Info nun für alle Spitäler in den USA
Nach der Ebola-Infektion einer zweiten Pflegekraft in Texas hat US-Präsident Barack Obama ein gezieltes Vorgehen gegen das tödliche Virus in den USA versprochen. Die Gefahr einer Ansteckung sei „extrem gering“, spielte Obama zugleich die Gefahr für die Menschen in den USA herunter - Ebola ist mittlerweile zu einem zentralen Wahlkampfthema geworden.
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Die USA würden aber „noch energischer“ auf die Gefahr reagieren, sagte Obama am Mittwoch nach einem Krisentreffen im Weißen Haus. Die US-Seuchenkontrollbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die zusehends in den Fokus der Kritik gerät, hatte sich zuvor beunruhigt gezeigt.
Obama sagte nach dem Treffen mit seinem Ebola-Krisenteam, die Teilnehmer hätten über schärfere Maßnahmen zur gezielten Überwachung der Ebola-Gefahr beraten. Es werde sichergestellt, dass die Vorgaben „an Krankenhäuser im ganzen Land“ weitergeleitet würden. Zugleich rief er die Bevölkerung zur Ruhe auf. Er sei überzeugt, dass eine weitere Ausbreitung des Virus in den USA verhindert werden könne. Am wichtigsten sei es, dass alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten würden.
„Sehr besorgniserregend“
CDC-Direktor Thomas Frieden bezeichnete den zweiten Ansteckungsfall in den USA als „sehr besorgniserregend“. „Wir planen für die Möglichkeit weiterer Fälle in den kommenden Tagen.“ Derzeit werden mehr als 120 Menschen überwacht, die vor der Einlieferung von Thomas Eric Duncan oder später im Krankenhaus mit dem Patienten Kontakt gehabt haben könnten.

Reuters/Jaime R. Carrero
Die Wohnung der Krankenschwester wurde von Spezialkräften abgeriegelt
Der Gesundheitszustand der zweiten mit Ebola infizierten Krankenschwester ist nach Angaben der Behörden stabil. Noch am Mittwoch sollte die 29-Jährige in ein auf Ebola spezialisiertes Krankenhaus in Atlanta verlegt werden. Am Wochenende war bereits eine 26-jährige Krankenschwester positiv auf den Erreger getestet worden. Ihr Zustand habe sich leicht verbessert, sagte Frieden. Die beiden Frauen hatten den vergangene Woche verstorbenen Liberianer Duncan gepflegt.
Kritik an Krankenschwester
Frieden kritisierte, dass die zweite betroffene Krankenschwester am Tag vor ihrer Diagnose einen Inlandsflug von Cleveland nach Dallas genommen habe. „Sie gehört zu einer Gruppe, die Ebola ausgesetzt war“, sagte er. Ein CDC-Mitarbeiter betonte gegenüber der „New York Times“ jedoch, dass die Krankenschwester vor Flugantritt bei der CDC angerufen und gefragt habe, ob sie fliegen dürfe. Die Behörde untersagte ihr laut dem Bericht den Flug zumindest nicht.
Das ist eines von mehreren Details, die die Sorge verstärken, die US-Behörden könnten mit dem Verhindern einer Ausbreitung der tödlichen Seuche überfordert sein. Das Flugzeug absolvierte noch mehrere Flüge, bevor die Airline kontaktiert wurde. Seither wird die Maschine nicht mehr verwendet, die Besatzung wurde freigestellt. Die CDC befragt zudem die mehr als 130 Insassen der Maschine. Das Risiko, dass sich Mitreisende angesteckt hätten, sei aber „äußerst gering“.
„Verwirrende Anweisungen“
Wie sich die Krankenschwestern trotz Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen infizieren konnten, war am Mittwoch weiter unklar. Der Klinikbetreiber Texas Health wies ein „systematisches, institutionelles“ Versagen zurück. Allerdings habe es irgendwann bei der Behandlung von Duncan einen Kontakt mit dem Erreger geben müssen, räumte Vorstandsmitglied Dan Varga ein. Laut CDC zogen die Pflegekräfte des Spitals mehrere Handschuhe an, um einen besseren Schutz zu haben. Tatsächlich erhöhe sich damit aber die Gefahr beim - erschwerten - Ausziehen der Schutzhandschuhe.
Die Pflegergewerkschaft National Nurses United warf der Spitalsleitung „Verwirrung und häufig wechselnde Anweisungen“ vor. Der Schutz sei unzureichend gewesen und das Training für die Pflegerinnen, die den aus Libera eingereisten Ebola-Kranken versorgten, lückenhaft.

