Behörde sucht 132 andere Fluggäste
Die zweite an Ebola erkrankte Krankenschwester in den USA ist am Tag vor der Diagnose mit dem Flugzeug unterwegs gewesen. Wie die US-Seuchenkontrollbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) am Mittwoch mitteilte, reiste die Krankenschwester am Montag mit einer Maschine der Frontier Airlines von Cleveland im US-Bundesstaat Ohio nach Dallas im Bundesstaat Texas.
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Am Dienstag wurde bei ihr der Ebola-Virus nachgewiesen. Die Behörde will nun alle 132 Menschen befragen, die ebenfalls an Bord des Flugzeugs waren. Zwar habe die Krankenschwester nach Angaben der Besatzung während des Fluges keine Symptome einer Erkrankung gezeigt. Vorsichtshalber sollten aber dennoch alle weiteren Passagiere befragt werden, erklärte die CDC weiter. Unter einer speziellen Telefonnummer sollen sich die Passagiere von Flug 1143 nun bei der Behörde melden.
Auch zweite Infizierte betreute Ebola-Kranken
Normalerweise sind Ebola-Infizierte während der Inkubationszeit - also bis zum Ausbruch der Krankheit - nicht ansteckend. Die Gefahr einer Ansteckung sei deshalb „sehr gering“, teilte die Seuchenkontrollbehörde mit. Wegen der kurzen Zeitspanne zwischen dem Flug und dem einsetzenden Fieber ordnete die Gesundheitsbehörde die Maßnahme aber an.
Wie ihre als erste infizierte Kollegin Nina Pham hatte die nun erkrankte Pflegerin in der Klinik Texas Health Presbyterian in Dallas den 42-jährigen Thomas Eric Duncan betreut. Der aus Liberia stammende Mann hatte sich in seiner Heimat infiziert. Die Krankheit wurde bei ihm aber erst festgestellt, nachdem er Ende September zu einem Familienbesuch nach Texas gereist war. Er starb vergangene Woche in der Klinik in Dallas.
Obama berief Krisentreffen ein
Nach Bekanntwerden der zweiten Übertragung des Ebola-Virus am Mittwoch berief US-Präsident Barack Obama kurzfristig ein Krisentreffen im Weißen Haus ein. Zwei am Mittwoch geplante Wahlkampfauftritte in den Bundesstaaten New Jersey und Connecticut seien abgesagt worden, sagte Präsidentensprecher Josh Earnest. Stattdessen werde sich Obama am späten Nachmittag (Ortszeit) mit dem Team zusammensetzen, das die Antwort der Regierung auf die Ebola-Krise koordiniere.
Gewerkschaft erhebt Vorwürfe
Von der größten Gewerkschaft für Krankenpflegepersonal, National Nurses United, wurden unterdessen schwere Vorwürfe erhoben. So soll sich Duncan - der mittlerweile verstorbene Ebola-Patient - stundenlang in einem offenen Bereich der Notfallstation aufgehalten haben. Die Gewerkschaft verwies dabei auf Aussagen einer nicht namentlich genannten Krankenschwester. Auch hätte das Personal den Ebola-Patienten tagelang ohne korrekte Schutzkleidung behandeln müssen. Kontaminiertes Material habe sich bis an die Decke gestapelt, bevor es entsorgt wurde. Auch sei das Sicherheitsprotokoll ständig verändert worden.
Dutzende Menschen unter Beobachtung
Inzwischen wurden von den Gesundheitsbehörden mehr als 70 Krankenhausmitarbeiter unter Beobachtung gestellt, die bei der Behandlung Duncans mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten. Sie werden auf Fieber und andere Symptome der Krankheit hin überwacht. Die Gesundheitsbehörden beobachten zudem weitere 48 Menschen, die mit Duncan vor der Einlieferung ins Krankenhaus Kontakt gehabt haben könnten.
Der Chef der US-Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden, hatte bereits am Montag davor gewarnt, dass der Infektion der ersten Krankenschwester weitere Fälle folgen könnten. „Sollte es einen weiteren Fall geben, werden wir innerhalb von Stunden an Ort und Stelle sein, mit anpacken und den Krankenhäusern helfen, mit der Situation fertigzuwerden“, sagte Frieden.

Reuters/Brian Snyder
Scott Brown macht mit Ebola Stimmung
Republikaner wittern ihre Chance
Die rasche Isolation der betroffenen Person trug jedoch nicht viel zur Beruhigung der Öffentlichkeit bei. Seit Tagen schüren US-Medien Panik, angestachelt von politischen Kampagnen, die die Ebola-Seuche für sich nutzen wollen. So sehen die Republikaner wenige Wochen vor den Midterm-Wahlen am 4. November ihre Chance gekommen. Ihr Wahlkampfleitmotiv ist in allen Bundesstaaten dasselbe: „Die Welt gerät aus den Fugen - und Präsident Obama ist ein schwacher Führer.“
Ganz auf dieses Thema eingeschwenkt ist unter anderen der republikanische Kandidat im US-Bundesstaat New Hampshire und Ex-Senator von Massachusetts, Scott Brown. In einer TV-Werbung präsentiert sich der 55-Jährige in einem militärischen Tarnanzug.
Die Stimme aus dem Off dazu: „Scott Brown diente 35 Jahre in der Nationalgarde. Er weiß, was zu tun ist, um Amerika sicher zu machen.“ Bisher spielte Brown im Rennen um einen Senatssitzt so gut wie keine Rolle, da er weit abgeschlagen hinter der Demokratin Jeanne Shaheen lag. Mittlerweile konnte er in den Umfragen aufschließen, wie die Seite The Daily Beast berichtet.
Ebola-Panik als mächtige Waffe
Auch wenn Scott Ebola nicht direkt erwähnt, ist klar, worauf die Kampagne der Republikaner abzielt. Sie soll die Führungsschwäche Obamas hervorstreichen. Auch wenn es offensichtlich sei, dass die Verbreitung von Ebola nicht von einer Person alleine gestoppt werden könne, „sind diese Behauptungen sehr mächtig“, sagte William Galston vom Thinktank Brookings Institution gegenüber The Daily Beast. Der Republikaner Thom Tillis, der in North Carolina Wahlkampf führt, ging sogar so weit, eine völlige Abriegelung der Grenzen zu fordern. Argumente, wonach Ebola-Kranke kaum in der Lage seien, die lange Reise von Westafrika nach Amerika anzutreten, verhallten in dem emotional aufgeladenen Umfeld ungehört.
Die Reaktion einer den Demokraten nahestehenden Gruppe folgte auf dem Fuß. Sie stellte unter dem Namen „Agenda Project Action Fund“ eine Auflistung von Abstimmungsverhalten und Kommentaren republikanischer Senatoren ins Internet. Unter dem Motto „Republican Cuts Kills“ (Republikanische Einsparungen töten) wollen sie zeigen, dass Republikaner zuletzt mehrfach für Einsparungen im Gesundheitssystem gestimmt haben. Doch diese Aktion fand wenig Widerhall.
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