Zug entgleist, Autos weggerissen
Seit Donnerstag ist die norditalienische Hafenstadt Genua von schweren Niederschlägen betroffen. Der Fluss Bisagno ist über die Ufer getreten und hat mehrere Stadtteile überschwemmt. Riesige Wasser- und Schlammmassen, die plötzlich durch die Innenstadt strömten, rissen Fahrzeuge mit. Auch in der Nacht auf Samstag tobten Unwetter. Im westlichen Stadtteil brach Panik aus, nachdem Wasser in Wohnungen eindrang.
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„Wir sind noch immer im Alarmzustand. Die Vorhersagen sind nicht ermutigend“, sagte Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli am Samstag, nachdem die starken Regenfälle die Nacht über angehalten hatten. In der Früh war es am Samstag zwar trocken, später setzte aber erneut Regen ein. Auch für Sonntag sind weitere Regenfälle prognostiziert.
Ausnahmezustand hält an
Für die Region um die ligurische Stadt gilt inzwischen bis Montagabend die höchste Warnstufe. Die Hilfsmannschaften sind im Dauereinsatz. Teilweise stieg das Wasser in den Straßen auf eine Höhe von bis zu 1,80 Metern. Die Menschen wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen und sich in den oberen Stockwerken in Sicherheit zu bringen. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest, die versucht hatten, im Chaos Geschäfte zu plündern. Erdrutsche und entgleiste Züge behindern den Bahnverkehr.

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Eine überschwemmte Brücke über dem Fluss Bisagno
Einige Stadtbezirke Genuas waren zunächst ohne Strom. Schulen und öffentliche Gebäude blieben geschlossen. Zahlreiche Gebäude mussten evakuiert, die nahe gelegene Autobahn A12 teilweise gesperrt werden. Auch am Samstag sollen öffentliche Gebäude in der Hafenstadt geschlossen bleiben. Die Rettungskräfte schätzten die Schäden in den betroffenen Bezirken laut Zeitung „La Repubblica“ auf mehrere Millionen Euro. Lokalpolitiker rechnen mit Schäden von mehreren hundert Mio. Euro.
Mann von Wassermassen mitgerissen
Bereits am Donnerstag war ein Mann in den Fluten ums Leben gekommen. Bei dem Todesopfer handelt es sich laut ANSA um einen 57 Jahre alten Krankenpfleger, der wohl beim Betreten des Hauses von den Wassermassen mitgerissen wurde. Die Feuerwehr barg seine Leiche später aus den Fluten, wie die Nachrichtenagentur unter Berufung auf die Einsatzkräfte berichtete.

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Auch außerhalb Genuas gab es schwere Überschwemmungen, wie hier in der Gemeinde Montoggio
Mit dem Schrecken kamen rund 150 Fahrgäste eines Zuges davon, der laut ANSA in Genua gestartet war und wenig später vermutlich wegen eines Erdrutsches aus den Gleisen sprang, aber nicht umfiel. Von den Passagieren sei niemand verletzt worden, der Lokomotivführer habe leichte Blessuren davongetragen. Den ersten Erkenntnissen zufolge waren nur die Lokomotive und zwei weitere Wagen des Zuges entgleist, der sich auf dem Weg nach Turin befand.
„Schande ohne Ende“
Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi erklärte sich mit Genua solidarisch und ließ sich laufend von den Zivilschutzbehörden über die Entwicklungen informieren. Genuas Bürgermeister Marco Doria geriet hingegen stark unter Druck. Er wies Vorwürfe zurück, dass Genua unvorbereitet auf die seit Tagen angekündigten massiven Regenfälle reagiert habe. In einem Ortsteil, der bereits im Herbst 2011 von folgenschweren Überflutungen heimgesucht worden war, wurden Einsatzkräfte von Bewohnern angegriffen und beschimpft.
Als „Schande ohne Ende“ bezeichnete die Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano“ die Lage in Genua, eine Stadt, die in den vergangenen Jahrzehnten Opfer wilder Zubetonierung geworden sei. Die Flussufer seien einzementiert worden. Umweltschützer beklagten, dass zu wenig für die Stabilisierung der von Erdrutschen bedrohten Region Ligurien ausgegeben werde. Bei dem Unwetter 2011 waren sechs Menschen gestorben.
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