Ungewissheit über Schülerinnen
Im Nordosten Nigerias hat die islamistische Terrormiliz Boko Haram Medienberichten zufolge erneut Dutzende Mädchen entführt. Wie der italienische katholische Pressedienst MISNA laut Kathpress am Donnerstag unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, stürmten 100 bewaffnete Boko-Haram-Anhänger das Dorf Waga Mangoro im Bundesstaat Adamawa, töteten zwei Männer, brannten Häuser nieder und verschleppten 40 Mädchen.
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Weitere 20 hätten sie in der Ortschaft Grata in ihre Gewalt gebracht. Die Behörden bestätigten diese Angaben zunächst nicht. Nach Angaben des britischen Senders BBC sowie nigerianischer Medien stammen die Berichte über die neuen Entführungen von Augenzeugen, von offiziellen Stellen wurden sie vorerst nicht bestätigt. Schon am Wochenende wurden 60 Frauen in dem Bundesstaat gekidnappt.
Vage Hoffnung für 200 Schülerinnen
Eigentlich hatte die nigerianische Regierung am Freitag erklärt, mit Boko Haram sei eine Waffenruhe vereinbart worden. Hintergrund ist die Entführung von 200 Schülerinnen im April. Sie werden nach wie vor von der Terrormiliz festgehalten, nach Angaben der Regierung könnten sie jedoch bald freikommen.
Die Waffenruhe ist jedoch mehr als brüchig. Neben Überfällen auf Dörfer mit zahlreichen Toten verübte Boko Haram erst am Mittwoch den dritten Bombenanschlag in Folge in der Stadt Azare im Norden des Landes. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben, wie die nigerianische Zeitung „Premium Times“ berichtete.
Splittergruppen verantwortlich?
Unklar ist, ob es tatsächlich die Vereinbarung eines umfassenden Waffenstillstands mit Boko Haram gibt oder ob sich nur eine Gruppe der Extremisten darauf eingelassen hat, während andere weiterkämpfen. Offen ist auch, welche Gruppe der Extremisten die Mädchen in ihrer Gewalt hat und ob die Unterhändler, die mit der Regierung über deren Freilassung verhandeln, zu ihr gehören.
In diplomatischen Kreisen in der Hauptstadt wird nicht ausgeschlossen, dass Splittergruppen von Boko Haram, die Verhandlungen mit der Regierung ablehnen, hinter den jüngsten Gewalttaten stecken. Der nigerianische Außenminister Aminu Bashir Wali äußerte am Dienstag in Berlin die Erwartung, dass die Mädchen „in sehr naher Zukunft“ freigelassen würden.
Der Menschenrechtsaktivist Shehu Sani, der als Kenner von Boko Haram gilt und im Auftrag der Regierung mit der Gruppe verhandelt hatte, wies darauf hin, dass es bisher kein Wort von deren Führungsspitze über eine Waffenruhe gebe. „Jedwede Erklärung, die nicht vom Anführer der Gruppe selbst kommt, kann nicht als glaubwürdig betrachtet werden und wird nicht befolgt werden“, sagte er der Zeitung „The Call“.
Miliz will Scharia durchsetzen
Die Terrorgruppe Boko Haram mit Kontakten zu nordafrikanischen Al-Kaida-Ablegern führt im muslimischen Norden Nigerias seit Jahren einen Krieg für einen islamischen Staat in dem allein Vorschriften der Scharia-Gesetzgebung gelten sollen. Boko Haram heißt so viel wie „Westliche Bildung ist verboten“. Bei Angriffen und Anschlägen auf Schulen, Kirchen, Märkte, Polizeistationen und Lokale wurden von ihr bereits Tausende Menschen getötet.
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