Mandat bis Ende 2018 verlängert
Die brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff von der gemäßigt linken Arbeiterpartei (PT) hat sich bei der Stichwahl um das Präsidentenamt am Sonntag mit einem denkbar schmalen Vorsprung gegenüber ihrem liberalkonservativen Herausforderer Aecio Neves (PSDB) behaupten können. Wie die Wahlbehörde des Landes am Sonntag bekanntgab, gewann Rousseff mit 51,45 Prozent der Stimmen.
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Neves kam entsprechend auf 48,55 Prozent. Damit lag Rousseff allerdings weit hinter den Erwartungen. Umfragen waren bis zuletzt von einem Vorsprung der seit 2010 amtierenden Präsidentin von mindestens vier Prozentpunkten auf Neves ausgegangen. Vor allem die Wähler aus der Arbeiterschicht unterstützten Rousseff. Neves galt dagegen als Favorit der Wirtschaft und hatte einen unternehmerfreundlichen Kurs versprochen. Mit dem Versprechen liberaler Reformen konnte er jedoch bei vielen Bevölkerungsschichten mit der Hoffnung auf vermehrten Wohlstand punkten.
Brasilien bleibt in der Hand der PT
Rousseff wandte sich umgehend an ihre Wähler. „Vielen Dank“, schrieb sie in einem Beitrag im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Ihre Anhänger hatten schon bei den ersten unsicheren Prognosen über den Wahlausgang in den Straßen zu feiern begonnen. Das neue Mandat Rousseffs beginnt am 1. Jänner 2015 und dauert bis Ende 2018. Dann ist ihre PT 16 Jahre an der Macht. Mit Ex-Gouverneur Neves verlor seit 2002 zum vierten Mal in Folge ein Kandidat der PSDB die Präsidentschaftswahl - noch nie jedoch so knapp wie nun.
Neves gestand seine Niederlage gegenüber seinen Anhängern ein. Er habe Rousseff telefonisch beglückwünscht und viel Erfolg für die nächsten Jahre gewünscht. „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, meine Mission erfüllt und werde meinen Glauben behalten“, sagte der 54-Jährige, der von seinen Anhängern in Belo Horizonte gefeiert wurde.

APA/EPA/Fernando Bizerra
Rousseffs Anhänger in Feierlaune
Die 66-jährige Rousseff hatte die erste Wahlrunde am 5. Oktober mit 41,5 Prozent für sich entschieden. Neves kam damals mit 34 Prozent überraschend auf den zweiten Platz vor der Sozialliberalen Marina Silva. Silva, die unter Rousseffs Vorgänger Luiz Inacio Lula da Silva Umweltministerin gewesen war und mehr als 20 Jahre der PT angehört hatte, hatte ihre Anhänger dazu aufgefordert, in der Stichwahl für Neves zu stimmen.
Entscheidender Fehler von Neves im Finish?
Gerade gegen Ende des Wahlkampfs war es für Rousseff heikel geworden. Sie, die sich immer als Kämpferin gegen Korruption präsentiert, musste - nach wiederholtem Leugnen - schließlich zugeben, dass in der Vergangenheit und unter ihrer politischen Verantwortung vom staatlichen Energiekonzern Petrobras aus Gelder an ihre PT geflossen waren. Der Hinweis, dass sie damals nachweislich nichts davon wusste und die Verantwortlichen von ihren Positionen entließ, wirkte kaum überzeugend.
Möglicherweise hätte der Sieger am Sonntagabend Neves geheißen, hätten nicht die Konservativen im Wahlkampffinish ihre Schmutzkübelkampagne gegen Rousseff noch intensiviert. Die Diskreditierung der allseits als integer angesehenen Amtsinhaberin wurde für Neves aber offenbar zum Bumerang. Der Wahlkampf hatte in Brasilien zu einer starken Polarisierung geführt. Eine der Hauptaufgaben der neuen Staatschefin wird es sein, die politische Spaltung des Landes zu vermindern.
Große Aufgaben in neuer Amtszeit
Zudem steht die Regierung in den kommenden Jahren vor der Herausforderung, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Inflation zu bekämpfen. Heuer dürfte das Wirtschaftswachstum in dem Schwellenland nur bei etwa einem Prozent liegen. 50 Millionen Menschen sind von der - von der PT stark ausgeweiteten - Familienbeihilfe abhängig. Vor allem Wähler in den ärmeren Landesteilen im Nordosten folgten offenbar der Argumentation Rousseffs, dass mit einem Machtwechsel auch die sozialen Errungenschaften in Gefahr wären.
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