Langwierige Ursachenforschung
Nach dem Absturz des privaten Raumschiffs SpaceShipTwo in der Mojave-Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien haben Ermittler erste Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gefunden. Einer der Piloten habe nach Angaben der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB ein zum Wiedereintritt in die Atmosphäre vorgesehenes System zu früh betätigt.
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Kameraaufnahmen aus dem Cockpit zeigten, dass der Kopilot den Entriegelungshebel betätigt habe, als das Raumschiff eine Geschwindigkeit von rund 1,0 Mach erreichte. Der als „Schlüsselfeature“ von SpaceShipTwo bezeichnete Mechanismus, mit dem bewegliche Flächen am Heck bewegt werden können, hätte laut NTSB allerdings erst bei 1,4 Mach umgelegt werden dürfen.

APA/EPA/Michael Nelson
Die Ermittlungsbehörden am Absturzort in der Mojave-Wüste
Wie die NSTB bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend (Ortzeit) weiter mitteilte, seien mittlerweile die Aufnahmen von mehreren an Bord befindlichen Videokameras ausgewertet und auch eine große Menge an Daten analysiert worden. Laut NTSB-Chef Christopher Hart steht allerdings noch lange nicht fest, ob tatsächlich ein Pilotenfehler die Ursache für das Unglück war: „Uns stehen noch Monate und Monate der Ursachenforschung bevor.“
Alle wichtigen Teile geortet
Nach Hecks Angaben wurden inzwischen aber fast alle wichtigen Teile der Raumfähre gefunden. Dabei habe sich unter anderem herausgestellt, dass die Tanks und das Raketentriebwerk noch intakt seien. Das Antriebssystem habe zudem bis zum plötzlichen Auseinanderbrechen des Raumschiffs normal funktioniert. Da ein offenbar nicht unumstrittenes Treibstoffgemisch erstmals zum Einsatz kam, galt davor auch eine Explosion eines Tanks als mögliche Ursache.
Erst am Sonntag warf die Raketenexpertin Carolynne Campbell von der Internationalen Vereinigung zur Förderung der Raumfahrtsicherheit dem Betreiber des Raumschiffs, Virgin Galactic, vor, alle Warnungen vor der Gefährlichkeit des eingesetzten Brennstoffs in den Wind geschlagen zu haben. Sie habe seit 2009 mehrmals telefonisch auf die Gefahren hingewiesen, doch leider sei sie nicht gehört worden, so Campbell laut AFP.

Reuters/Kenneth Brown
SpaceShipTwo wird von einem Trägerflugzeug ausgeklinkt
Der Milliardär und Firmenbesitzer Richard Branson hatte sich bereits im Vorfeld gegen derartige Spekulationen verwahrt: Er finde es „ein wenig unverantwortlich“, dass sich noch vor den Ermittlern der NTSB „Leute zu Wort melden, die keine Ahnung haben“. Unter Berufung auf NTSB verwies Branson darauf, dass sowohl Tank als auch das Triebwerk intakt aufgefunden worden seien. Das zeige, „dass es keine Explosion gab, trotz der Fülle selbst ernannter Experten, die das als Absturzursache nennen“.
Kopilot überlebte Absturz nicht
Das Unglück ist ein enormer Rückschlag für die kommerzielle Raumfahrt. Virgin Galactic war bisher führend im Bereich des Weltraumtourismus. Laut einem Experten wird sich der Start der ersten Touristen nun voraussichtlich um Jahre verzögern. SpaceShipTwo war am Freitag bei einem Testflug über der kalifornischen Mojave-Wüste auseinandergebrochen und zu Boden gestürzt. Der Pilot konnte sich retten, sein Kopilot kam ums Leben. Virgin wollte das Raumschiff für den Weltraumtourismus einsetzen, Hunderte Interessierte hatten bereits eine Reise reserviert.
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