Polke besonders gefragt
Mit einem Gesamtergebnis von über 66 Millionen Euro ist das Ergebnis der Versteigerung von 39 Werken aus der Essl-Sammlung im Auktionshaus Christie’s am Montag in London im Rahmen der Erwartungen geblieben. Viele der insgesamt angebotenen 44 Werke bekamen hohe Zuschläge, einige wurden allerdings gar nicht verkauft.
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Das höchste Gebot erzielte „Wolken (Fenster)“ von Gerhard Richter mit 7,92 Mio. Euro. Sigmar Polkes „Indianer mit Adler“ wurde besonders hoch ersteigert. Auf bis zu 2,5 Mio. Euro geschätzt, wurde das Bild um 6,45 Mio. Euro versteigert. Auch die vier weiteren Polke-Werke waren besonders begehrt - in Summe brachten die fünf Werke rund 20 Millionen Euro ein.

APA/EPA/Christies Auction
„Netz“ von Gerhard Richter
Martin Kippenbergers „Ohne Titel (Aus der Serie ‚Handpainted Pictures‘)“ kam auf 3,6 Mio. Euro. Alle Angaben stammen vom Auktionshaus und sind inklusive Aufpreis. Richters „Netz“ blieb mit einem Höchstgebot von 7,3 Mio. Euro jedoch unter dem Schätzwert von 8,8 bis 12,6 Mio. Euro. Es war einem Käufer nach Abschluss der Auktion noch sieben Mio. Euro wert. Christie’s zählte es somit nicht direkt zum Versteigerungserlös von 59,3 Millionen Euro.
Vier Werke nicht verkauft
Die beiden Werke österreichischer Künstler wurden für rund 230.000 Euro (Maria Lassnigs „Zwei Maler, drei Leinwände“) bzw. 336.000 Euro („Der siebente Bezirk“ von Friedensreich Hundertwasser) verkauft. Drei Werke von Martin Kippenberger, Eduardo Chillida und Paul McCarthy wurden nicht verkauft. Eine Arbeit von Andreas Gursky war vor der Auktion zurückgezogen worden.
Insgesamt sollten 44 Werke der Kunstsammlung von bauMax-Gründer Karlheinz Essl von Christie’s versteigert werden. Erwartet wurde ein Erlös von bis zu 60 Millionen Pfund (knapp 76 Mio. Euro). Essl verfolgte die Versteigerung in London.
Essl erleichtert
„Wir können rundum eigentlich sehr zufrieden sein“, so Essl. „Für mich ist es wichtig, dass durch diesen Ertrag, den wir heute bekommen haben, sowohl die Sammlung als auch das Museum langfristig abgesichert ist“, bekräftigte Essl.
Vom „Netz“ von Richter, räumte Essl ein, „hätte ich mir erwartet, dass es etwas höher gegangen ist“. Dafür gebe es aber andere Kunstwerke, „die es bis zum Zehnfachen des Schätzwertes gebracht haben“, so Essl. „Es ist auch eine große Erleichterung. Es haben 50 Prozent der Lose mehr als das obere Schätzvolumen erbracht - das ist eine Leistung, die enorm ist.“
Refinanzierung und bauMax-Rettung
Der Erlös soll teilweise für die Refinanzierung der Rettung der großen Kunstsammlung vor den Ansprüchen der Gläubigerbanken der angeschlagenen Baumarktkette bauMax verwendet werden, teils zur Finanzierung des Betriebs des Essl Museums in Klosterneuburg. Seit Anfang September steht die Sammlung im gemeinsamen Besitz von Familienstiftungen der Familie Essl und des Industriellen Hans Peter Haselsteiner.
Die Werke für die Versteigerung wurden von Christie’s und Essl selbst ausgewählt. Essl selbst soll die zwei Bilder der beiden österreichischen Vertreter Lassnig und Hundertwasser ausgewählt haben - das sei ihm „als Statement“, dass auch heimische Kunst internationale Relevanz habe, wichtig gewesen, erklärte Essl dazu Mitte September.
Weitere „gezielte Verkäufe“ möglich
Weitere „gezielte Verkäufe“ wurden anlässlich der Beteiligung Haselsteiners nicht ausgeschlossen, sie sollen neben der Rekapitalisierung aber „ausschließlich dem Erhalt und Betrieb des Essl Museums“ dienen, sagte eine Sprecherin des Museums Anfang September. Ziel sei es insgesamt, die Sammlung in den wesentlichen Teilen zusammenzuhalten und den Schwerpunkt der Sammlung, die österreichische Kunst, in ihrer Bedeutung zu erhalten. Die künstlerische Verantwortung soll in den Händen des Sammlerehepaars Essl bleiben.
Die Kunstsammlung wurde trotz einer Ausgliederung in eine gemeinnützige Stiftung durch eine fünfjährige Nachhaftung in die finanziellen Schwierigkeiten der Baumarktkette involviert. Im Frühjahr sorgte die Forderung von Essl nach einem Ankauf seiner Sammlung durch die Republik Österreich für Aufregung.
Im Rahmen eines runden Tischs im Bundeskanzleramt zog Essl sein Angebot schließlich zurück, als klar wurde, dass der erhoffte Ankauf durch öffentliche Gelder nicht durchzubringen war. Kolportiert wurde damals ein Buchwert von 86 Millionen Euro. Laut früheren Medienberichten soll sich der Wert der gesamten Sammlung zwischen 130 und 160 Mio. Euro bewegen.
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