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Über 160 Kämpfer verhaftet

„Die Armee hat Bab al-Tebbaneh übernommen.“ Mit diesen Worten zitierte der arabische TV-Sender Al-Jazeera am Dienstag einen Sprecher des libanesischen Militärs. Es handelt sich dabei um eine Hochburg diverser Dschihadistengruppierungen in der nördlichen Hafenstadt Tripoli, die seit dem Wochenende Schauplatz heftiger Gefechte war.

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Den Angaben zufolge marschierte die Armee bereits am Montag in den Stadtteil ein und sei dabei auf keine Gegenwehr gestoßen. Bab al-Tebbaneh war die Tage zuvor allerdings Schauplatz heftiger Gefechte. Seit Freitag kamen elf Soldaten sowie mehrere Zivilisten ums Leben, so Al-Jazeera weiter. Bei Haus-zu-Haus-Durchsuchungen seien insgesamt 162 Kämpfer festgenommen und zahlreiche Waffen sichergestellt worden.

Feuerwehrautos zwsichen Häuserruinen in Tripoli

APA/EPA/Adel Karroum

Schauplatz der schwersten Gefechte seit Monaten: Bab al-Tebbaneh in Tripoli

Der politisch instabile Libanon leidet zunehmend unter dem jahrelangen Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien. In Tripoli gibt es immer wieder Zusammenstöße zwischen Sunniten, die den Kampf gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützen, und Mitgliedern der Minderheit der Alawiten, die Assad, selbst Alawit, unterstützen. Zuletzt häuften sich aber auch Angriffe von Extremisten, die der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und dem Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front zugerechnet werden.

„Schlacht gegen Terrorismus“

Die Bewohner von Tripoli zeigen sich laut dem Nachrichtenportal Al-Monitor weiter skeptisch, ob nun tatsächlich wieder Ruhe einkehrt. Es sei immer noch zu gefährlich, wird etwa ein Ladenbesitzer zitiert, der sich gleichzeitig überzeugt zeigt, dass IS Tripoli übernehmen will.

Als Auslöser der jüngsten Gefechte gilt eine Razzia, bei der mehrere Extremisten getötet wurden - darunter offenbar auch ein kurz zuvor zu IS übergelaufener Soldat. Geht es nach der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) könnte das „blutige Wochenende in der sunnitisch dominierten Mittelmeer-Metropole“ erst „der Auftakt eines dritten Krieges nach denen in Syrien und dem Irak sein, in dem die Terrorgruppe die vom Westen unterstützten Kräfte vor sich her treibt“.

Bei den Gefechten in Tripoli handelte es sich um die bisher schwersten Kämpfe, seit im August die Grenzstadt Arsal von dschihadistischen Kämpfern überrannt wurde. Libanons Premier Tammam Salam sprach laut „FAZ“ von einer „Schlacht, um den Terrorismus zu zerschlagen“, und es gebe „keine andere Wahl“, als die Dschihadisten „mit allen Mitteln zu eliminieren“. Libanons Außenminister Gebran Bassil forderte im Interview mit „Le Figaro“ zudem verstärkte Hilfe durch die Internationale Gemeinschaft. Erklärtes Ziel werde es demnach sein, eine gemeinsame Front im Kampf gegen die Dschihadisten aufzubauen - internationale Hilfe forderte Bassil aber auch angesichts der im Libanon ausufernden Flüchtlingsproblematik.

Karte zeigt den Libanon mit angrenzenden Staaten

APA/ORF.at

Grenze für Flüchtlinge nun geschlossen

Das vier Millionen Einwohner zählende Land leidet wie kaum ein anderes Land unter den Folgen des vor drei Jahren in Syrien ausgebrochenen Bürgerkrieges. Offiziellen Zahlen zufolge suchten rund 1,2 Millionen Syrer bisher im Libanon Zuflucht - Schätzungen zufolge wurde bereits vor Monaten die Zwei-Millionen-Grenze überschritten.

Nicht nur Hilfsorganisationen, auch der Libanon selbst zeigt sich zunehmend hilflos - die Grenze nach Syrien wurde bisher aber weiter offen gehalten. Mitte Oktober wurde nun mitgeteilt, dass man nur noch in Ausnahmefällen und nach einer vorherigen Prüfung des Sozial- und Innenministeriums Flüchtlingen aus „humanitären Gründen“ die Einreise erlauben wolle. „Wir haben das (UNO-Flüchtlingshilfswerk, Anm.) UNHCR informiert, dass wir keine Vertriebenen mehr aufnehmen“, teilte Sozialminister Raschid Derbas gegenüber der Zeitung „Al-Akhbar“ mit.

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