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Regierungsumbildung mit PR-Effekt

Indiens Regierungschef Narendra Modi hat einen Yoga-Minister für sein Land ernannt. Das neue Ressort soll die traditionelle Meditations- und Bewegungslehre fördern, wie die Regierung kürzlich nach einer umfassenden Kabinettsumbildung in Neu-Delhi erklärte.

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Neben Yoga soll sich das Ministerium künftig auch um die Weiterverbreitung von Ayurveda und Homöopathie kümmern. Zum Chef des neuen Ressorts ernannte der Hindunationalist Modi den bisherigen Umwelt- und Tourismusminister Shripad Yesso Naik.

Shripad Yesso Naik

AFP

Der neu ernannte Yogaminister Shripad Yesso Naik (rechts) im Jahr 2003

Modi lobbyiert für Weltyogatag

Regierungschef Modi gilt als treuer Yogi. Der überzeugte Vegetarier ist bereits bei der UNO vorstellig geworden, um sich für einen internationalen Weltyogatag, ausgerufen von den Vereinten Nationen, einzusetzen. „Yoga schafft die Einheit von Geist und Körper, Gedanken und Taten, Zurückhaltung und Erfüllung“, sagte er Ende September vor den Delegierten aus aller Welt.

„Es sorgt für Harmonie zwischen Mensch und Natur. Wenn wir unseren Lebensstil ändern und Bewusstsein schaffen, kann Yoga auch gegen den Klimawandel helfen.“ Ganz ohne Aussicht ist sein Vorhaben nicht. Auf Vorschlag von Indiens kleinem Nachbarn Bhutan hatte die Vollversammlung vor zwei Jahren einen jährlichen „Welttag des Glücks“ ausgerufen. Zudem besprach Modi das Thema mit US-Präsident Barack Obama bei einem Dinner im Weißen Haus.

Regierung mit 66 Mitgliedern

Modi hatte das neue „Yoga-Ministerium“ im Zuge seiner Regierungsumbildung geschaffen. Er nahm vier neue Minister und 17 Vizeminister in sein Kabinett auf. „Ich gratuliere allen Kollegen, die heute den Eid abgelegt haben“, so Modi via Twitter. „Ich freue mich darauf, mit ihnen zu arbeiten und Indiens Entwicklung voranzutreiben“, so Modi weiter. Die Regierung hat damit nun 66 Mitglieder.

Unter anderem soll der bisherige Chef einer Regionalregierung des Bundesstaates Goa, Manohar Parrikar, das Verteidigungsministerium reformieren und die veralteten indischen Streitkräfte modernisieren. Vor allem das Militärgerät aus der Sowjet-Ära soll ausgetauscht werden. Parrikar gilt als unbestechlich, was angesichts der zu vergebenden Rüstungsaufträge auch in der Regierung groß herausgestrichen wird, denn die zuvor regierende Kongresspartei war in einen Strudel von Korruptionsskandalen geraten und die Reform des Verteidigungsministeriums ins Stocken geraten.

Alles für die PR?

Arun Jaitley, der neben dem Finanzministerium bisher auch das Verteidigungsministerium innehatte, soll nun nur noch die Finanzagenden betreuen und die schwächelnde Wirtschaft, wie im Wahlkampf versprochen, ankurbeln. Erwartet wird auch eine Bekämpfung der grassierenden Arbeitslosigkeit. Bisher blieben die von Experten erwarteten großen Würfe für die Wirtschaft allerdings aus. Experten sehen weiters das Problem der Rechtssicherheit für Auslandsinvestitionen und Industriestandorte.

Einige Beobachter werten Modis Regierungsbildung gar als großen PR-Coup, der mehr oder weniger von den Problemen ablenken soll. Dazu zählen sie auch das neue Yoga-Ministerium.

Hindunationalisten erhielten Absolute

Modis bisherige Oppositionspartei BJP hatte bei der Wahl, deren Ergebnis Mitte Mai bekanntwurde, die erste absolute Mehrheit seit 30 Jahren errungen und die Regierung von der gedemütigten Kongresspartei, die das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte einfuhr, übernommen. Der Hindunationalist Modi war zuvor Regierungschef des Bundesstaats Gujarat im Westen des Landes gewesen.

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