Firmensitz nach London verlegt
Mit der offiziellen Fusion mit dem US-Autobauer Chrysler hat für Fiat Mitte des Monats eine neue Ära begonnen. Die Aktien der eigens gegründeten Holding Fiat Chrysler Automobiles (FCA) debütierten an der New Yorker Wall Street. Nach 111 Jahren verlor die Mailänder Börse eine ihrer Spitzenaktien. Auch der Firmensitz wandert von Turin nach London.
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Die traditionsreiche Fabbrica Italiana Automobili Torino, kurz Fiat, kehrte damit ihrem Heimatland Italien den Rücken. FCA hat seinen Hauptsitz nicht mehr in der einst Namen gebenden Stadt im Piemont. Der Sitz des neuen Konzerns wurde aus steuerlichen Gründen nach London verlegt, das Unternehmen nach niederländischem Recht organisiert. Seit wenigen Tagen werden die Aktien nur noch als Zweitnotiz an der Mailänder Börse gehandelt - hauptnotiert ist der Konzern nun an der Wall Street in New York.

Reuters/Max Rossi
Fiat-Chef Sergio Marchionne und Fiat-Verwaltungsratschef John Elkann
Am Mittwoch tagte das Führungsgremium der FCA erstmals am neuen Firmensitz in London. Mit dem Emissionserlös will Marchionne den Marken Alfa Romeo und Maserati neuen Schwung verleihen sowie die Jeep-Sparte weltweit erfolgreich machen. Vor allem in Asien ist die Gruppe bisher nur schwach vertreten. Bis 2018 soll der Absatz insgesamt um 60 Prozent zulegen und der Reingewinn verfünffacht werden.
Sein Ziel sei es, Fiat als zweiten Autokonzern nach Toyota - auf Augenhöhe mit Volkswagen - zu etablieren, sagen Branchenexperten. Sergio Chiamparino, Präsident der Region Piemont und ehemaliger Turiner Bürgermeister, lobte Marchionne wegen seines Sanierungstalents. „Marchionne hat nicht nur den Weg gefunden, Fiat zu retten, sondern auch, daraus einen Weltkonzern zu machen. Er hat auch eine Strategie entwickelt, um die Arbeitskräfte flexibler einzusetzen und dem globalen Wettbewerb effizienter standzuhalten“, so Chiamparino.
Marchionne wird auch Ferrari-Chef
Marchionne übernahm zugleich auch das Steuer der Tochter Ferrari und ersetzte somit den langjährigen Konzernpräsidenten Luca Cordero di Montezemolo. Dieser hatte in den letzten 23 Jahren beim Sportwagenhersteller als Alleinherrscher regiert. Nach enttäuschenden sportlichen Leistungen von Ferraris Formel-1-Team und Meinungsverschiedenheiten mit Marchionne hatte Montezemolo beschlossen, sich von Ferrari zu trennen.
Marchionne, derzeit Italiens bestbezahlter Manager, will selbst bis 2018 bleiben. Bis dahin wolle er den Autobauer mit einem 48 Mrd. Euro schweren Umbauplan in Schuss bringen, dann sei aber Schluss. „Ich werde zweifellos etwas anderes machen“, sagte der 62-Jährige dem Magazin „Bloomberg Businessweek“ zuletzt. Der Manager hatte den Chefsessel bei Fiat im Juni 2004 übernommen. Damals stand das italienische Traditionsunternehmen kurz vor der Pleite.
Agnelli-Familie sichert sich Kontrollrechte
Vor dem Börsengang in New York hatte sich die italienische Industriellenfamilie Agnelli unterdessen umfassende Kontrollrechte bei FCA gesichert. Agnellis Beteiligungsgesellschaft Exor erhöhte ihren Stimmrechtsanteil auf 46,6 Prozent. Hintergrund ist ein spezielles Aktionärsprogramm, das bei der Fusion vereinbart worden war. So erhalten Fiat-Anleger, die ihre Aktien mehr als drei Jahre halten, pro Anteilschein zwei Stimmrechte. Exor habe diese Option für alle 375 Millionen Aktien ziehen können, sagte ein Sprecher der Beteiligungsgesellschaft. Da ein Großteil der übrigen Fiat-Aktionäre dazu nicht berechtigt war, konnte der Agnelli-Clan seinen Einfluss entsprechend ausbauen.
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