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Beratungen über strengere Kontrollen

EU-Gesundheitsexperten haben am Mittwoch in Brüssel davor gewarnt, auf ein schnelles Ende des Ebola-Ausbruchs in Westafrika zu hoffen. „Wir sind der Meinung, dass die Krise so bald nicht beendet sein wird“, hieß es aus der Kommission. Andererseits geht die EU-Behörde nicht von einem flächendeckenden Ausbruch in Europa aus und warnt in der Grippesaison vor Fehlalarmen wegen ungefährlichen Fiebers.

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„Wer nicht in die betroffenen Länder reist und keine Kranken behandelt, muss sich auch keine Sorgen machen“, sagte ein EU-Experte gegenüber Journalisten. Nach der internationalen Definition handle es sich bei Ebola auch nicht um eine Pandemie, seien doch bis dato nur wenige Länder (Liberia, Guinea, Sierra Leone und Nigeria) betroffen.

Bisher rund 4.500 Tote

Laut den jüngsten Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich bisher rund 9.000 Menschen mit dem Virus angesteckt, fast 4.500 Menschen sind an der Erkrankung bisher gestorben.

Suche nach medizinischem Personal

Vonseiten der EU würden bis dato 180 Mio. Euro in den Kampf gegen Ebola gepumpt. In den EU-Mitgliedsstaaten seien es 300 Mio. Euro. In Summe würden in der EU mithin rund 450 Mio. Euro aufgebracht. „Aber das reicht nicht“, unterstrich der Gesundheitsexperte.

Die finanzielle Anstrengung sei dabei nur ein Aspekt. „Die größte Herausforderung besteht darin, mehr medizinische Mitarbeiter zu bekommen“, so der EU-Mitarbeiter. Ärzte ohne Grenzen könne diese Aufgabe nicht alleine bewältigen. Die EU-Staaten sollten deshalb Freiwillige ausbilden und nach Afrika bringen. Dabei müsse gesichert sein, dass etwaige Infizierte schnellstmöglich nach Europa ausgeflogen und behandelt werden könnten. „Die Unterstützung, wenn ein Patient zurückkehrt, darf nicht am Flughafen enden“, so der EU-Experte.

Frankreich: Kontrollen auf Flughafen

Zur Frage, ob es künftig systematische Kontrollen von Reisenden geben soll, die nach einem Aufenthalt in den westafrikanischen Ebola-Gebieten nach Europa kommen, beraten am Donnerstag die EU-Gesundheitsminister auf Einladung von Gesundheitskommissar Tonio Borg und der italienischen Gesundheitsministerin und amtierenden EU-Ratspräsidentin Beatrice Lorenzin in Brüssel.

Auf dem Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle werden am Samstag Ebola-Kontrollen eingeführt. Wie Gesundheitsministerin Marisol Touraine am Donnerstag sagte, werden Passagiere des täglichen Air-France-Fluges von Conakry in Guinea nach Paris bei ihrer Ankunft auf Fieber kontrolliert. Das werde der medizinische Dienst des Flughafens zusammen mit dem Roten Kreuz und dem Zivilschutz übernehmen.

Großbritannien als Vorreiter

Touraine erinnerte daran, dass niemand ansteckend sei, solange er nicht Ebola-Symptome zeige: „Solange es kein Fieber gibt, gibt es überhaupt kein Ansteckungsrisiko.“ Die Ministerin kündigte auch verstärkte Kontrollen beim Abflug in Conakry an. „Die erste Vorsichtsmaßnahme ist sicherzustellen, dass jemand mit Fieber nicht ins Flugzeug steigt“, sagte sie französischen Radiosendern.

Betroffen von der Maßnahme sind rund 20 Flüge wöchentlich. Guinea ist das letzte Land der von Ebola besonders betroffenen Gebiete in Westafrika, das von Frankreich aus direkt angeflogen wird. Flüge nach Sierra Leone hatte die Fluggesellschaft Air France-KLM im August auf Empfehlung der Regierung in Paris vorläufig eingestellt. Großbritannien führte bereits in der Vorwoche vorbeugende Gesundheitskontrollen auf großen Flug- und Bahnhöfen ein.

Oberhauser für verstärkte Eingangskontrollen

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) sprach sich am Donnerstag vor dem Treffen mit ihren EU-Kollegen klar für verstärkte Eingangskontrollen nach Europa angesichts der Ebola-Epidemie in Westafrika aus: „Die Frage des Entry-Screenings (Eingangskontrolle, Anm.) wird von uns sehr befürwortet - allerdings müssen wir uns noch anschauen, in welcher Art und Form.“

Dabei sei die klassische Fieberkontrolle der Passagiere nicht ausreichend. „Die Frage ist, ob das Fiebermessen wirklich Sicherheit bietet - wir alle wissen, dass wir etwas schlucken, wenn wir Fieber haben. Deshalb ist die Möglichkeit, dass etwas durchrutscht, relativ groß“, so Oberhauser. Es gehe deshalb eher darum, wie man die Reisenden informiere und etwa Telefonnummern austausche, um im Erkrankungsfall schnell reagieren zu können. Auch die Ausgangskontrollen in Afrika seien dabei essenziell: „Es muss klargestellt sein, dass darauf geschaut wird, wenn Menschen Afrika verlassen.“

Auf österreichischer Ebene befürwortet die Gesundheitsministerin ein Notfallteam: „Ich glaube, dass wir uns national mit einer Taskforce koordinieren sollten.“ Dabei sollten die betroffenen Ministerien ebenso vertreten sein wie Bahn und Flughafen. „Und wir werden einen Aufruf starten, um Freiwillige nach Afrika zu bringen, und die auch gut schulen.“

UNO-Sicherheitsrat fordert mehr Engagement

Der UNO-Sicherheitsrat rief die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement im Kampf gegen Ebola auf. Die Welt müsse ihre Hilfen für Westafrika „beschleunigen und dramatisch ausweiten“, hieß es in einer am Mittwoch einstimmig verabschiedeten Erklärung des Gremiums. Die 15 Mitgliedstaaten beklagten, dass die bisherige Antwort angesichts des „Ausmaßes des Ausbruchs“ ungenügend sei.

Konkret stellte der Sicherheitsrat großen Bedarf an mobilen Laboren, Feldlazaretten, Ausbildungszentren für medizinisches Personal sowie Ausrüstungsgegenständen und Medikamenten fest. Zugleich warnten die Mitgliedstaaten davor, die besonders betroffenen Länder in Westafrika zu isolieren. Reise- und Handelsrouten müssten offen bleiben.

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