Freude und Lob für Hartnäckigkeit
Die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an die beiden Kinderrechtsaktivisten aus Indien und Pakistan, Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai, hat international und auch hierzulande viele positive Reaktionen ausgelöst. Zahlreiche Politiker gratulierten den beiden Preisträgern und würdigten ihren Einsatz im Kampf für die Kinderrechte und das Recht auf Bildung.
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In Pakistan löste die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an Yousafzai Begeisterung aus. Premierminister Nawaz Sharif bezeichnete die 17-jährige Malala als „Stolz Pakistans“. Der private Sender Geo TV berichtete, dass sich die Menschen in Yousafzais Heimatort Mingora im Swat-Tal auf den Straßen gegenseitig zu der Errungenschaft der 17-Jährigen gratulierten.
Begeisterung in Indien
Indiens Premierminister Narendra Modi gratulierte seinem Landsmann Satyarthi. „Die ganze Nation ist stolz auf diesen bedeutsamen Erfolg“, sagte Modi am Freitag. „Kailash Satyarthi hat sein Leben einer Sache gewidmet, die für die gesamte Menschheit extrem wichtig ist“, so der Premierminister weiter. Modi hatte selbst als junger Bub im Teeladen seines Vaters mitgearbeitet.
Auch Präsident Pranab Mukherjee hob die Bedeutung der Auszeichnung Satyarthis hervor. „Der Preis sollte als Anerkennung des wichtigen Beitrags gesehen werden, den die lebendige indische Zivilgesellschaft beim Eindämmen komplexer sozialer Probleme wie Kinderarbeit spielt.“
EU: Starke Botschaft
Auch in Europa waren die Reaktionen überwiegend positiv. Die Spitzenvertreter der EU würdigten die Vergabe des Friedensnobelpreises als Sieg für Millionen von Kindern. „Diese Entscheidung sendet eine starke Botschaft an all jene, die versuchen, das Grundrecht auf Bildung durch Gewalt, Unterdrückung und feige Drohungen zu untergraben“, erklärten EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso am Freitag in Brüssel. Die Preisträger stünden für den unnachgiebigen und außerordentlich mutigen Kampf für Kinderrechte.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz erinnerte an eine Rede, die Malala im vergangenen November in Straßburg gehalten hatte. Mit ihren Worten habe sie damals mehr Unterstützung für all jene gefordert, die nicht zur Schule gehen können: „Diese Kinder wollen kein iPhone, keine Xbox, Playstation oder Schokolade - sie wollen nur ein Buch und einen Stift.“ Schulz dazu: „Die Ausbildung aller Kinder ist von fundamentaler Bedeutung für die Erreichung eines nachhaltigen Friedens.“
Hollande: Kinder sind erste Opfer in Konflikten
Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg gratulierte den Preisträgern, ebenso die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande würdigte in einer ersten Reaktion den Mut und die Hartnäckigkeit der Preisträger.
Hollande erinnerte daran, dass Kinder die ersten Opfer der Konflikte weltweit seien: „Sie sind es, die als erste massakriert oder als Geiseln genommen werden, sofern sie nicht mit Gewalt (als Soldaten) gemustert werden.“ Zu viele Kinder in zu vielen Ländern müssten außerdem auf das Grundrecht der Bildung verzichten, so Hollande. Die deutsche Friedensbewegung nannte die Vergabe an die beiden Kinderrechtler dagegen „mut- und ideenlos“, weil es sich nicht um Vorkämpfer für den Frieden handle.
Obama hat „Ehrfurcht“ vor Mut
US-Präsident Barack Obama würdigte Yousafzai für ihren „leidenschaftlichen und entschlossenen“ Kampf für Kinderrechte. Die 17-Jährige habe sich bei ihrem Engagement auch nicht von einem Anschlag der radikalislamischen Taliban abbringen lassen, sagte Obama am Freitag. „Als die Taliban sie zum Schweigen bringen wollten, hat Yousafzai ihre Brutalität mit Stärke und Entschlossenheit gekontert“, so Obama. Ihr Mut habe ihn „mit Ehrfurcht erfüllt“.
US-Außenminister John Kerry bescheinigte beiden Geehrten einen „motivierenden und inspirierenden Kampf“ für die Rechte von Kindern. Den Preis hätten sowohl Yousafzai als auch Satyarthi „vollkommen verdient“.
