Berlin feiert ein Wochenende lang
Zum 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer wurde zwischen dem ehemaligen West- und Ostberlin wieder eine „Mauer“ errichtet. 8.000 Ballone wurden auf einer Strecke von 15 Kilometern positioniert und bilden seit Freitagnachmittag eine Lichtgrenze von Nord nach Süd. Am Sonntag werden die Ballone dann mit Botschaften versehen aufsteigen.
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Im Gegensatz zur Mauer sei die Lichtgrenze leicht und durchlässig, sagte der Künstler Christoph Bauder, der gemeinsam mit seinem Bruder Marc für die Installation verantwortlich zeichnet. „Licht zieht Menschen an“, so Bauder. Doch das birgt auch das Risiko, dass die 60 Zentimeter großen Luftballone mutwillig zerstört werden. „Wir hoffen, dass die Lichtmauer von den Leuten angenommen wird und dass sie sie selbst beschützen“, sagte Bauder dem Magazin „stern“.

APA/Stephanie Pilick/dpa
Freitagabend wurden die Ballone feierlich beleuchtet
Eine Grenze, die in die Luft geht
Die weißen Ballone sind auf 3,4 Meter hohen Karbonröhren angebracht, diese stecken wiederum in wassergefüllten Ständern. Wie die echte Mauer, die sich von 1961 bis 1989 durch die Stadt zog, wirkt sich auch die Lichtgrenze auf die Bewegungsfreiheit in der Stadt aus. Straßen wurden für die Kunstaktion gesperrt und der Verkehr teilweise umgeleitet. Am Freitagabend wurden die Strahler unter den Ballonen unter Mitwirkung des Regierende Bürgermeisters Klaus Wowereit eingeschaltet.

Reuters/Pawel Kopczynski
Die Stadt ist für drei Tage wieder geteilt
Die Entwicklung der filigranen Installation, die dennoch Wind und Wetter standhalten muss, dauerte 18 Monate. Die Ballone aus Naturkautschuk werden zunächst mit Luft, zwölf Stunden vor dem Start dann mit Helium gefüllt. Dafür brauchte es unzählige Helfer, die nicht nur beim Aufstellen der Lichtgrenze mithalfen, sondern auch die Nachfüllarbeiten erledigen. Am Sonntag nehmen dann 8.000 Paten bei einem der Ständer Aufstellung. Auf ein gemeinsames Kommando lösen sie mit einem Spezialschlüssel die Ballone und lassen sie in den Abendhimmel steigen.

Reuters/Fabrizio Bensch
Die Lichtgrenze verläuft am deutschen Bundestag vorbei
Videos, Volksfest und prominente Gäste
An sieben Orten wird neben der Lichtgrenze auch der Film "Mauerstücke“ gezeigt, wie der „stern“ schreibt. In 30 Minuten werden historische und zum Teil seltene Aufnahmen gezeigt, die von Marc Bauder zusammengestellt wurden. Das Material besteht aus DDR-Armeefilmen, Berichten von Fluchten, Blicken auf die Mauer von West und Ost. „Es ist der Versuch einer emotionalen Reise durch die 28 Jahre, in denen die Mauer stand“, erklärt Bauder.
Doch Berlin bietet an dem Wochenende nicht nur Nachdenkliches. Am Brandenburger Tor hat am Freitag ein dreitätiges Volksfest mit Konzerten und Vergnügungspark begonnen. Am Sonntag treten dort unter dem Motto „Mut zur Freiheit“ Stars wie Peter Gabriel, Daniel Barenboim und Udo Lindenberg auf. Sonntagabend moderiert der Schauspieler Jan Josef Liefers ein Programm mit Livemusik und Zeitzeugengesprächen am Brandenburger Tor.
Unter Teilnahme des ehemaligen Sowjetführers Michael Gorbatschow wurde am Freitag am Checkpoint Charlie die Ausstellung „Der Fall der Mauer - das Erlebnis!“ eröffnet. Der 83-Jährige erklärte, stolz zu sein, „dass ich ein bisschen dazu beigetragen habe, dass wir heute so leben, wie wir leben“. Am Samstag nahm Gorbatschow dann gemeinsam mit dem ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher an einem Symposion zum Kalten Krieg teil.
Emotionen und Wut im Bundestag
Den Beginn der Feierlichkeiten markierte eine Gedenkfeier im deutschen Bundestag. Abgeordnete aller Fraktionen schilderten in teils sehr emotionalen Worten ihre Erinnerungen an den 9. November 1989. Bundestagspräsident Norbert Lammert hob hervor, dass es ohne die Bürgerrechtsbewegung, die daraus entstandenen Volksbewegungen und ohne die friedlichen Massendemonstrationen den 9. November 1989 nicht gegeben hätte. Für einen kleinen Eklat sorgte der aus der ehemaligen DDR ausgewiesene Liedermacher Wolf Biermann. Er bezeichnete die Linke-Abgeordneten als den „elenden Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde“.
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