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"Niedrigster Stand noch nicht erreicht“

Der russische Rubel setzt seine Talfahrt weiter fort und hat Ende Oktober ein neues Rekordtief erreicht. Für einen Euro mussten zeitweise bereits mehr als 55 Rubel bezahlt werden. Russland hob deshalb am Freitag den Leitzins um 1,5 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent. Der in den vergangenen Monaten stark unter Druck geratene Rubel erholte sich daraufhin kurzzeitig.

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Grund für die Krise der Währung sind die wegen der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen des Westens gegen Russland, die schwache Konjunktur und der fallende Ölpreis. Der russische Finanzminister Anton Siluanow sagte im Interview mit dem TV-Sender Russia 24, die Regierung könne ihre im Haushalt 2015 gemachten Zusagen einhalten.

Die Budgetpläne für die Jahre 2015 bis 2017 müssten jedoch überarbeitet werden, falls sich die Lage nicht verbessere. „Falls die äußeren Bedingungen so kompliziert wie heute bleiben, müssen wir eine Sicherheitsversion haben mit Verpflichtungen und Ausgaben, auf die wir verzichten können“, sagte Siluanow laut der Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Der Haushalt könne nicht das Maß an Ausgaben enthalten, das unter anderen wirtschaftlichen Bedingungen festgelegt worden sei.

Finanzmittel aus dem Ausland fehlen

Der Vizechef der staatlichen russischen Förder- und Außenwirtschaftsbank Wneschekonombank, Andrej Klepatsch, betonte in einem „Handelsblatt“-Interview, die Sanktionen hätten die Stagnationstendenzen in seinem Land noch verstärkt. Das Bankensystem des Landes sei zwar noch stabil, doch fehlten vielen Instituten Finanzmittel aus dem Ausland. Das wiederum schränke ihre Kreditvergabemöglichkeiten ein.

Er rechne vor Gericht nicht mit einem Erfolg der Klage russischer Banken gegen die Sanktionen. „Dennoch haben wir, anders als der Iran, bisher noch nicht entschieden, als Gegenmaßnahmen ausländische Kredite nicht mehr zu bedienen“, so Klepatsch. Der russische Rubel werde wohl weiter an Wert verlieren. „Er hat seinen niedrigsten Stand noch nicht erreicht.“

Sorge vor Preisanstieg

Zu den wichtigsten Einnahmequellen des russischen Staates gehört das Öl- und Gasgeschäft. Ein Barrel Öl kostet derzeit jedoch nur 86 Dollar (68 Euro), während die Regierung in ihrer Budgetplanung einen Preis von etwa 100 Dollar zugrunde legte. Der Verfall der Währung wird von der russischen Bevölkerung mit Sorge verfolgt. Der Wertverlust sorgte bereits für einen Anstieg der Preise, der durch das von der Regierung erlassene Einfuhrverbot für zahlreiche westliche Lebensmittel noch verschärft wurde.

Rubel-Schwäche macht BP zu schaffen

Zu schaffen macht der schwache Rubel auch dem Ölrisen BP. Probleme im Russland-Geschäft und der sinkende Ölpreis drücken die Gewinne des britischen Ölriesen BP. Im abgelaufenen Vierteljahr sank das Ergebnis auf vergleichbarer Basis um ein Fünftel auf drei Mrd. Dollar (2,37 Mrd. Euro), wie die Konzernführung am Dienstag mitteilte. Sie führte das unter anderem auf die Kursverluste des Rubels zum Dollar zurück.

BP ist in Russland stark engagiert und hält knapp 20 Prozent am größten dortigen Ölkonzern Rosneft. Dessen Ergebnisbeitrag schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 86 Prozent auf 110 Mio. Dollar zusammen. Die jüngsten westlichen Sanktionen gegen russische Konzerne im Zuge des Ukraine-Konflikts hätten allerdings nicht zu spürbaren negativen Auswirkungen auf BP geführt, erklärte das Management. Dagegen hinterließ die nachlassende Weltkonjunktur Spuren in der Bilanz. Weil sich die Nachfrage abkühlt, ist der Ölpreis in den vergangenen vier Monaten um 25 Prozent auf ein Vierjahrestief gesunken.

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