Vatikan: Bedeutende Menschen ausgezeichnet
Der Vatikan hofft darauf, dass die Vergabe des Friedensnobelpreises an Satyarthi und Yousafzai tatsächlich etwas bewirken wird. „Wir glauben, dass zwei bedeutende Menschen ausgezeichnet wurden. Wir freuen uns, dass sie diese Anerkennung bekommen haben, und hoffen, dass es eine Unterstützung für gute Dinge ist“, sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi laut Nachrichtenagentur ANSA am Freitag.
Die Möglichkeit, dass der zuvor auch als Favorit gehandelte Papst Franziskus die Auszeichnung bekommen könne, habe während der Beratungen bei der Familiensynode in Rom am Freitag keine Rolle gespielt, so Lombardi. „Ich muss sagen, dass nur wenige in der Versammlung sich dieser Möglichkeit bewusst waren.“
UNO: Rechte der Kinder in aller Welt stärken
Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Prinz Said Raad al-Hussein, würdigte ebenfalls den enormen Mut der beiden Friedensnobelpreisträger. Trotz mächtiger Feinde kämpften sie in vorderster Front für die Menschenrechte, hieß es in einer am Freitag in Genf veröffentlichten Erklärung. Das sei ein starkes Signal für das weltweite Ringen für Kinderrechte. „Ich hoffe, diese Anerkennung für die Arbeit dieser beiden außerordentlich begeisternden Menschenrechtskämpfer wird den politischen Willen der Staaten und die Anstrengungen von Menschen und Institutionen für die Rechte der Kinder in aller Welt stärken, die das verletzlichste und wertvollste Gut sind, das wir haben“, erklärte er.
Die UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) sprach in Bezug auf die Vergabe des Preises von einer „überwältigenden Botschaft an die Welt“. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete Yousafzai als „starkes und beeindruckendes Mädchen“. „Malala ist ein fantastischer Mensch“, sagte der frühere norwegische Ministerpräsident der Nachrichtenagentur NTB. „Sie hinterlässt einen sehr starken Eindruck bei allen, die sie trifft.“
Kurz würdigt Mut
In Österreich gratulierte Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) den beiden Kinderrechtsaktivisten über Twitter. Beide hätten außergewöhnlichen Mut als Verteidiger der Menschenrechte gezeigt, hieß es. Grünen-Chefin Eva Glawischnig freute sich ebenfalls über die Entscheidung und sah darin „eine Stärkung für den weltweiten Kampf für das Recht auf Bildung und gegen Kinderarbeit.“ Yousafzai sei zu einem „Symbol geworden - für Menschen, die mutig gegen Ungerechtigkeiten vorgehen und sich für eine Stärkung von Menschenrechten einsetzen“, hieß es in einer Aussendung.
Ihre Parteikollegin und Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Ulrike Lunacek, beglückwünschte das Nobelkomitee für „die Entscheidung, die nicht besser hätte ausfallen können“. Der Friedensnobelpreis werde Yousafzai und Satyarthi noch mehr weltweite Aufmerksamkeit und Unterstützung für ihre Arbeit bringen, sagte sie.
„Ausgezeichnete Wahl“ für SPÖ
Petra Bayr, SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung, sprach von einer „ausgezeichneten Wahl“. Es sei ein „wichtiges und richtiges Signal, dass mit dem Friedensnobelpreis an Malala der bewundernswerte Einsatz einer jungen Frau gewürdigt“ werde, „die sich trotz eines Schussattentats weiterhin mit ganzer Kraft für ein Grundrecht aller Menschen engagiert - nämlich dafür, lernen zu dürfen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft“, hieß es in ihrer Aussendung. Mit Kailash Satyarthi werde ein unermüdlicher Kämpfer für Kinderrechte geehrt, der sich seit mehr als 30 Jahren für die Abschaffung von sozialer Ungerechtigkeit und Sklaverei, besonders jener von Kindern, einsetze.
UNICEF Österreich freute sich ebenfalls, dass Kinderrechtsaktivisten ausgezeichnet wurden. „Dass sich darunter eine Jugendliche befindet, ist ein wichtiges Signal an die ganze Welt: Friede fängt bei den Kindern an und bei der Erfüllung ihrer Rechte,“ hieß es.
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