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Die Banane und ihre Republik

Dass heute noch bei Politschiebereien und mangelnder Rechtsstaatlichkeit gerne das Wort Bananenrepublik fällt, kommt nicht von ungefähr. Es war die United Fruit Company, die vor allem in der 50er Jahren in lateinamerikanischen Staaten nach Belieben mitregierte. Zumindest bis spät in die 70er Jahre reicht die Serie von politischen Einflussnahmen und Bestechungen.

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Heute will der Konzern davon kaum noch etwas wissen. Schon unter dem Markennamen Chiquita versuchte man vor einigen Jahren die Wende von den üblen Geschäften zu einem politisch korrekten Image zu vollziehen.

„Nebenprodukt“ der Eisenbahn

Dabei war die Entstehung des Konzerns ein Zufall: Minor Cooper Keith begann 1891 eine Eisenbahnstrecke durch Costa Rica zu bauen. Um die Arbeiter billig zu ernähren, wurden Bananenstauden an den Gleisen gepflanzt. Der Rest ist Geschichte: Die Bahn floppte, die Plantagen boomten. 1899 wurde die United Fruit Company gegründet, schon bald war der Bananenmarkt der USA in ihrer Hand.

Über Plantagen in Guatemala, Honduras, Costa Rica, Jamaika, Kolumbien, Nicaragua und Panama erstreckte sich ein Firmenimperium mit der größten Privatflotte der Welt und einem gewaltigen Schienennetz. Hauptsitz wurde Guatemala, dort musste der Konzern auch keine Steuern zahlen - bis 1950 Jacobo Arbenz zum Staatspräsidenten gewählt wurde. Er enteignete weite Teile des Firmenlandes, um es unter der Bevölkerung zu verteilen, zahlte aber der United Fruit Company den geschätzten Wert des Landes aus.

CIA als „langer Arm“ des Konzerns

Die Firma holte zu einer PR- und Lobby-Kampagne aus und konnte schließlich den neu gewählten Präsidenten Dwight D. Eisenhower überzeugen, dass die Regierung Guatemalas zweifellos kommunistisch unterlaufen sein müsse. Die CIA trat auf den Plan, belieferte die oppositionellen Contras mit Waffen. Präsident Arbenz wurde gestürzt, sein CIA-treuer Nachfolger Castillo Armas gab die Gebiete dem Konzern zurück.

Und das ist nur ein Beispiel von vielen: 1961 unterstützte der Konzern mit seiner Flotte die schließlich gescheiterte Schweinebuchtinvasion in Kuba. 1975 stürzte sich Firmenchef Eli Black aus dem 44. Stock der Konzernzentrale in New York, nachdem ein Bestechungsskandal aufgeflogen war: Für 2,5 Millionen Dollar wollte sich United Fruit vom Präsidenten von Honduras Zollvorteile erkaufen.

Militär gegen Streikende

1984 benannte sich der Konzern in Chiquita Brands International Inc. um, bei der Vorgehensweise war man weiter wenig zimperlich. 1990 wurde ein Streik der Beschäftigten in Honduras, die die Erhöhung ihres Monatslohns von 246 Dollar forderten, vom Militär niedergeschlagen. Bis heute demonstrieren in etlichen Ländern Lateinamerikas Bauern für Schadenersatz für Langzeitschäden, die sie durch übermäßigen Einsatz von Pestiziden erlitten haben.

Auch im jahrelang tobenden Bananenstreit zwischen den USA und Europa wird der Firma immer wieder Einflussnahme vorgeworfen.

Wechsel auf die „gute“ Seite?

2002 versuchte Chiquita dann den Schritt auf die „gute“ Seite: Das Unternehmen bekannte sich zu Fairness im Umgang mit den Produzenten. Auch Sozial- und Umweltprojekte werden laut Selbstdarstellung gefördert.

„Spät, aber doch wird hier Verantwortung für oft katastrophale Missstände übernommen, an denen große Konzerne durch jahrelange Firmenpolitik nicht unerheblich beteiligt waren“, kommentierte das die Organisation Fairtrade. Zugleich verweist man aber auf die eigenen Produkte: Man sei weltweit die einzige unabhängige Zertifizierungsorganisation für fairen Handel.

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