Leinen los in 39.000 Meter Höhe
Ein Teddybär namens Babbage hatte Felix Baumgartners Stratosphärensprung-Weltrekord bereits im Sommer letzten Jahres geschlagen. Mit einem Wetterballon sei er auf eine Höhe von 39.000 Metern gestiegen, bevor er in die Tiefe stürzte, berichteten der „Independent“ und andere britische Medien im August 2013. Baumgartner war 31 Meter tiefer - aus 38.969 Metern - abgesprungen.
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Der mit Wasserstoff gefüllte Ballon startete in Berkshire westlich von London, wo der Initiator des Projekts „Ted Bull Stratos“, Dave Akerman, lebt. Unter dem Ballon war Babbage auf einer Plattform befestigt und über seinen Schultern mit einer Kamera ausgestattet, um den Sprung aus ähnlicher Perspektive zu filmen wie Baumgartner bei seinem Stratosphärensprung im Oktober 2012. In einer Höhe von 39.000 Metern wurde der Springer aus Stoff mit einem Startmechanismus von seiner Plattform geschubst.

Dave Akerman
Babbage vor seinem Absprung
„Wie aus dem Lehrbuch“
Ein sogenannter Raspberry Pi (Minicomputer) im Inneren des Stofftieres übermittelte Babbages Position, maß seine Höhe und übertrug Foto- und Videoaufnahmen einer Kamera, die in einer Augenhöhle des Bären steckte. So konnte der gesamte Sprung per Livestream im Netz übertragen und Babbage wiedergefunden werden. Ein ins Ohr eingenähter GPS-Sender und Batterien in den Beinen komplettierten Babbages Ausrüstung.

Dave Akerman
Foto der Erdatmosphäre, das Babbage schoss
„Start und Landung waren wie aus dem Lehrbuch“, sagte Akerman dem „Independent“. Es habe wenig Wind am Startplatz gegeben, die Nutzlast sei in einem Feld nahe einer Straße niedergegangen. Der Take-off sei um 12.25 Uhr erfolgt, die Landung auf der Erde um etwa 16.00 Uhr. Eineinhalb Stunden danach sei Babbage mehrere Kilometer vom Startplatz entfernt gefunden worden.
Stratos-Missionen im Vergleich
Nur Tage zuvor hatte Akerman mit seinem „Ted Bull Stratos“ einen ersten Versuch unternommen, doch versagte der Lösemechanismus für die Leinen, die den Bären auf der Plattform hielten. Im zweiten Versuch klappte es dann. Der Ballonbastler Akerman bezog sein Projekt explizit auf Baumgartners Sprung und strich auf seiner Website die Unterschiede zwischen den Projekten heraus:
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Red Bull Stratos |
Ted Bull Stratos |
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Pilot |
Felix Baumgartner |
Babbage |
Kameras |
Kapsel und Anzug |
Kapsel und Augenhöhle |
Kosten |
34,8 Millionen Euro |
350 Euro |
Kapsel |
1.300 Kilo |
200 Gramm |
Ballon |
5.000 Kubikmeter |
3 Kubikmeter |
Höhe |
38.969 Meter |
39.000 Meter |
Für Enthusiasten und Erfinder
Die Motivation hinter den Raspberry-Pi-Projekten sei es, Enthusiasten einen günstigen Computer zum Experimentieren und Programmieren zu geben, schreibt der „Independent“. Der kreditkartengroße Chip enthalte alles, was ein grundlegender Computer haben muss, sei einfach programmierbar und koste nur 32 Pfund (36 Euro). Wegen des niedrigen Preises und des geringen Stromverbrauchs würden sich für den Raspberry Pi abseits des Stratosphärenflugeinsatzes noch andere Möglichkeiten ergeben, wie der Einsatz als Musik-Streaming-Client oder Server, als Steuerungsplatine in 3-D-Druckern oder sogar als Wetterstation.
Das fallschirmspringende Stofftier wurde nach dem englischen Mathematiker, Philosophen und Erfinder Charles Babbage (1791 - 1871) benannt. Die von diesem entworfene mechanische Rechenmaschine Analytical Engine gilt als Vorläufer des modernen Computers. Babbages Gehirn ist heute in einem Glas neben dem Nachbau seiner Maschinen im Science Museum in London ausgestellt.

APA/EPA/Red Bull Stratos/Jay Nemeth
Baumgartner bei seinem Absprung
Baumgartners Rekorde
Baumgartner absolvierte seinen Rekordsprung am 14. Oktober 2012. Er wurde in einer Kapsel sitzend von einem Heliumballon in die Höhe gezogen und ließ sich schließlich mit den Worten „Ich komme jetzt nach Hause“ in die Tiefe fallen. Nach anfänglichem Trudeln stabilisierte er sich und landete sicher in der Wüste bei Roswell im US-Staat New Mexiko. Der Salzburger brach damit offiziell drei Rekorde: Er erreichte die Maximalgeschwindigkeit (1,25 Mach oder 1.357,6 km/h), schaffte den höchsten Absprung (38.969,4 Meter) und den längsten freien Fall (36.402,6 Meter) eines Menschen.
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