„Tea-Party“ als Gegner im eigenen Lager
Bisher ist der 72-jährige Mitch McConnell aus Kentucky der Minderheitsführer in der Kongresskammer gewesen, nach dem Wahlerfolg seiner Partei und seinem persönlichen Triumph als wiedergewählter Senator wird der Republikaner wohl als Mehrheitsführer die Schlüsselstellung in der Kongresskammer einnehmen - und zum größten Gegenspieler und zugleich wichtigsten Partner von Präsident Barack Obama werden.
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McConnell, den Kritiker immer wieder als biederes Geschöpf der Washingtoner Hinterzimmerpolitik verspotteten, ist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn angekommen. Ohne ihn wird Obama bis zum Ende seiner Amtszeit kein Gesetz mehr durch den Kongress bekommen. Nun muss er allerdings zeigen, dass er statt der bisherigen Blockadepolitik eines Minderheitsführers auch Kompromisse schmieden kann. Gemeinsames Terrain mit Obama gäbe es etwa bei den Themen Freihandel und dringend nötige Infrastrukturreformen.
Und am nächsten Tag ist alles gleich
„Ich erwarte nicht, dass der Präsident morgen aufwacht und die Welt irgendwie anders sieht, als er es heute Früh getan hat. Er weiß, dass es bei mir nicht anders ist“, zeigte sich McConnell noch in der Wahlnacht des Problems bewusst. Mehrheitsführer einer republikanischen Senatsmehrheit war immer das deklarierte politische Lebensziel des seit 1984 nun schon zum sechsten Mal in den Kongress gewählten Washingtoner Urgesteins. Am Ziel angelangt könnte sein Lebenstraum weit weniger traumhaft werden als gedacht.
Noch in der Wahlnacht machte etwa Kentuckys zweiter Senator, der ebenfalls wiedergewählte ultrakonservative Rand Paul, seinem älteren Partner die Themenführerschaft streitig. „Wir werden dem Präsidenten einen Gesetzesvorschlag nach dem anderen schicken, bis er es leid ist“, sagte Paul vor begeisterten Anhängern. Ohnehin ist McConnell beim erzkonservativen Flügel der eigenen Partei nicht beliebt. Die „Tea-Party“-Bewegung hegt einen Groll gegen McConnell, weil er im US-Budgetstreit letztlich zu einem Kompromiss mit den Demokraten bereit war.
Cartoonhafter Darth Vader mit Austern-Charme
McConnell ist in den Augen der „Tea-Party“-Sympathisanten ein Vertreter des republikanischen Establishments, der Prinzipien im Zweifel einem politischen Deal opfert. Dabei rückte er ohnehin gemeinsam mit seiner Wählerschaft und seinen Parteifreunden über die Jahre zusehends nach rechts. Trotzdem wird er es nicht nur mit Paul zu tun bekommen. Auch der texanische Senator Ted Cruz, ebenso deutlich am Präsidentenamt interessiert, wird McConnell wohl als Reibebaum benutzen. Sie wollen in absehbarer Zeit in Vorwahlen punkten - das Billigen von Kompromissen mit den Demokraten kommt da nicht gut an.

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Ein US-Bürger verdirbt mit seiner Missfallensgeste das geplante offizielle Foto von McConnells Stimmabgabe
Zumindest ist McConnell sein ganzes politisches Leben lang Bosheiten und Widerstand gewöhnt. Dem Senator wurde etwa das „Charisma einer Auster“ attestiert. Das Onlinemagazin Politico schrieb, sein Gesicht trage stets einen „cartoonhaft alarmierten Ausdruck“ - wie bei einem Mann, der im kilometerweit entfernten Haus versehentlich den Herd angelassen habe. McConnell scheint sich seiner Wirkung bewusst zu sein: In einer Pressekonferenz verglich er sich einmal mit dem Bösewicht Darth Vader aus der Science-Fiction-Reihe „Star Wars“.
„Wirf einen Felsbrocken zurück“
McConnell wurde am 20. Februar 1942 im Bundesstaat Alabama geboren. Im Alter von zwei Jahren erkrankte er an Kinderlähmung, von der Infektion blieb bis heute ein leichtes Hinken. Der Umgang mit den Hänseleien der anderen Kinder prägte laut „New York Times“ seinen Politikstil. „Wenn man dich mit einem Kieselstein bewirft, dann wirf einen Felsbrocken zurück“, zitierte ihn die Zeitung. Der Vater von acht Töchtern aus zwei Ehen ist mit Elaine Chao verheiratet, die von 2001 bis 2009 unter Präsident George W. Bush Arbeitsministerin war.
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