Milliardenschwerer Schokoladefabrikant
Im Mai ist Petro Poroschenko zum neuen Staatspräsidenten der Ukraine gewählt worden. Der milliardenschwere Schokoladefabrikant mischt schon seit Jahren in der ukrainischen Politik mit und hat dabei große Wendigkeit bewiesen. Er war unter anderem mehrere Monate Außenminister unter der prowestlichen Führung von Viktor Juschtschenko und Julia Timoschenko.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Während der Amtszeit des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch hatte er ein knappes Jahr das Wirtschaftsressort inne. Weitere Spitzenämter waren Chef des Nationalen Sicherheitsrats sowie Ratsvorsitzender der Nationalbank.
Finanzspritzen für Maidan-Bewegung
Nach Einschätzung von Experten gilt er als vergleichsweise „sauberer“ Oligarch. Hoch angerechnet wurde ihm auch, dass er sich nach Beginn des Volksaufstandes als einziger Oligarch gegen Janukowitsch und offen hinter die proeuropäische Maidan-Bewegung stellte, die er auch finanziell unterstützte. Sein Fernsehsender Kanal 5 berichtete live von den Maidan-Protesten, die den kremltreuen Janukowitsch schließlich aus dem Präsidentenamt trieben.
Nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland verkündete Poroschenko, er sei „überzeugt, dass eine verantwortungsvolle ukrainische Regierung in der Lage sein wird, die Krim zurückzuholen“. Um alle Zweifel auszuräumen, fügte er hinzu: „Die Krim wird immer ukrainisch sein.“ Seinen Wählern versprach er „eine neue Armee, modern und effizient, die die Souveränität und Integrität der Ukraine verteidigt“. Poroschenko war der einzige Politiker, der persönlich auf die Krim flog, um mit den dort aufmarschierten prorussischen Kräften zu verhandeln. Letztlich wurde er zwar von aufgebrachten Demonstranten unverrichteter Dinge heimgeschickt, das Signal aber blieb.
Politisch flexibel
Der 48-jährige Volkswirt und verheiratete Vater von vier Kindern machte sein Vermögen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren. Er begann mit dem Verkauf von Kakaobohnen, übernahm schrittweise mehrere Süßwarenfabriken und gründete schließlich den Branchengiganten Roschen, der nach Firmenangaben 450.000 Tonnen Süßwaren pro Jahr herstellt - daher rührt sein Spitzname „Schokoladebaron“. Poroschenko gehört zu den zehn reichsten Ukrainern. Ihm gehören neben dem TV-Sender Kanal 5 Automobil- und Busfabriken und eine Werft.
Den Schritt in die Politik wagte Poroschenko 1998 als Abgeordneter im Windschatten des damaligen Präsidenten Leonid Kutschma. Zwei Jahre später gründete er mit Gleichgesinnten die Partei der Regionen, der auch Janukowitsch angehört. Bald darauf wechselte Poroschenko jedoch die Seiten und tat sich mit seinem Freund Viktor Juschtschenko zusammen, der 2004 zum Helden der Orange Revolution und ukrainischen Staatschef aufstieg. Unter Juschtschenko war Poroschenko 2009 und 2010 Außenminister, doch blieb er politisch bemerkenswert flexibel: Als in Kiew wieder Janukowitsch ans Ruder gelangte, übernahm Poroschenko 2012 kurzzeitig das Amt des Wirtschaftsministers.
Link: