Türken sind skeptischer
Rund eine Million Menschen in Österreich verfügen über keine österreichische Staatsbürgerschaft, sind jedoch trotzdem ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Wobei ein Pass aber nicht automatisch das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Land symbolisiert. Rund 30 Prozent der Migranten fühlen sich ihrem Herkunftsland zugehöriger als der neuen Heimat, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
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Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wurden 1.000 Personen telefonisch befragt, 206 davon hatten einen Migrationshintergrund. 69 Prozent der befragten Migranten gaben an, Österreich als ihre Heimat zu betrachten, acht Prozent fühlen sich ihrem Herkunftsland stark verbunden, 23 Prozent fühlen sich zerrissen und sehen sowohl Österreich als ihr Herkunftsland als Heimat bzw. sind diesbezüglich unsicher. Das Zugehörigkeitsgefühl bei Personen ohne Migrationshintergrund lag bei 82 Prozent.
Jungen Männern bietet Österreich keine Heimat
Wobei sich das Zugehörigkeitsgefühl in den vergangen vier Jahren deutlich verbessert hat. Fühlte sich 2010 in einer GFK-Umfrage nur jeder zweite Migrant Österreich zugehörig, waren es 2014 bereits 70 Prozent (Quelle: Statistik Austria). Vor allem Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien fühlen sich in Österreich heimisch (76 Prozent), wohingegen sich Türken deutlich stärker an ihr Herkunftsland gebunden fühlen (58 Prozent).
Jüngere Männer bezeichneten Österreich dabei deutlich seltener als Heimat als ältere Männer oder Frauen. Wobei das Heimatbewusstsein im Alter zunimmt. Individuelle und kollektive Erfahrungen spielen hier ebenso eine Rolle, wie religiöse, politische und kulturelle Faktoren, wie Peter Ulram von ECOQUEST in der Studie zitiert wird.
Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung
Mit Österreich werden vor allem die Landschaft, das Essen, Kultur und Musik verbunden. Hier unterscheiden sich Personen mit und ohne Migrationshintergrund nicht wesentlich voneinander. Als die wichtigsten Werte geben beide Gruppen die Meinungsfreiheit an (99 Prozent), die Gleichberechtigung von Männern und Frauen (96 Prozent) und Demokratie (95 Prozent). 86 Prozent halten die freie Religionsausübung für wichtig, 79 Prozent nannten die Trennung von Staat und Kirche.
Mit persönlichem Einsatz und Leistung in Österreich weiterzukommen halten 80 Prozent der Befragten für möglich. Personen mit Migrationshintergrund sind hier sogar noch optimistischer. 84 Prozent halten Erfolg durch persönlichen Einsatz für möglich.
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