Von 75 auf 50 Prozent Atomstrom
Das traditionell atomfreundliche Frankreich will den von Atomkraftwerken produzierten Anteil seines Strombedarfs reduzieren. Anstatt wie bisher 75 sollen bis 2025 nur noch 50 Prozent des Stroms aus den Reaktoren kommen. Die Nationalversammlung in Paris beschloss Mitte Oktober mit deutlicher Mehrheit das dafür notwendige Gesetz.
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Eine entsprechende Regelung war vom jetzigen Staatspräsidenten Francois Hollande schon im Wahlkampf 2012 versprochen worden. In Frankreich wird momentan in 58 Reaktoren an 19 Standorten Atomstrom produziert. Eine Schließung der ältesten Anlage, Fessenheim, die sich der Nachbar Deutschland wünscht, ist in dem Gesetz allerdings nicht vorgesehen.

Reuters/Vincent Kessler
Fessenheim, unmittelbar an der deutschen Grenze, wurde ab 1970 errichtet
Das AKW ist nur einen Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Es ging bereits 1978 in regulären Betrieb und soll noch bis 2016 am Netz bleiben. Da 2016 der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) im nordfranzösischen Flamanville in Betrieb gehen soll, müssen im Gegenzug andere Reaktoren stillgelegt werden.
Gesamtenergieverbrauch soll gesenkt werden
Mit dem Gesetz soll außerdem der Energiebedarf in Frankreich bis 2050 gegenüber 2012 halbiert werden. Das Land gilt als Energieverschwender. Bei gleichem Standard wird nach Studien in französischen Haushalten gegenwärtig knapp 25 Prozent mehr Strom verbraucht als in anderen europäischen Ländern. Für die Energiewende sprachen sich bei der Abstimmung im Parlament 314 Abgeordnete aus, 219 stimmten in erster Lesung dagegen. Die Zustimmung des Senats steht noch aus.
Ab 2030 sollen erneuerbare Energien 32 Prozent der französischen Stromproduktion ausmachen, nachdem es 2012 erst 14 Prozent waren, der Anteil fossiler Energieträger wie Erdöl soll bis dahin um 30 Prozent gesenkt werden. Der Ausstoß von Treibhausgasen soll bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren.
Kein Abschied von der Nuklearenergie
Umweltministerin Segolene Royal beteuerte, der neue Strommix entlaste auch die Geldbörsen der Verbraucher. Die konservative Oppositionspartei UMP kritisierte die Senkung des Anteils der Atomenergie. Der UMP-Abgeordnete Michel Sordi sagte, die Atomkraft sei „Teil der Energiewende“. Im Sordis Wahlkreis liegt das elsässische Fessenheim.
Von einem Abschied von der Nuklearenergie ist in Paris allerdings bei weitem keine Rede. Erst kürzlich unterzeichneten Frankreich und Südafrika ein Abkommen „für die Entwicklung der friedlichen Nutzung der Atomenergie“. Südafrika, das als einziges afrikanisches Land ein Atomkraftwerk besitzt, spielt seit Jahren mit dem Gedanken, sechs bis acht neue Reaktoren zu bauen. Der französische Atomkonzern Areva macht sich Hoffnungen auf ein Geschäft, ebenso wie der russische Konkurrent Rosatom. Mit Russland hat Südafrika bereits ein Kooperationsabkommen unterzeichnet.
Kooperationsabkommen mit Südafrika
Das Abkommen zwischen Paris und Pretoria wurde Mitte des Monats von dem auch für Außenhandel zuständigen französischen Außenminister Laurent Fabius und der südafrikanischen Energieministerin Tina Joemat-Pettersson unterzeichnet. Laut Fabius’ Büro ebnet das Abkommen den Weg für „mögliche künftige Industriepartnerschaften“. Vorstellbar sei eine Zusammenarbeit etwa bei der Produktion von Atomstrom, beim Umgang mit Atommüll und bei der Sicherheit. In Südafrika ist seit den 1980er Jahren das Atomkraftwerk Koeberg nahe Kapstadt in Betrieb.
Areva begrüßte das Abkommen und sprach von einem „Meilenstein für den Bau neuer Reaktoren“ in Südafrika. „Areva ist bereit, diese Projekte zu unterstützen, unter anderem mit seiner Technologie von Reaktoren der dritten Generation EPR“. Solche Reaktoren werden in Frankreich, China und Finnland gebaut, zwei weitere sollen in Großbritannien errichtet werden.
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