Keine Scheu vor „schwierigen Märkten“
Auf dem umkämpften internationalen Lebensmittelmarkt hat mit der Übernahme des britischen Konzerns United Biscuits (mit Marken wie McVitie’s) ein bis dato wenig beachteter Player von sich reden gemacht. Der türkische Yildiz-Konzern steigt damit zum weltweit drittgrößten Hersteller von Keksen auf. Der Expansionskurs dürfte aber noch nicht zu Ende sein.
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Vielmehr wurde bei der Bekanntgabe des auf 2,5 Milliarden Euro geschätzten Deals und damit der bisher größten Übernahme der Firmengeschichte deutlich gemacht, dass es sich lediglich um einen weiteren Schritt der bereits seit Jahren verfolgten Strategie handle, „sich international breiter aufzustellen“.
Mit der Übernahme des größten britischen Herstellers von Keksen und der Nummer zwei dieser Branche in den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Irland will man nun auf den britischen und europäischen Markt zielen, so die bis jetzt bei ihren Auslandsaktivitäten vor allem in Nordamerika, dem Nahen Osten, Nordafrika sowie China und Japan präsente Yildiz Holding.
In über 100 Ländern aktiv
Erklärtes Ziel sei es „weltweit führendes Unternehmen in dieser Branche zu werden“, so Firmenchef Murat Ülker nach Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg. Dem laut „Forbes“ reichsten Mann der Türkei zufolge gilt es somit noch Mondelez (mit Marken wie Milka) und den seit Jahren mit Yildiz kooperierenten US-Konzern Kellogg’s zu überholen.
Insgesamt ist Yildiz bereits in über 100 Ländern mit rund 160 Marken und 2.700 Produkten aktiv, laut Vizechef Ali Ülker auch in Märkten, die anderen Konzernen „zu riskant“ seien, darunter der für die Türkei ohnehin wichtige Exportmarkt Irak.
Bei Yildiz habe man vor „schwierigen Märkten“ keine Scheu, so Ülker gegenüber der Zeitung „The Daily Star“ - es komme nur auf den „richtigen Partner“ an. Erkannt wurde das bereits frühzeitig von Sabri Ülker, der gemeinsam mit seinem Bruder Asim und drei Arbeitern 1944 mit einer kleinen Keksfabrik in Lissabon den Grundstein für das Yildiz-Imperium setzte.
„Nicht mehr viel Platz“
Noch heute findet sich das damals produzierte Butterkeks Pötibör im Portfolio des laut eigenen Angaben auch als Flaggschiffs der Holding bezeichneten Tochterunternehmens Ülker. Firmenangaben zufolge handle es sich auch weiterhin um das „meistgeliebte Keks“ auf dem Heimatmarkt Türkei. Mittlerweile, so Vizechef Ülker, sei man aber in „allen Kategorien“ der Lebensmittelbranche präsent, wobei auch Sabri Ülkers Vision, Yildiz zum „führenden regionalen Lebensmittelunternehmen“ aufzubauen, schon lange erfolgreich umgesetzt werden konnte.
Damit will man sich bei Yildiz aber offenbar nicht zufriedengeben - nachdem in der Türkei „nicht mehr viel Platz für Wachstum“ geortet wurde, wolle man im Rahmen einer neuen Strategie den Fokus vielmehr verstärkt auf die internationalen Agenden setzen, wobei dieses Vorhaben nun mit der United-Biscuits deutlich unterstrichen wurde.
Kooperationen mit Kellogg’s & Co.
Erstmals wurde die internationale Bühne aber bereits mit dem Export von Keksen nach Kuwait im Jahr 1974 betreten. Kurz darauf folgten Saudi-Arabien und weitere Länder in Nahost. „Hürriyet“ verwies in diesem Zusammenhang auch auf die bereits vor Jahren eingegangenen Kooperationen mit internationalen Großkonzernen.
1993 wurde etwa der damals größte europäische Hersteller von Speisestärke, die 2002 vom US-Multi Cargill übernommene Firma Cerestar, mit an Bord geholt. 2005 folgte ein Deal mit Kellogg’s, der Yildiz auch das seltene Privileg einräumte, den Ülker-Schriftzug neben dem Namen des US-Unternehmens auf dessen Cornflakes-Packungen anzubringen. Nur zwei Jahre später wurde mit Godiva eine belgische Schokolademarke und im Vorjahr das US-Traditionsunternehmen DeMet’s (mit Marken wie Flipz) gleich ganz übernommen.
Derzeit umfasst die Yidliz Holding eigenen Angaben zufolge 65 Unternehmen mit 41.000 Beschäftigten, rund 30.000 davon allein bei Ülker. Elf von insgesamt 60 zum Konzern gehörende Fabriken befinden sich im Ausland. Abseits der übernommenen Godiva-Fabriken in Belgien und den USA wird in Rumänien, Kasachstan, der Ukraine, Saudi-Arabien, Ägypten und Pakistan selber produziert. Eine weitere Produktionsstätte befindet sich nach dem Kauf der Verpackungsmaterialfirma Nuroll zudem in Italien.
Peter Prantner, ORF.at
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