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Massenhinrichtungen und Versklavung

Die Vereinten Nationen haben der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) einen „versuchten Völkermord“ an der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak vorgeworfen. 80.000 Jesiden wurden seit August aus dem Sindschar-Gebirge im Nordirak vertrieben, viele Frauen und Kinder gelten seither als vermisst.

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Der UNO-Menschenrechtsvertreter Ivan Simonovic sagte am Dienstag in New York nach seiner Rückkehr aus Gebieten im Nordirak, es gebe Beweise dafür, dass die IS-Kämpfer versucht hätten, die Jesiden auszulöschen, indem sie zum Übertritt zum Islam gezwungen oder getötet worden seien. Das Vorgehen des IS sei gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Frauen und Kinder vermisst

Simonovic hatte sich in den Städten Erbil, Bagdad und Dohuk mit Regierungsvertretern und Vertriebenen getroffen, darunter mit 30 Jesiden. Diese hätten unter anderem von einer Massenhinrichtung von Jesiden in einer Schule berichtet, nachdem diese sich geweigert hätten, zum Islam überzutreten. Vor den radikalen Kämpfern waren in den vergangenen Wochen Zehntausende Jesiden aus mehreren nordirakischen Städten geflohen. Das Schicksal von Hunderten vermissten Frauen und Kindern ist unklar.

In einem Propagandablatt des IS wurde damit geprahlt, man habe gefangene Frauen und Kinder versklavt. Die Versklavung von Jesiden sei die „Wiederbelebung“ einer islamischen Tradition und lasse sich aus dem islamischen Recht herleiten, so der Tenor des Artikels. „Nach der Gefangennahme wurden die jesidischen Frauen und Kinder gemäß der Scharia unter den Kämpfern des Islamischen Staates aufgeteilt“, hieß es in dem Artikel.

7.000 Jesiden abgeschnitten

Am Montag starteten die IS-Kämpfer erneut einen Angriff auf Jesiden im Nordirak. Eine große Gruppe IS-Milizionäre sei mit rund 20 Humvee-Fahrzeugen im Sindschar-Gebirge vorgerückt, zitierte die kurdische Nachrichtenseite Rudaw einen Kommandanten der Jesiden. Bereits vor einer Woche hatten IS-Kämpfer Zugänge zu dem Hochplateau abgeschnitten, das an der Grenze zu Syrien liegt. Nach Angaben von Rudaw leben noch rund 7.000 Zivilisten im Sindschar.

Anfang August waren im Sindschar rund 80.000 vornehmlich jesidische Flüchtlinge eingeschlossen, nachdem der IS das Umland unter Kontrolle gebracht hatte. Peschmerga-Truppen konnten - unterstützt von US-Luftschlägen - die Belagerung durchbrechen. Viele Jesiden kamen in Flüchtlingslagern in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak unter. Nach Angaben von Rudaw haben die verbliebenen Jesiden mit Hilfe kurdischer Ausbildner eine Art Bürgerwehr gebildet.

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