Reuters/Brian Snyder
Scott Brown macht mit Ebola Stimmung
Ebola wird zu Wahlkampfthema
Mehrere republikanische Abgeordnete - es ist Wahlkampfzeit in den USA, in wenigen Wochen finden die wichtigen Midterm-Wahlen statt - forderten gar ein zeitlich begrenztes Einreiseverbot für Menschen aus den westafrikanischen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone, die am stärksten von der Epidemie betroffen sind. Das Wahlkampfleitmotiv der Republikaner ist in allen Bundesstaaten dasselbe - und die Ebola-Gefahr lässt sich perfekt darin einpassen: „Die Welt gerät aus den Fugen - und Präsident Obama ist ein schwacher Führer.“
Ganz auf dieses Thema eingeschwenkt ist unter anderen der republikanische Kandidat im US-Bundesstaat New Hampshire und Ex-Senator von Massachusetts, Scott Brown. In einer TV-Werbung präsentiert sich der 55-Jährige in einem militärischen Tarnanzug. Die Stimme aus dem Off dazu: „Scott Brown diente 35 Jahre in der Nationalgarde. Er weiß, was zu tun ist, um Amerika sicher zu machen.“ Bisher spielte Brown im Rennen um einen Senatssitzt so gut wie keine Rolle, da er weit abgeschlagen hinter der Demokratin Jeanne Shaheen lag. Mittlerweile konnte er in Umfragen aufschließen, wie die Seite The Daily Beast berichtete.

AP/Jacquelyn Martin
Mit beruhigenden Botschaften versucht Obama, die Ebola-Gefahr aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Die Republikaner machen das genaue Gegenteil.
Ebola-Panik als mächtige Waffe
Auch wenn Scott Ebola nicht direkt erwähnt, ist klar, worauf die Kampagne der Republikaner abzielt. Sie soll die Führungsschwäche Obamas hervorstreichen. Auch wenn es offensichtlich sei, dass die Verbreitung von Ebola nicht von einer Person alleine gestoppt werden könne, „sind diese Behauptungen sehr mächtig“, sagte William Galston vom Thinktank Brookings Institution gegenüber The Daily Beast. Der Republikaner Thom Tillis, der in North Carolina Wahlkampf führt, ging sogar so weit, eine völlige Abriegelung der Grenzen zu fordern. Argumente, wonach Ebola-Kranke kaum in der Lage seien, die lange Reise von Westafrika nach Amerika anzutreten, verhallten in dem emotional aufgeladenen Umfeld ungehört.
Die Reaktion einer den Demokraten nahestehenden Gruppe folgte auf dem Fuß. Sie stellte unter dem Namen „Agenda Project Action Fund“ eine Auflistung von Abstimmungsverhalten und Kommentaren republikanischer Senatoren ins Internet. Unter dem Motto „Republican Cuts Kill“ (Republikanische Einsparungen töten) wollen sie zeigen, dass Republikaner zuletzt mehrfach für Einsparungen im Gesundheitssystem gestimmt haben - unter anderem bei der CDC.
Doch diese Aktion fand bisher wenig Widerhall. Obama ist aufgrund seiner Funktion dazu verpflichtet, die Bevölkerung zu beruhigen. Angesichts der republikanischen Versuches, Ebola zum Wahlkampfthema zu machen und mit Obamas Regierungsstil zu verknüpfen, könnte sich das aber - im Fall einer Ausbreitung der Seuche oder des Bekanntwerdens von Versagen der Behörden - zu einem Bumerang werden.
WHO: Fast 4.500 Ebola-Tote
Durch die Epidemie kamen nach neuen Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 4.493 Menschen ums Leben. Insgesamt seien bisher 8.997 Fälle in sieben Ländern festgestellt worden. Mehrere europäische Staaten verschärften inzwischen ihre Sicherheitsvorkehrungen. Die EU-Gesundheitsminister beraten am Donnerstag bei einem Sondertreffen in Brüssel über den Kampf gegen Ebola.
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