Erste Group dementiert „Durchfaller“
Am Sonntag werden die Ergebnisse der europäischen Bankenstresstests und Bilanzchecks von der Europäischen Zentralbank (EZB) gelüftet. Davor häufen sich Spekulationen über Wackelkandidaten. Von Spanien ausgehend machte am Mittwoch das Gerücht die Runde, dass elf Banken aus sechs europäischen Ländern in einer Krise untergehen könnten, darunter zwei österreichische.
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Vor einer Woche hatte Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny indirekt den Kreis der österreichischen „Durchfaller“-Kandidaten auf ein einziges Kreditinstitut beschränkt. Es gebe ein Institut, wo möglicherweise Nachholbedarf bestehe, da sei vorgesorgt, sagte Nowotny. Hier wurde bisher immer die Österreichische Volksbanken-AG (ÖVAG) genannt, sie ist bereits auf Abwicklung gestellt worden. Spekuliert wurde darüber, dass die Erste Group die zweite in den Gerüchten gemeinte österreichische Bank sein könnte.
Auch Banken selbst kennen Ergebnisse noch nicht
„Wir halten diese Meldung für falsch“, dementierte Erste-Sprecher Michael Mauritz am Mittwoch die Gerüchte über ein Kapitalloch bei der heimischen Bank. „Aus den Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden gibt es keine Indikationen, dass wir den Test nicht bestehen.“ Die APA berichtete unter Berufung auf mehrere, namentlich nicht genannte Quellen, dass in Österreich nur die ÖVAG als Durchfaller zu erwarten sei. Wirklich wissen kann das jedoch niemand. Angeblich will die EZB die geprüften Banken am Donnerstag zu Mittag in einer verschlüsselten Mail über ihr Abschneiden bei den Tests informieren.
Neben Österreich wurden in der Meldung der spanischen Nachrichtenagentur EFE drei griechische Banken, drei italienische, je eine in Portugal und Zypern sowie ein Institut in Belgien genannt. Die Agentur nannte ihre Infos aber selbst nur vorläufig, es könne bis zum Schluss noch Änderungen geben. Die EZB schwieg zu den Gerüchten eisern. „Alles zu diesem Zeitpunkt ist Spekulation“, betonte das Institut in Frankfurt am Mittwoch. „Die finalen Ergebnisse gibt es an diesem Sonntag.“ Die Gerüchte belasteten die europäischen Börsen nachhaltig.
Sechs heimische Banken geprüft
Aus Österreich werden von den europäischen Aufsehern die BAWAG, Erste Group, RZB, die Raiffeisenlandesbanken von Niederösterreich und von Oberösterreich, die ÖVAG und indirekt über UniCredit auch die Bank Austria überprüft. Ab November ebenfalls unter direkter Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen die Sberbank Europe (ehemals Volksbank International) und die VTB Bank mit Sitz in Wien. Sie müssen die Stresstests erst nächstes Jahr absolvieren.
Die getesteten Banken müssen in simulierten Krisen ihr hartes Kernkapital über der Mindesthürde von 8,0 Prozent halten, im harten Stressszenario müssen es mindestens 5,5 Prozent sein. Im Kern geht es um die Frage: Verfügen die Institute über genügend eigenes Kapital, um im Fall einer neuen Krise nicht in die Knie zu gehen? Besteht eine Bank nicht, muss sie zusätzliche Kapitalrücklagen schaffen. 130 Banken hat die EZB im Euro-Raum geprüft, die EU-Bankenaufsicht EBA parallel dazu Institute außerhalb der Euro-Zone, vor allem in Großbritannien.

APA/ORF.at
EZB will Katze nicht im Sack kaufen
Hintergrund der Prüfungen ist der Start der neuen zentralen Bankenaufsicht bei der EZB. Die Notenbank in Frankfurt übernimmt am 4. November die zentrale Aufsicht über die 120 wichtigsten Banken in der Währungsunion - und muss dazu genau über den Zustand der Kreditwirtschaft Bescheid wissen. Mit den Checks will die EZB sicherstellen, dass ihr nach der Übernahme der Bankenaufsicht keine bösen Überraschungen drohen. Im Test durchgefallene Institute haben sechs bis neun Monate Zeit, um die Lücken zu schließen.
Mit Aufsicht, Stresstests und strengeren Kapitalanforderungen an die Banken werden Lehren aus der Finanzkrise 2008 gezogen. Damals gerieten etliche Institute ins Wanken und wurden zum Teil mit Steuermilliarden gerettet. Die damalige Krise hat auch gezeigt, dass Schieflagen wichtiger Banken das gesamte Finanzsystem lähmen können - zum Beispiel weil das Vertrauen der Banken untereinander verloren geht und sie einander kein Geld mehr leihen. Fachleute nennen die größeren Banken deswegen auch „systemrelevant“.
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