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NGOs dementieren Verwicklung

Im Fall der mysteriösen Drohnenflüge über französischen Atomkraftwerken hat es drei Festnahmen gegeben. Nach Angaben der Justiz wurden am Mittwoch zwei Männer und eine Frau im Besitz einer Drohne nahe der Nuklearanlage von Belleville-sur-Loire rund 150 Kilometer südlich von Paris gefasst. Sie kamen demnach in Polizeigewahrsam und wurden zum Vorwurf von Flügen in „verbotenem Gebiet“ befragt.

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Die Festgenommenen sind 21, 24 und 31 Jahre alt, Details zu ihnen gaben die Behörden nicht bekannt. Die drei Verdächtigen wurden laut den Angaben rund hundert Meter von der Atomanlage entfernt festgenommen. Die Drohne, die sie bei sich hatten, habe das Gelände aber nicht überflogen. Laut Angaben aus Kreisen der Ermittler hieß es, die drei Verhafteten hätten vermutlich nichts mit den Drohnenüberflügen in anderen Atomkraftwerken zu tun. Die zuständige Staatsanwaltschaft von Bourges kündigte für Donnerstag eine Pressekonferenz an.

Zumindest 15 Überflüge

Die mysteriösen Drohnen hatten den Behörden in den vergangenen Wochen Kopfzerbrechen bereitet. Bisher bekannte sich niemand zu den Aktionen. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace wiesen Vermutungen einer Verwicklung in die Causa kategorisch zurück. Seit Anfang Oktober wurden rund 15 Drohnenflüge über verschiedenen französischen Atomkraftwerken gezählt. Unklar ist dabei aber, wie viele unbemerkte Überflüge während dieser Zeit oder auch davor stattfanden.

Der Stromkonzern und AKW-Betreiber EDF erstattete zumindest zuletzt nach eigenen Angaben bei jedem Überflug eine Strafanzeige. Zuletzt hatten unbemannte Flugobjekte fünf Nuklearanlagen im Norden sowie in Mittelfrankreich überflogen, darunter auch das umstrittene Kraftwerk Fessenheim nahe der deutschen Grenze. Kurz zuvor waren zwei andere Atomkraftwerke im Norden und Südwesten Ziel von solchen Flügen gewesen. In Frankreich sind 58 Reaktoren in Betrieb.

Polizisten mit Schrotmunition ausgestattet

Der Aktion verdächtigt wurden Atomkraftgegner, die häufig versuchen, Sicherheitsmängel der Anlagen offenzulegen. Auch ein terroristischer Hintergrund wurde nicht ausgeschlossen. Eine unmittelbare Gefahr für die AKWs ging von den Minidrohnen nach Meinung von Experten zwar nicht aus, die Überflüge führten aber bisher die Machtlosigkeit der Exekutive vor Augen. Manche Atomkraftwerke wurden mehrmals überflogen, mit einigen Tagen Abstand. Auch kam es zu gleichzeitigen Überflügen im Abstand von mehreren hundert Kilometern.

„Meist ist es schon zu spät, wenn man die Drohne sehen kann“, sagte ein Polizeikommissar unter Zusicherung der Anonymität gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP. Auch der Flugsicherheitsexperte Christophe Naudin meinte, die Sicherheitsbehörden hätten bisher „kein Gegenmittel“ gegen diese Fluggeräte. Zuletzt wurde an die Polizisten Schrotmunition ausgegeben, damit sie bei allfälligen Überflügen „wie bei der Jagd nach kleinen Wildtieren“ vorgehen und diese vom Himmel holen können.

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