proteste wegen seines gewaltsamen Todes, der vom Vater des Opfers als „kaltblütiger Mord“ eingestuft wurde. 24 Demonstranten wurden in Untersuchungshaft genommen.
Zwischenfall mit Fischern
Bei einem israelischen Marineeinsatz vor der Küste des Gazastreifens wurden überdies zwei Fischerboote angegriffen und zwei Männer an Bord verletzt, wie ein Vertreter der Sicherheitskräfte in dem von der radikalislamischen Hamas-Bewegung kontrollierten Küstenstreifen mitteilte. Zwei Fischer konnten demnach nahe Rafah aus dem Meer gezogen werden, vier weitere würden vermisst und seien möglicherweise festgenommen worden. Israels Marine begründete den Einsatz mit Schmuggelaktivitäten, sprach aber nur von einem zerstörten Boot, dessen Besatzung Warnschüsse ignoriert habe.
Der jüngste Gaza-Krieg, der 50 Tage dauerte, war im August mit einer von Ägypten vermittelten Waffenruhe zu Ende gegangen. Teil der Vereinbarung war eine Ausweitung der Fischereizone von drei auf sechs Seemeilen. Seit Ende des Gaza-Kriegs ist es vor der Küste mehrfach zu ähnlichen Vorfällen gekommen.
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