„Letzte Ruhestätte in Würde und Respekt“
Fast drei Jahre nach dem Unglück des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ vor der italienischen Küste ist offenbar das letzte Opfer gefunden worden. Die Leiche des bisher vermissten indischen Kellners Russell Rebello wurde bei den Abwrackarbeiten in einer Kabine des Schiffs entdeckt, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Montag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft von Genua berichtete.
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Auch eine Sprecherin der Küstenwache von Genua, wo seit Juli an der Verschrottung des Schiffes gearbeitet wird, bestätigte den Fund sterblicher Überreste, die „mutmaßlich dem letzten Opfer Russel Rebello zuzuordnen“ seien. Rebellos Leiche sei von Arbeitern der Firma Ship Recycling in einer Kabine auf dem achten Deck des Schiffes gefunden worden, verborgen hinter umgestürzten Möbeln. Damit wären alle 32 Todesopfer des Unglücks geborgen, forensische Tests stehen jedoch noch aus.
Bruder hielt Suche aufrecht
Die „Costa Concordia“ war mit mehr als 4.200 Menschen an Bord am 13. Jänner 2012 vor der toskanischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren, leckgeschlagen und gekentert. Erst nach langer Vorbereitung gelang es, das Wrack aufzurichten und wieder zum Schwimmen zu bringen. Nach der komplizierten Bergung wurde das Schiff im Sommer auf einer mehrtägigen Reise vom Unglücksort über 350 Kilometer durch das Mittelmeer in den Hafen von Genua geschleppt.

Reuters/Alessandro Bianchi
Das Wrack der „Costa Concordia“
Die Suche nach dem letzten Vermissten war unter dem Druck des Bruders des Inders fortgesetzt worden. „Ich habe nicht die Hoffnung verloren, die Leiche meines Bruders zu finden“, sagte Kevin Rebello. Er hatte nach dem Unglück mehrere Monate auf Giglio verbracht und auf Nachrichten über das Schicksal seines Bruders gehofft. Danach kehrte er nach Mailand zurück, wo er derzeit lebt. „Vor allem für meine Eltern hoffe ich, dass die Leiche gefunden wird. Sie sind sehr religiös, sie hätten gern ein Grab, um dort beten zu können“, so Rebello.
„Indien, wir kommen“
Nun, nach 1.025 Tagen, könne er sein Versprechen einlösen, dass er seinen jüngeren Bruder nach Hause bringen werde, schrieb Kevin Rebello am Montag auf Facebook. Er habe keine Worte und Tränen in den Augen, sei jedoch froh, dass sein Bruder gefunden worden sei. Nun gelte es nur noch, die Ergebnisse der DNA-Tests abzuwarten, dann aber solle sein Bruder endlich „eine letzte Ruhestätte in Würde und Respekt“ bekommen: „Indien, wir kommen.“
Es scheint jedoch ausgeschlossen, dass der Fund ein falscher Alarm wie etwa zuletzt im August ist, als sich an Bord gefundene vermeintliche menschliche Überreste als Tierknochen entpuppt hatten. Laut der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag-Ausgabe) wurden bei den sterblichen Überresten auch Teile von Arbeitskleidung und die Identitätskarte von Russell Rebello gefunden.
Abwrackung dauert zwei Jahre
Die Abwrackung des Schiffs im Hafen von Genua wird voraussichtlich zwei Jahre dauern. Noch immer läuft der Abbau des Innenlebens des Schiffes. Das Schiff soll bis auf die bloßen Aufbauten reduziert werden, um es leichter zu machen. Dann soll das Wrack selbst Stück für Stück zerlegt und der Stahl wiederverwertet werden. Der Kapitän der „Costa Concordia“, Francesco Schettino, muss sich vor Gericht unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten.
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