Liedermacher greift Linke an
Der deutsche Bundestag hat am Freitag in einer Gedenkstunde an den Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren erinnert. Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte zu Beginn, ohne die Bürgerrechtsbewegung, die daraus entstandenen Volksbewegungen und ohne die friedlichen Massendemonstrationen hätte es den 9. November 1989 nicht gegeben.
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„Ein Wunder war der Mauerfall aber nicht, sondern die Folge einer nicht nur in der deutschen Geschichte beispiellosen friedlichen Revolution“, sagte er. Auf Einladung von Lammert war der 1976 aus der DDR ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann zu der Gedenkstunde gekommen. Sein Auftritt sorgte vorher für Ärger, weil sich die Linke als SED-Nachfolgepartei immer wieder von Biermann kritisiert fühlt.
Linkspartei „elender Rest“
Die Abgeordneten der Linkspartei seien „der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde“, sagte der 77-Jährige. Er sei von dem „Ironiker“ Lammert eingeladen worden, um der Linken ein paar Ohrfeigen zu verpassen. „Aber das kann ich nicht, ich war ja Drachentöter. (...) Ein Drachentöter kann nicht mit großer Gebärde die Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen.“

APA/EPA/Wolfgang Kumm
Biermann geht auf Konfrontationskurs mit der Linkspartei
Lammert sagte mit einem Hinweis auf die Geschäftsordnung: „Sobald Sie für den Bundestag kandidieren und gewählt werden, können Sie auch reden. Jetzt sind sie hier, um zu singen.“ Biermann entgegnete: „Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun.“ An die Adresse der Linken sagte er: „Ihr seid dazu verurteilt, das hier zu ertragen. Ich gönne es Euch.“
Gysi: DDR nicht pauschal ein Unrechtsstaat
Linken-Chef Gregor Gysi ignorierte in seiner Rede Biermanns Attacken. Gysi beklagte Versäumnisse bei der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Große Probleme seien dadurch entstanden, dass die DDR nach dem Mauerfall der Bundesrepublik beigetreten sei und es keine echte Vereinigung der beiden deutschen Staaten gegeben habe. Er betonte, in der DDR hätten eine Diktatur und grobes Unrecht geherrscht. Gysi blieb damit aber bei seiner Haltung, die DDR nicht pauschal als Unrechtsstaat zu bezeichnen.
Diese Ansicht wollte die grüne Fraktionsvorsitzende Katrin Göring Eckardt nicht teilen. In ihrer Rede betonte sie, dass die DDR „natürlich ein Unrechtsstaat war“. Emotional wurde es auch bei der Rede der SPD-Abgeordneten Iris Gleicke. Sie erinnerte an die „unbändige Freude“ der Menschen, die jedoch mittlerweile verloren gegangen sei. Sie wünsche es allen Menschen zum 25. Jahrestag zurück. Dabei kamen Gleicke die Tränen.
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