Ukraine: Arzt bestätigt Bericht über Einsatz von Streubomben
Ein Arzt in der Ostukraine hat heute den Einsatz von Streubomben bestätigt. Der Chirurg am Kalinin-Krankenhaus von Donezk, Alexander Kusnezow, zeigte Bilder von einer Operation, bei der dem Patienten offenbar ein Projektil aus einer Streubombe entfernt worden war.
Laut seinen Angaben handelte es sich bei dem Mann um einen prorussischen Kämpfer aus dem 200 Kilometer entfernten Slawjansk, der zu Beginn der Kämpfe verletzt worden war. Das Projektil sei in seine Lunge eingedrungen, er habe aber überlebt.
Auf einer der OP-Aufnahmen ist auf einer Mullbinde ein rund vier Zentimeter langes Projektil zu sehen. Am Vorabend hatte bereits ein anderer Arzt an dem Krankenhaus berichtet, zu Beginn der Kämpfe der prorussischen Rebellen mit ukrainischen Soldaten bei Dutzenden Eingriffen derartige Projektile entfernt zu haben. Im Körper eines Verletzten hätten sie „20 oder 30“ dieser pfeilartigen Projektile entdeckt, sagte der Mann, der nicht genannt werden wollte.
Kiew will Vorwürfe untersuchen lassen
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte der ukrainischen Armee vorgeworfen, bei den Kämpfen gegen die Separatisten im Osten des Landes wiederholt Streubomben eingesetzt zu haben. Vertreter der Armee wiesen den Bericht zurück, die ukrainische Präsidentschaft sagte aber zu, die Vorwürfe untersuchen zu lassen.
Der Sprecher der deutschen Regierung, Steffen Seibert, sprach von schwerwiegenden Vorwürfen. Die Regierung könne zum „Wahrheitsgehalt derzeit kein Urteil abgeben“, habe aber großes Interesse an einer Aufklärung. Der Einsatz von Streubomben sei menschenverachtend, so Seibert weiter. Sollten sie tatsächlich eingesetzt worden sei, würde Berlin das „scharf verurteilen“.