Stundenlange Sitzung
OMV-Chef Gerhard Roiss verlässt den österreichischen Erdöl- und Gaskonzern nach heftigen Querelen in der Führungsetage vorzeitig Ende Juni 2015. Darauf habe sich der Aufsichtsrat mit dem 62-jährigen Manager geeinigt, wie das Unternehmen Mitte Oktober im Anschluss an eine außerordentliche Sitzung des Kontrollgremiums mitteilte.
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Einen Nachfolger für Roiss dürfte es entgegen anderslautender Berichte im Vorfeld noch nicht geben. Die Suche nach geeigneten Kandidaten sei eingeleitet worden, hieß es in einer Aussendung der OMV. Zuvor war medial OMV-Finanzvorstand David Davies als neuer Chef des Öl- und Gaskonzerns kolportiert worden. Regulär wäre Roiss’ Vertrag bis 2017 gelaufen.
Weiters dürfte dem Öl- und Gaskonzern ein zweiter Vorstand abhandenkommen. Der „Gas und Power“-Geschäftsbereich werde mit „Raffinerien und Marketing“ zum neuen Bereich „Downstream“ zusammengelegt, der von Vorstand Manfred Leitner geführt werde. „Vertragsverhandlungen mit dem für Gas und Power zuständigen Vorstandsmitglied Hans-Peter Floren werden aufgenommen werden“, wie von der OMV weiter mitgeteilt wurde.
Neue Strategie verpasst
Der 62-jährige Roiss hatte der OMV nach seinem Amtsantritt im April 2011 eine neue Strategie verpasst: Er verkleinerte das wenig ertragreiche Tankstellen- und Ölverarbeitungsgeschäft und baute die renditeträchtigere Förderung von Öl und Gas zuletzt mit einem mehr als zwei Milliarden Euro schweren Zukauf von Ölfeldern in der Nordsee aus. Dennoch konnte sich die OMV den Verwerfungen auf dem Energiemarkt nicht entziehen: Das Gasgeschäft ist angesichts der einbrechenden Nachfrage und stark sinkender Preise unter Druck.
Zudem machen der Firma Lieferausfälle aus dem krisengebeutelten Libyen zu schaffen. Im zweiten Quartal war der bereinigte Betriebsgewinn um fast die Hälfte eingebrochen. Der Vorstand habe seine Wachstumsversprechen nicht halten können, sagte ein Insider.
„Pech“ mit Lieferausfällen in Libyen
Das zeige sich auch an der Entwicklung des Aktienkurses, sagte ein Fondsmanager gegenüber Reuters. Die unter Roiss eingeschlagene Strategie sei auf dem Markt zwar zunächst gut angekommen. Doch nun habe die OMV „Pech“ mit den Lieferausfällen in Libyen, und die Übernahme in Norwegen sei in den Augen vieler Anleger zu teuer gewesen.
Zu diesen operativen Problemen kommen den Insidern zufolge Streitigkeiten im Vorstand. Die Zusammenarbeit zwischen Roiss und Gasvorstand Floren sei nicht gut - was insbesondere die Haupteigentümer störe: Die österreichische Staatsholding ÖIAG hat ihre Anteile von 31,5 Prozent mit jenen des arabischen Investors IPIC gebündelt. Zusammen kommen die Großaktionäre auf gut 56 Prozent. „Kein Eigentümer dieser Welt will einen zerstrittenen Vorstand haben“, sagte einer der Insider. Der Vorstand - „ein Haufen von Alphatieren“ - habe sich „offensichtlich nicht zusammenraufen können“.
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